Warum lässt man Katzen freien Lauf, Hunden aber nicht?

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Eine wirklich kluge und interessante Frage - die leider zu einem absolut unnötigen "Shitstorm" (ich erlaube mir dieses Wort mal, steht ja schließlich auch im Duden!) bezüglich Hunden geführt hat. Ich schließe mich der allgemeinen Meinung zwar an, dass Hunde potenziell mehr Schaden anrichten können, aber Aussagen wie "sie sind oft aggressiv gegenüber Artgenossen" oder "von ihnen geht eine Gefahr aus" sind überflüssig und unsachlich.

Ich würde sogar mal so weit gehen zu behaupten, dass ein freilaufender Hund sich Artgenossen gegenüber aufgeschlossener und weniger aggressiv zeigt als ein Kater. Ein Hund wird eher dazu neigen, sich einem Rudel anzuschließen, weil Hunde grundsätzlich sozialer veranlagt sind als Katzen. Ein gut sozialisierter Welpe/Junghund/Erwachsener fängt normalerweise keinen Stress mit anderen Hunden an. Derjenige, der diese Aussage getroffen hat, hat anscheinend selbst schlechte Erfahrungen mit unerzogenen Hunden gemacht. Eigentlich sind das aber hochsoziale Tiere, die mit Artgenossen keine Probleme haben sollten, wenn die Voraussetzungen stimmen.

Erst gestern habe ich mir dieselbe Frage gestellt: Warum kann man Katzen einfach so frei herumstreifen lassen, während man den Hund dreimal täglich ausführen muss? Wäre es nicht viel einfacher, die Tür aufzumachen und den Hund direkt hinterherzuschmeißen?

Nach Hause finden würden wohl beide, um die Diskussion unter einer anderen Antwort mal aufzugreifen. Ein Wolf hat schließlich auch ein Territorium von vielen Kilometern, der verläuft sich auch nicht. Wenn man also nicht gerade fünfzig Kilometer weit wandert oder der Hund sehr vergesslich ist, wird auch er wieder zurückfinden. Es kann gut sein, dass das bei manchen Hunden nicht mehr so ausgeprägt ist, weil sie ja eigentlich sehr nah am Menschen gehalten werden und selten darauf angewiesen sind, ihren Weg zurückzufinden - im Gegensatz zu Katzen. Trotzdem denke ich, dass ein Hund, der seinen Weg selbst wählen kann, auch darauf achtet, dass er wieder nach Hause zurückfindet.

Grundsätzlich geht es ja, einen Hund frei rumlaufen zu lassen - siehe Streuner in den östlichen und südlichen Gefilden. Ich hab noch nicht gehört, dass ein Hund da Passanten angefallen haben sollte, und diese Hunde lernen ebenso schnell wie Katzen, den Autos auszuweichen, um nicht überfahren zu werden. Ich weiß nicht, wie die Mentalität bsp. in Rumänien diesbezüglich ist, aber ich glaube nicht, dass es für die Leute dort komisch ist, wenn auch Hunde frei rumlaufen.

Man muss natürlich auch sagen, dass diese Streuner stark verwildert sind. Hierzulande könnte man niemals einen Welpen vom Züchter zum Freigänger kriegen - es ist oberstes Gebot eines Züchters, aus seinen Welpen aufgeschlossene, menschenfreundliche Hunde zu machen. Ein streunendes Tier, sei es Katze oder Hund, hält sich grundsätzlich von Menschen fern, und nur unter den Umständen ist Freigang auch tolerierbar. Es wäre nicht zu verantworten, zum Beispiel eine Dogge frei herumlaufen zu lassen, wenn sie sich freudig auf jeden Menschen stürzt. Hunde sind eben einfach aufgeschlossener und menschenbezogener als die meisten Katzen, und es gibt auch viel mehr Vorurteile gegen sie. Außerdem wäre es für Leute, die eine Phobie gegen Hunde haben, wohl ein Albtraum, wenn plötzlich alle ihre Hunde ohne Beaufsichtigung herumlaufen ließen.

Ich denke, der Jagdtrieb spielt auch eine große Rolle. Es gibt zwar Hunde mit keinem oder wenig Jagdtrieb, aber es gibt auch die, die ihr ganzes Leben streng beaufsichtigt werden müssen, damit sie kein Wild jagen. Wenn sie dabei vom Jäger erwischt werden, können sie (solange kein Mensch in der Nähe ist) sogar erschossen werden. Und das will ja keiner.

