Warum lassen sich ökologische & soziale Ziele nicht mit wirtschaftlichen Zielen vereinbaren?

7 Antworten

Ich fürchte, Dein Problem ist, dass Du eine sehr festgezurrte Einstellung von wirtschaftlichen Zielen hast. Zwischen ökologischen und sozialen Zielen gibt es prinzipiell keine Konflikte mit wirtschaftlichen Zielen. Auch ökologische und soziale Ziele müssen letztlich wirtschaftlich umgesetzt werden, d.h. mit Erfolg, denn auch die können von Misserfolgen nicht leben. Was Du wahrscheinlich meinst, könnte sein, dass es zwischen verschiedenen, die Wirtschaft betreffenden Zielen Zielkonflikte geben kann und gibt. Dazu kommt, dass viele der ebenfalls wirtschaftlich umzusetzenden Ziele von gesellschaftlichen Wertungen abhängen, die als Vorgaben die Maßstäbe für Erfolg und Misserfolg setzten. Das ist aber kein Problem der "Wirtschaft", sondern ein Problem politischer Zielsetzung.

Schau Dir nur mal an, wie schwer sich die Grünen in Hessen mit Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir tun, wenn es um den Frankfurter Flughafen geht. Es ist halt ein Unterschied, ob man in der Opposition mal munter drauflos fordern kann oder ob man Verantwortung für eine funktionierende Wirtschaft in Hessen und vor allem dessen Motor, das Rhein-Main-Gebiet hat. Da ist man ganz anders mit den Zielkonflikten konfrontiert. Letztlich bestimmt die Politik und der Wähler, welches Bündel an Zielen ihnen wichtig ist und welche Prioritäten gesetzt werden.

Dazu kommt, dass es falsch ist, ökologische und soziale Ziele nicht als "wirtschaftliche Ziele" zu betrachten. Hier geht es eher um Fristen, um kurzfristige oder mittel- oder langfristige Ziele. Das Problem ist, dass viele Entscheider dazu neigen, immer eher die kurzfristigen Ziele zu erreichen und die langfristigen zu vernachlässigen. Dazu kommt, dass es theoretisch mit den langfristigen Zielen die größten Differenzen gibt, was ihre Ausgestaltung angeht. Bei allem jedoch kommt es vor allem immer darauf an, dass die Aufklärung der Menschen vorankommt und sich mehr um diese Probleme bemühen. Wirtschaftsexperten sind dazu da, Wege der Umsetzung und - die gibt es halt immer und überall - die anfallenden Kosten aufzudecken. Wirtschaften heißt, mit begrenzten Mitteln umzugehen und möglichst viele angestrebte Ziele effektiv zu erreichen. Soziale und ökologische sind nur zwei davon. Dabei gehören Vollbeschäftigung und stabile Preise als soziale Ziele zu den erklärtermaßen vorrangigen.

Miteinander vereinbaren geht schon, aber oftmals gibt es zwischen diesen Zielen Zielkonflikte. 

Nehmen wir ein einfaches Beispiel:

  • Wirtschaftliches Ziel: Gewinn steigern
  • Soziales Ziel: Arbeitsplätze schaffen
  • Ökologisches Ziel: Reduzierung des CO2-Ausstoßes

Die Steigerung des Gewinns geht z.B. indem man die Kosten senkt. Das kann durch eine automatisierte Produktion geschehen. Je mehr automatische Maschinen man allerdings einsetzt, desto weniger Arbeitskräfte benötigt man. In diesem Fall würde man in Konflikt mit dem sozialen Ziel kommen. 

Wenn man bei Neuanschaffung einer Maschine nun ein besonders umweltfreundliches Modell nimmt, dass teurer ist aber produktionstechnisch keinen Mehrwert bietet, steht das auch in Konflikt mit dem wirtschaftlichen Ziel.

Ich hoffe anhand dieses Beispiels konntest du es etwas nachvollziehen. :-)

alalae 
Fragesteller
 13.09.2015, 21:36

vielen lieben Dank dass Sie sich die Zeit genommen haben, Sie haben mir echt weitergeholfen! :-)

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das kommt auf das Herrschaftsmodell und auch auf die Wachstumsraten der Wirtschaft an

Zum einen geht Deine Frage in die Richtung 'Ist der Zustand der Umwelt ein freies Gut'?

Außerdem ist es die Frage ob bei reiner Profitorientierung der einzelnen Wirtschaftssubjekte überhaupt ein Interesse an volswirtschaftlichen Ziele möglich ist.

Betrachte die BRD West in den 50´er Jahren. Würde man heute in der BRD ein Unternehmen noch profitabel führen können? Im Rhein gibt es wieder Fische. Das war eine Zeit lang nicht der Fall.

Die Fragestellung/Diskussion entstammt den 80´er Jahren. Bei heutigen Haftungsbedingungen und Strafen ist die Frage anders zu stellen: Kann man ohne die Beachtung von ökologischen und sozialen Fragen einen Profit erzielen?

Interessant dabei auch, dass gerade die modernen kapitalistischen Großunternehmen wie Microsoft und ähnlich freiwillige soziale Maßnahmen treffen, was z.B. den Mutterschutz in den USA angeht. Dort gibt es gesetzlich keinen. Auch keinen Erziehungsurlaub usw. Wenn die deutschen Unternehmen auf dem gesetzlichen Standard bleiben, dann werden die auch hier Probleme bekommen.

Wenn der Facharbeitermangel tatsächlich ein Problem für die nächsten Jahre darstellt, dann werden die Unternehmen die nicht mehr Wertschätzung ihrer Belegschaft entgegen bringen ganz große Probleme bekommen. Allerdings wird hier die Schere zwischen kleinen und am Weltmarkt orientierten Unternehmen weiter aufgemacht werden.

Keine Sorge! Auch diese genannten Ziele werden wirtschaftspolitisch alltäglich so vereinbart wie z.B. die Ziele von Wirtschaftswachstum und Inflation, Luftverschmutzung gegen Gesundheitskosten oder Straßenbeleuchtungskosten gegen Mortalitätskosten auf Verkehrstrassen. Deine Sorge verrät schon ein sehr blindes Vertrauen in den Kapitalismus!