Warum ist das Mittelalter so verteufelt?

6 Antworten

Naja, Geschichte ist ja im Gegensatz zur bloßen Historie immer auch gedeutete Geschichte. Welche Nationen waren in den letzten Jahrhunderten federführend in der Geschichtsschreibung? Das war vorallem Großbritannien und später dann auch die USA. Beide Länder sind sehr evangelisch bzw. anglikanisch geprägt. Aus protestantischer Sicht war die Reformation durch Luther natürlich ein Befreiungsschlag gegenüber der Kirche.

Allein die Tatsache, dass die Reformation den Beginn der "Neuzeit" markiert, macht ja deutlich, dass dies eine Deutung aus evangelischer Sicht ist. Vorher das dunkle Mittelalter und durch die Reformation dann ein neues Zeitalter.

Dabei war "das Mittelalter" ja durchaus sehr unterschiedlich. Es gab unter den einfachen Menschen mit Sicherheit auch viel Wunderglaube, wie alte Wallfahrten bezeugen. Aber es gab auch große Gelehrte wie Thomas von Aquin oder Meister Eckhard.

Bei der Darstellung des Mittelalters gibt es dabei oft zwei Tendenzen: Entweder man klammert die Kirche total aus und fokussiert sich auf Ritterburgen oder man zeigt die Kirche als alles beherrschende Machtinstitution. Mit der gelebten Spiritualität der Menschen beschäftigt man sich dagegen wenig, obwohl es da viele Anhaltspunkte geben würde. Auch die Entstehung des modernen Gesundheitswesens, etwa durch den Malteserorden, wird in Berichten über das Mittelalter selten thematisiert.

Unser heutiges Bild vom Mittelalter ist sehr verfremdet. Im negativen Sinne durch die Aufklärung, die das Mittelalter bewusst düster zeichnete, um das Licht der Aufklärung heller strahlen zu lassen. Im positiven Sinne von der Romantik, die das Mittelalter sehr verklärte und sich zahlreiche Sagen ausdachte, man denke da z.B. an die Rheinromantik, das Kyffhäuser-Denkmal oder an die Stücke von Wagner. Die meisten Menschen sind von einer dieser Verfremdungen geprägt.

Wahrscheinlich auch, weil das Mittelalter oft so wenig greifbar ist. Aus der Barockzeit haben wir z.B. wesentlich mehr Dokumente und Erinnerungsstücke.

naja a es wird das dunkle Mittelalter genannt b naja es gibt nunmal einige Aufzeichnungen über die kirchlichen Kreuzzüge und die Kirche hat zb durch die Vertreibung von Katzen die Ratten und die Pest angelockt, natürlich waren andere Zeiten auch heftig.

Aber es gab schon eine Umänderung weil das germanische Volk im grunde verchristlicht wurde, bzw erstmal katholikisiert wurde

Das Deutschland ein christliches Abendland ist wurde iwo erkriegt.


Eclair89  20.06.2025, 08:43

zu a) es wird nur ein kleiner Zeitabschnitt des Mittelalters so genannt und das nicht, weil es schlecht war, sondern weil man darüber so gut wie keine Aufzeichnungen finden konnte, man tappt da also im Dunkeln.

zu b) Die Kreuzzüge werden komischerweise immer völlig falsch dargestellt. Beispielsweise der 1. Kreuzzug war organisiert worden, weil die Muslimen angriffen. Ohne diese vereinten Heere wäre heute Europa islamisch.

Das Katzen verbannt wurden ist durch Quellen nicht belegt. Auch heute gibt es trotz Katzen sehr sehr große Rattenpopulationen. Der Unterschied zu damals ist, dass wir durch unsere Kanalisationen für die Ratten ein neues "Reich" geschaffen haben. Unsere Häuser sind auch rattensicherer geworden und somit sank das Risiko einer neuen Pest enorm.

Ein germanisches Volk gab es nie. Das war eine Erfindung der Römer um viele kleine unterschiedlichste Kulturen als mächtigen Feind darzustellen, der erobert werden müsse.

UltraConfident 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 23:06

Die Hexenpanik kam ja in der Neuzeit. Das stimmt so auch nicht, die meisten teile Deutschlands wurden nicht zwangschristianisiert.

ewigsuzu  30.05.2025, 23:07
@UltraConfident

Jain es gab anteile die freiwillig waren sicher, aber es gab nunmal auch Zwänge und Strafen und nunmal auch ernsthaft Strafen für Kräuterfrauen, rein erfunden ist das alles ned.

UltraConfident 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 23:08
@ewigsuzu

Hast du dich jemals mit dem Mittelalter beschafft ausserhalb von Pop-Dokus?