Scherina  12.07.2013, 22:04

sehr gute antwort, dh..

nur zum letzten teil mit em jagttrieb möchte ich was hinzufügen.. man hört ja schon mal, dass ein hund wild erwischt hat, aber der erfolg bei hunden, die keine jagtliche ausbildung haben hält sich wohl eher in grenzen

bei katzen mit hohem jagttrieb sieht das aber anders aus, die fangen immer wieder mäuse, vögel ect.. iwo bei england dürfen die leute deshalb nurn och 2 katzen pro haushalt halten und sind verpflichtet, sie mit klingelhalsbändern auszustatten, weil dort fast alle kleineren tiere von den katzen erlegt wurden

das würde bei hunden denke ich nicht passieren, kenne wenige hunde die ein gesundes reh im spurt erwischen könnten

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Laura3495  12.07.2013, 23:28
@Scherina

Ein Reh wahrscheinlich nicht, zumal ja noch lange nicht jeder Hund groß genug ist, um eins zu erlegen, aber hier bei uns dürfen die Hunde auch keine Hasen/Kaninchen wildern. Die sieht man aber ziemlich oft mitten auf den Feldern, und die gehen auch so gut wie nie laufen, wenn sie einen Hund sehen. Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Hund mit entsprechender Veranlagung sich einen Hasen schnappen kann, und wenn die Freigänger sich zu einem Rudel zusammentun, dann erst Recht. Ich glaube, da gäbe es mehr Probleme als bei Mäusen und Vögeln, aber jede Art von übertriebener Jagd ist letztendlich nicht gut. Mein Hund jagt gar nicht, er hatte aber auch nie das Verlangen danach - deshalb kann ich nicht sagen, ob er jemals einen Hasen erwischen würde. Und ein Reh würde ihn zum Frühstück verspeisen :-D

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Scherina  13.07.2013, 14:48
@Laura3495

wenn die hasen 2 mal sehenb, was passiert, wenn sie nicht laufen werden sie aber laufen..

ist bei uns auch so, hier sind auch ne menge kaninchen aufm feld.. die konnte man fast schon anfassen, so nah konnte man ran (auch mit hund).. bis dann mal 2 gerissen wurden.. jetzt sind die weg, wenn die nen hund sehen

die meisten großen hunde sind aber zu schwerfällig und allgemein sind die meisten hunde ja eher unerfahren, schleichen sich falsch an, rennen zu früh los ect

aber wo sieht man heute noch hasen ect? die haben meistens so eine kleine grünfläche, da ist der bau nie weit weg

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Das ist eine sehr interessante Frage welche auch eindeutig beantwortet werden kann.

Das liegt in der Geschichte des Hundes beim Menschen - in unserer Mitteleuropäischen Kultur (!) - begründet!

Der Hund - als das älteste Haustier (oder Kulturfolger) des Menschen hat - wie die Forschung heute beweist einen angeborenen Hang mit dem Menschen eng, in sehr enger Sybiose zusammen zu leben.

Das ergab im Hochmittelalter dann Probleme - als sich die Menschen massenweise vermehrten (in Mitteleuropa) was zu den Völkerwanderungen und "Eroberungen" fremder Kontinente durch Mitteleuropäer führte.

In dieser Zeit lebten Menschen dicht gedrängt, in unvorstellbaren Umständen (Hygiene, räumlich) in rasch wachsenden Städten zusammen. Der monotheistische Glaube begünstigte es nicht mehr, dass andere Lebewesen als "Lebewesen gleicher Weise" geachtet würden, der Hund sozusagen als Gesundheitspolizei in den Strassen (bis vor Kurzem noch so in Asien/ teils auch heute in Asien funktionierte.

Es begannen "Vernichtungsfeldzüge gegen frei sich vermehrende Strassen- früher Pariahhunde" Dem Hund wurde der Anteil an Unrat in den Strassen nicht mehr zugestanden.

