Warum kommen fast alle Bücher über Lebens- und Erfolgsmanagement aus den USA?

3 Antworten

Die meisten Europäer wissen, dass in solchen Büchern nur Schwachsinn zu lesen ist in einem Gemisch von Gemeinplätzen und langweiligen Erfolgsstorys.

Bislang wurde noch kein Personalchef bekannt, der bei Bewerbungs-Gesprächen nach der Lektüre von so allgemeinem blödem Erfolgsnonsens fragt anstatt nach tatsächlichem Können und der bisherigen Karriere.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.12.2023, 23:52

trotzdem braucht man eventuell solche Bücher um überhaupt das Auswahlverfahren des Personalers zu bestehen! Ansonsten: wir merken im Alltagsleben in Europa, dass die Europäer im Vergleich zu den Amerikanern eine enorme Ineffizienz aufweisen die sich fast überall bemerkbar macht.

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dompfeifer  31.12.2023, 00:48
@Rotfuchs716

O.K. Informationen zum Assessment-Center sind natürlich hilfreich zur Vorbereitung von Auswahlgesprächen, so ähnlich wie die Lektüre der Straßenverkehrsordnung hilfreich ist für die bevorstehende Führerscheinprüfung. Dazu gibt es es genug spezielle Literaturangebote. Die Auflistung solcher Angebote zähle ich zu den Gemeinplätzen.

Meine Kritik bezieht sich auf diese Sammelsurien von allgemeinen, abstrakten Lebensweisheiten, wie man sie z.B. bei dem "Mentalpositivisten" Oscar Schellbach ("Mein Erfolgssystem") findet oder bei Erich Fromm "Die Kunst des Liebens".

Das letztgenannte Buch überlas ich vor Jahrzehnten einmal ganz flüchtig quer und amüsierte mich gleich anschließend am Biertisch über diesen ganzen Nonsens, indem ich Buch-Zitate aus meiner Erinnerung fast gleichlautenden Fragmenten aus Schlagertexten gegenüberstellte. Dabei bemerkte ich, dass ich über diese literarischen Exzesse im Namen der Wissenschaft gleich eine Doktorarbeit schreiben würde, wenn ich gerade Langeweile hätte. Einer meiner zufälligen Zuhörer nahm das ernst und promovierte über das Thema umgehend mit meiner Unterstützung erfolgreich zum Doktor der Psychologie.

Zur Allgemeinbildung der amerikanischen Bevölkerung habe ich übrigens etwas andere Erfahrungen gemacht, aber das ist ein anderes Thema. Bemerkenswert finde ich nur, dass dort häufig reine Geisteswissenschaftler Karriere in der Wirtschaft machen, wie z.B. einer meiner besten Freunde in den 60er Jahren.

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dompfeifer  31.12.2023, 10:18
@Rotfuchs716

Ich habe doch nichts gegen die Leute, die im Namen der Wissenschaft ihre Leser mit plattem Nonsens unterhalten, das ist schließlich ihr Geschäft.

Ich habe nur etwas gegen jene Leser, die solchen Nonsens für seriöse Wissenschaft halten.

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Weil die Kultur der Amerikaner komplett auf Arbeit und Erfolg aus ist. Die meisten Bücher sind aber Quatsch.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.12.2023, 23:29

was hast du an dieser Art Literatur auszusetzen?

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EpicMacer  30.12.2023, 23:31
@Rotfuchs716

das Problem ist das jeder diese Bücher Scheiben kann und der Durchschnitts Bücher Kunde keine Ahnung davon hat ob darin nur misst steht oder wirkliche Sachen die funktionieren

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.12.2023, 23:33
@EpicMacer

Man kriegt zumindest Konzepte zum Ausprobieren. Ich hab selten solche Bücher gelesen die mir garnichts brachten!

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Das liegt am kapitalistischen, leistungs- und statusorientierten Menschenbild der USA

Nur wer die Liste: "mein Haus, mein Auto, mein Swimmingpool" vorweisen kann, gilt als erfolgreich. Bescheidenheit ist dort nicht gefragt.

