Warum mögen die Deutschen Thomas Mann so sehr?
Ich habe die Buddenbrooks und den Zauberberg gelesen und fand beides furchtbat langweilig. Wenn man zudem liest, wie er mit seinen Kindern und Geschwistern umging, scheint er eine ziemliche Kotzkrücke gewesen zu sein.
10 Antworten
Möglicherweise ist es eine Frage des Alters, ob man sich auf Thomas Mann und seinen Schreibstil einlassen mag. Oder eben auch nicht. Ich habe sehr viel von ihm gelesen,- und je älter ich wurde, desto mehr hat mich seine umständliche Art zu schildern, gefesselt. Und auch sein sehr skuriler Humor, den man beim Zauberberg erst mit wachsender "Reife" -sprich "Gelassenheit" nachvollziehen kann. Das klingt sehr abgehoben, weiß ich. Aber Thomas Mann ist eben das Gegenteil von Action,- und seine Menschen sind (genau wie er selbst) schon sehr "speziell"- das kann man mögen, muß es aber nicht. Ich mag auch die geschichtlichen Romane seines Bruders (z.B. Henry IV) sehr, habe aber beim "Untertan" die Geduld verloren. Weil die Menschen eben doch sehr so geschildert werden, wie sie damals waren. Bei der Familie Mann sollte man versuchen, sich von den schreibenden Personen ein wenig "frei zu machen",- und ; man muß bereit sein, in eine ganz andere Welt zu gehen. Die von früher - mit langen, umständlichen Schilderungen. Das erfordert Zeit,- Geduld - und ,wie gesagt, ich vermute auch Alter. Daß ich mich für die Mann-Familie (als Autoren) begeistern kann, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Er konnte halt gut schreiben, aber nicht jeder schätzt seinen Stil. Er weiss sehr viel und hat viel Wissen in seine Bücher einfliessen lassen (u.a. das, was dir beim Zauberberg wahrscheinlich so langweilig vorkommt).
Was ich sehr spannend fand war "Königliche Hoheit", und auch den 1. Band von "Joseph und seine Brüder" fand ich sehr ansprechend. Bei Zauberberg und Doktor Faustus wurde mir auch eher langweilig...
Die Frage der Langeweile gerade in deutschen Romanen (die man zur literarischen Kunst rechnet) wird mit Recht gestellt. Auch Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (ganz zu schweigen von den „Wanderjahren“) reißt einen nicht gerade vom Hocker; die „Wahlverwandtschaften“ sind da schon interessanter, aber auch hier vergeht man bei der Lektüre nicht gerade vor Spannung. Selbst wenn ich den Tolstoi-Roman „Krieg und Frieden, 1500 Seiten stark, in Angriff nehme, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich immer wieder zwischendurch gähnender Weise stecken geblieben bin; eigentlich habe ich das massige Werk nie zu Ende gelesen. Bei Tolstoi, auch bei Goethe kann man sich allerdings am virtuosen Stil erfreuen; weniger an Thomas Manns stark hypotaktischer (d.h. mit vielen Schachtel-Nebensätzen gespickter) Schreibweise (auch Goethe schachtelte gern).
Was liebt man nun am deutschen "Kunst"-Roman, wie z.B. dem „Zauberberg“ von Thomas Mann? Die treffende Personen-charakteristik, der gekonnte Einsatz von Motiven und Metaphern und die meisterhafte Konstruktion der verschiedenen, aufeinander abgestimmten Handlungsverläufe – sie können, wenn sie dem Prinzip der Kunstwahrheit entsprechen, beeindrucken. Gerade dieses Aufscheinen der Wahrheit verleiht dem Kunstwerk einen Glanz, der den Leser erfreut; allerdings nicht jeden Leser, vor allem den ungeduldigen nicht, der eher Unterhaltung und Spannung fordert.
Die fehlende Spannung im deutschen Roman hängt vermutlich mit dem Bestreben deutscher Autoren zusammen, ja Elemente der Trivialliteratur wie Spannung und Unterhaltung zu vermeiden, und nichts als reine (von Unterhaltungsroman-Komponenten befreite) Kunst zu liefern, auch um den Preis der dann zwangsläufig einsetzenden Langeweile.
Gut gefallen haben mir dagegen die Erzählungen von Thomas Mann, wie „Tristan“ oder „Tonio Kröger“. Sie sind kürzer und geraffter, und da bekanntlich in der Kürze die Würze liegt, wirken diese kurzen Werke auf jeden Fall interessanter als die ausufernden Romanwerke Manns.
Dein unqualifiziertes Schmähurteil schockiert mich. Thomas Mann war einer der größten Schriftsteller des 20. Jhdt !!! Gerade der Zauberberg ist so was von spannend und gehaltvoll, dass man diesen Roman nicht mehr vergißt, so sehr kann er einem bezaubern. Für mich war der Zauberberg einer meiner besten Romane, den ich aus Faszination heraus zweimal las.
Buddenbrocks ist gleichfalls beeindruckend, wenn auch nicht an den Zauberberg heranreichend, man kann so recht viel über das Bürgertum erfahren.
Ich glaube du hast noch nicht die Reife für Thomas Mann, lies ihn daher in spätreren Jahren, dann erst wirst du ihn würdigen können.
Was heißt hier "unqualifiziertes Schmähurteil"?
Das kannst du doch gar nicht beurteilen. Du kennst den Fragesteller nicht.
Auch ein Thomas Mann ist letztlich "Geschmackssache".
Deine Zweifel an der Reife des Fragestellers finde ich arrogant und beleidigend.
Es geht nicht um den Menschen Thomas Mann sondern um sein Werk-und das gehört sicher zu den bedeutendsten der Literaturgeschichte.
Wie er mit seinen Geschwistern umgegangen ist spielt da überhaupt keine Rolle, und wenn Du Thomas Mann nicht interessant findest , spricht das mehr gegen Dich als gegen Mann...