Das bedeutete die Zunahme von Seuchen - welche fälschlich dann den verwilderten Hunden zugesprochen wurden, so zum Beispiel die Seuchenzüge der Pest. In die Zeit der auffallenden "Bekämpfung frei sich vermehrender Hunde" durch die mittelalterliche Gesellschaft fallen auffallend die Hauptseuchenge der Pest, Cholera usw.

http://www.brandenburg1260.de/hund-im-ma.html

Sehr interessanter Lesestoff ist in dem Link....

Ob der Länge zur Frage, schreib ich gleich weiter....

YarlungTsangpo  13.07.2013, 07:46

Hunde haben anders - als Katzen also den angeborenen Hang nicht nur alleine Kleinsäuger zu erjagen, sondern im Abfall und Unrat des Menschen nach fressbarem zu suchen. Sie fressen Aas - alle Aasfresser haben in menschlichen Gesellschaften des Monotheismus ( Christentum, Judentum, Islam) einen schweren Stand, gelten als "unreine Seuchenüberträger".... (Siehe auch Tollwut)

....obwohl sie doch - heute wiedergewonnenen Erkenntnissen zufolge dadurch als Gesundheitspolizei des Menschen und in der Natur dienen.

So wurden also im Hochmittelalter Vorschriften erlassen welche Hunden das freie Streunen, Herumlaufen, Jagen und beschützen der Bauernhöfe vor den Adelsherren untersagen sollten....

Dieser "Brauch - Hunde anzubinden, an die Kette zu legen, einem Hund einen Prügel anzubinden" - sowie auch die unhaltbaren Vorurteile dass Hunde unrein wären (unreiner als Menschen?!) und aggressiv wären.... Hat sich bis heute in unserer Gesellschaft erhalten...

Auch Katzen jagen, erlegen Rehkitze und Junghasen, sind für den massenweisen Tod von Vögeln verantwortlich zu machen...Auch Katzen können Tollwut übertragen, gelten aber nicht "als unreine Tiere" nachdem Katzen sich ausschließlich mit Frischfleisch versorgen.

Zudem können Katzen komplett auswildern und suchen nicht mehr die Nähe - anders als Hunde - des Menschen. Hunde leben und lebten - wie heute die Stadttauben, oder Ratten - immer dicht als Kulturfolger in der Nähe des Menschen.....

Diese Geschichte des Hundes also im Mittelalter sorgte dafür - dass Hunde bis heute in unserer Kultur - nicht frei herumlaufen können.

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Wir haben hier im Dorf einige "liebe" Nachbarn, die für ihren Wuffi die Haustür aufmachen, ihn springen lassen und sich auf diese Weise das Gassigehen sparen. Die Crux ist, daß wir in der Siedlung lt. Bebauungsplan nicht mal Zäune ziehen dürfen und somit immer aufpassen müssen, ob Nachbars Fiffi nicht wieder eine Tretmine vor die Terrassentür gelegt hat.

vanillaschote  14.07.2013, 18:19

In unserem Haus wohnen zwei Hunde, es wird peinlichst darauf geachtet, dass ja nicht liegenbleibt, die Nachbarskatze schei.t das ganze Grundstück voll, wir müssen auch aufpassen wohin wir treten.

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Hunde werden nicht immer an der Leine gehalten, meine Kleine darf auch ohne laufen, je nachdem wo wir sind. Wenn Hunde gut erzogen sind kann man das machen, ich finde es auch blöd wenn Menschen auf Hunde hysterisch reagieren aber bei Katzen nichts sagen. Unsere Nachbarskatze ist ein total bescheuertes Vieh, es wartet im Gebüsch um dann anzugreifen, das macht meine Hündin nicht. Man muss eben immer unterscheiden, normalerweise sind Katzen friedliche, unabhängige Wesen die den Menschen nicht ständig um sich haben müssen, Hunde sind Rudeltiere die mit ihren Menschen zusammen sein wollen. Meine Kleine will gar nicht ohne mich irgendwohin gehen, eine Katze würde das anders sehen.

die meisten Hunde sind deutlich größer als Katzen und durchaus in der Lage, einen Menschen nachhaltig zu verletzten oder auch beispielsweise im Straßenverkehr großen Schaden anrichten können etc.... darum gelten gesetzlich für Hunde bestimmte Richtlinien, die für Katzen nicht gelten, die rechtlich gesehen als Kleintiere gelten.