Außerdem verlangt die Gesellschaft stets hundertprozentige Leistungsfähigkeit. Wer nichts leisten kann, stürzt ab. Das soziale Netz gibt es dort faktisch nicht.

Außerdem werden traditionelle Praktiken wie Meditation zu reinen Werkzeugen zur Selbstoptimierung degradiert - höhere Resilienz = Mehr Leistungsfähigkeit.

Mit dem realen Leben haben diese ganzen Lebenshilferatgeber aber herzlich wenig zu tun und dienen wiederum nur der Gewinnmaximierung ihrer Autoren.

Glückskeks-Weisheiten sind genau so gehaltvoll und bieten auch noch Knabberspaß

Ich persönlich kann nur ein einziges Buch für Führungskräfte empfehlen, dass mir ein Freund mal geliehen hat.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.12.2023, 23:39

wenn die Bücher nichts nutzen würden wären sie wahrscheinlich nicht kommerziell erfolgreich. Irgendwas lernt man daraus schon, meistens jedenfalls.

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Enzylexikon  30.12.2023, 23:43
@Rotfuchs716

Oft ist das einfach alter Wein in neuen Schläuchen.

Volksweisheit: "Jeder ist seines Glückes Schmied".

Esoterik-Blabla: "Jeder kann sein Karma beeinflussen"

Manager-Sprech: "Sie sind der Lenker ihres Erfolgs!"

Unterschiede:

Die erste Version ist kostenlos.

Die zweite Version steht in einem Lebenshilfe-Ratgeber für 20 Euro.

Die dritte Version stammt aus einem Management-Seminar für 1.200 Euro.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.12.2023, 23:46
@Enzylexikon

Die Preissteigerungen sind da insofern gerechtfertigt als das manche erstmal anhand von Beispielen lernen müssen wie sie die Erfolgstheorien in der Praxis umsetzen könnten.

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Enzylexikon  30.12.2023, 23:48
@Rotfuchs716

Bei dem, was diese Coaches durch Bücher, DVDs und Seminare verdienen, könnten sie einen Bruchteil der Gage verlangen - aber das widerspräche natürlich wiederum dem Grundsatz der Gewinnmaximierung durch Verkauf von Binsenweisheiten. Für mich ist das einfach Abzocke durch charismatische Redner.

Wie gesagt. das kommt dem US-Kapitalismus-Denken entgegen. Mich stößt es eher ab.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.12.2023, 23:50
@Enzylexikon

Um das zu beurteilen müsste man die Seminare schon mal besucht haben. Einige solcher Seminare können Angestellte eventuell auf Kosten ihrer Firma besuchen. Wenn die Seminare den Teilnehmern entsprechenden Erfolg bringen sind hohe Preise gerechtfertigt vor allem bei Geschäftskunden.

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SashaMu66  31.12.2023, 00:34
@Rotfuchs716

Ich war in fast 40 Jahren Berufsleben auf einigen Seminaren. Viele waren reine Geldmacherei. Was von den USA rüberschwappt, ist hier oft nicht zu gebrauchen, weil wir gsnz anders ticken.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 31.12.2023, 00:36
@SashaMu66

Die Amerikanisierung Europas schreitet jedoch unaufhaltsam fort. Von Fastfood über Cocooning bis zu Managementstilen.

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SashaMu66  31.12.2023, 09:15
@Rotfuchs716

Das geschieht schon seit der Besatzung. Dennoch funktioniert hier nicht alles. Jedenfalls nicht im Bereich der normalen Arbeitnehmer. Weil die Rahmenbedingungen hier ganz andere sind. Der Bereich Management funktioniert eher, weil international. Aber der Mittelstand, der die meisten Arbeitsplätze bietet, lernt besser von hiesigen erfolgreichen Mittelständlern. Diese Du-kannst-alles-schaffen-Mentalität z.B. ist ja auch wieder vom Tisch.

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