Warum können so viele IT-Absolventen nicht richtig programmieren?

6 Antworten

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Ich habe eine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung gemacht und anschließend noch Wirtschaftsinformatik studiert.

Und bei mir war es so:

In der Ausbildung war das Niveau der Berufsschule schon relativ niedrig. Aber prozentual war der Programmier-Anteil relativ hoch. Und im Betrieb habe ich ca 80% meiner Arbeitszeit damit verbracht zu Programmieren. Das heißt in der Ausbildung wird sehr sehr viel praktisch programmiert und dementsprechend kann man es hinterher auch einigermaßen. Vorausgesetzt man hat auch einen Ausbildungsbetrieb in dem man was lernt.

Im Studium war es so:
Ich als Wirtschaftsinformatiker hatte ja zum einen relativ viel BWL. Dann hatte ich Vorlesungen in Wissenschaftlichem-Arbeiten, in Mathematik, Netzwerktechnik, Computer-Architektur, künstlicher Intelligenz und natürlich auch im Programmieren.
Aber alles was ich im Studium gelernt habe, war sehr theoretisch. Wir hatten zwar auch Teilweise Arbeiten, die wir einreichen mussten, für die man programmieren musste. Aber das waren alles Gruppen-Arbeiten. D.h. es haben immer die programmiert, die es schon konnten. Und es war möglich durch das Studium zu kommen ohne auch einmal eine IDE zu öffnen.

Wenn man jetzt Informatik (ohne das "Wirtschafts-") studiert, dann ist der Programmier-Anteil sicherlich noch etwas größer. Aber bei weitem nicht so wie bei einem Fachinformatiker.

Außer natürlich man hat Interesse am Programmieren und lernt viel in der Freizeit oder bei einem Job als Werksstudent.

Draven675 
Fragesteller
 18.01.2024, 10:12

Ah danke hab mich schon gewundert warum die fachinformatiker besser programmieren obwohl der Bachelor höher gestellt ist. Jetzt verstehe ichs .

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Die Gründe sind recht simpel zu verstehen.

  1. Als Fachinformatiker entscheidest du dich für die Richtung Systemintegration oder Anwendungsentwicklung. Letzteres legt den Fokus natürlich auf Programmierung. Im Studium ist das meistens nicht so. Ich hätte mich gerne auf sowas spezialisiert, bei den Hochschulen in meiner Region gab es aber immer nur "Praktische" und "Angewandte" Informatik. Das ist aber noch lange nicht das gleiche und legt den Fokus nicht ansatzweise so sehr auf die Programmierung. Entsprechend lernt man im Informatik-Studium in aller Regel viel allgemeinere Dinge und hat nicht so viele Module bezüglich der Programmierung.
  2. Im Studium lernt man eben generell mehr Theorie als in einer Ausbildung. Es ist grundsätzlich alles allgemeiner gehalten, dafür lernt man eben auch viele andere Dinge, die in der Ausbildung gar nicht oder nur oberflächlich behandelt werden.

Ich selbst habe Praktische Informatik studiert und mind. die Hälfte meiner Programmierkenntnisse im Werkstudentenjob gesammelt. Das Studium hat hier auch einfach nicht genug Zeit geboten. Im Programmierkurs II habe ich 3 Sprachen gelernt. Du kannst dir vorstellen, dass man dann die Sprachen nicht wirklich beherrscht, sondern man die Konzepte verstanden hat etc, aber mehr auch nicht. Programmieren ist sowieso zu einem großen Teil 'Learning by Doing'. Wenn man pro Sprache aber nur 3-4 Vorlesungen und Übungen hat, dann hat man mit den paar Aufgaben natürlich nicht ansatzweise alles abgedeckt. Und daher ist es auch klar, dass man nach dem Informatik-Studium ohne jeglichen Job oder private Projekte nicht wirklich gut programmieren kann. Wie schon gesagt: Der Werkstudentenjob war die pure Bereicherung für mich was meine Programmierkenntnisse angeht. Daher kann ich das auch nur jedem empfehlen, der sich in diese Richtung entwickeln möchte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bachelor of Science in Informatik

Weil von den Studenten im It studium eigentlich erwartet wird dass sie sich das Programmieren selbst beibringen wie sie es benötigen.

Das was man im IT Studium lernt sind Algorithmen und Lösungsmethoden, nummerische Mathematik, Software Design etc. Das ist am Ende aber unabhängig von einer Programmiersprache.

Also die Mathematik hinter der Rotation eines Würfels um 30° um die x Achse ändert sich nicht egal ob in C++ oder Java. Genau so wenig wie sich der Quicksort Algorithmus zwischen C++ und Java ändert. Es ändert sich lediglich die Sprache und damit die Art wie du den Algorithmus implementierst.

Also das erlenen von Programmiersprachen ist kein all zu großer Teil des Studiums und eigentlich auch ein großer Teil der Arbeit in einem Unternehmen hat nichts mit Programmieren zu tun sondern mit Schnittstellendefinition und Softwarearchitektur und die ist auch frei von der Verwendeten Sprache.

Der Grund ist ganz einfach:

Gut programmieren kann nur, wer damit auch schon etwas Erfahrung gesammelt hat. Im Studium selbst ist das - alleine schon aus Zeitgründen - eben oft gar nicht möglich.

In aller Regel kommt Erfahrung erst, nachdem man dich im Beruf auch schon an mindestens einem Software-Entwicklungsprojekt hat mitarbeiten lassen.

Ein Ausbildungsberuf bringt viel mehr Praktische Erfahrung mit als ein Studium. In meiner Ausbildung und jetzt immernoch geht es rein um das Programmieren. Im Studium lernt man wahrscheinlich mehr was so wirklich dahinter steckt und viel Theorie.

Wenn du sonst noch Fragen zum Programmieren hast bin ich gerne da.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fachinformatiker Anwendungsentwicklung
Draven675 
Fragesteller
 18.01.2024, 09:49

Ja hast du Vllt Tipps wie ich mich wenn in 1 Jahr nein Web developer Kurs fertig ist auf web entwickler stellen bewerben kann ? Quereinstieg ist ja etwas schwieriger. Bzw wie ich mich jetzt schon vorbereiten kann ? Bekomme einfach keine ausbildung als FIAE :(

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