Die oft nicht von Historikern gemacht werden, sondern von Leuten die damit Geld verdienen wollen.

ewigsuzu  30.05.2025, 23:09
@UltraConfident

Ja alleine schon wegen ner Facharbeit über Katzen, es wurden zb Katzen von Dächern geschmissen und weil man die Wirbelsäule nicht Verstand und die Katzen lebten wurde sie zb gefoltert.

ewigsuzu  30.05.2025, 23:12
@UltraConfident

du auch ned xD und unten hast du kommentiert ja man glaubt dir nicht, ja was auch glauben?

UltraConfident 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 23:13
@ewigsuzu

Ok, du glaubst also damals war alles schlimm die Kirche hat millionen getötet zum spass, wenn sie ein kardinal oder so schief anguckten, aber gleichzeitig war das mittelalter völlig entvölkert, und alle starben mit 20?

Ja, so hätte keiner überlebt.

Du hast recht, die Kenntnisse vom Mittelalter sind dürftig.

und zwar millionen,

Es gab keine Millionen Frauen, die als "Hexen" verbrannt wurden.

Insgesamt wurden in Europa im Zuge der Hexenverfolgung geschätzt 40.000 bis 60.000 Personen wegen Hexerei hingerichtet. Wikipedia

Ebenfalls falsch ist die Meinung, die Mehrheit dieser Frauen wären Opfer der Kirche. Gemäss einer Doku in ARD oder ZDF wurden mehr Frauen durch weltliche Personen angeklagt und verurteilt als durch Geistliche.

 KIRSCHE hatte totale Macht über alles und jeden,

Die Kirchen hatten viel Macht. Keine Frage. Doch stets mehr Macht als Könige und Kaiser hatten sie nicht.


DeathSun7  14.07.2025, 17:27

Die weltliche Anklage war allerdings die direkte Folge der kirchlichen Inquisition. Das begann schon den innereuropäischen Ketzerprozessen. Grund dafür war, dass Christen gemäß ihres Glaubens nicht töten durften. Die Kirche hat dich dadurch ein reines Gewissen gebastelt.

Die Kirche hat im Mittelalter nicht gerade Millionen abgeschlachtet. Das zu behaupten wäre übertrieben. Zudem hatte die Kirche es gar nicht nötig Millionen umzubringen. Sie hat durch die Verbreitung ihrer faschistoiden Ideologie genug Angst und Schrecken verbreitet. Zudem brauchte sie die Menschen ja. Irgendjemand musste den kirchlichen Luxus ja finazieren.

Die Macht der Kirche damals war verglichen mit heutigen Maßstäben unvorstellbar. Die haben die Leute derartig ausgenutzt und benutzt, dass man es nur dass man es nur als ein System der systematischen Unterdrückung bezeichnen kann. Die einfache Bevölkerung, vor allem die Bauern, lebte unter Bedingungen, die aus heutiger Sicht undenkbar sind. Die meisten waren leibeigen, das heißt, sie gehörten jemandem. Sie waren an das Land und ihren Herrn gebunden. Sie durften das Gut nicht ohne Erlaubnis verlassen, mussten Abgaben leisten, Frondienste verrichten und konnten bei Bedarf zu anderweitigen Diensten herangezogen werden, oft ohne jede Entlohnung.

Diese Bauern arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, schufteten auf den Feldern, bei Wind und Wetter, ohne Rücksicht auf Krankheit oder Alter. Ihre Nahrung war karg, meist nur Getreudebrei, Brot und Wasser. Fleisch war selten, medizinische Versorgung praktisch nicht vorhanden. Wer sich gegen die Herrschaft stellte, riskierte sein Leben.

Währenddessen lebten Adel und Klerus in Prunk und Überfluss. Der Hochadel residierte in Burgen und Schlössern, speiste an reich gedeckten Tafeln, kleidete sich in feinste Stoffe und verschwendete kaum einen Gedanken an das einfache Volk. Adel und Kirchenmänner besaßen Ländereien, erhoben Steuern und ließen sich fürstlich bedienen.

Die Kirche predigte Demut und Armut, verlangte aber gleichzeitig Zehnten und Abgaben von denen, die ohnehin kaum genug zum Überleben hatten. Die Angst vor der Hölle und der ewigen Verdammnis wurde zur Waffe, mit der man Gehorsam und Unterwerfung durchsetzte. Wer sich widersetzte, lief Gefahr, als Ketzer verfolgt und hingerichtet zu werden.

Zusammengefasst war das Mittelalter für die breite Bevölkerung genau so, wie du es beschrieben hast. Es war eine Zeit der Abhängigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung. Während eine kleine Elite in geistlichem oder weltlichem Reichtum schwelgte, trug die Masse die Last eines Systems, das kaum Möglichkeiten bot, diesem Elend zu entkommen.


Bodesurry  31.05.2025, 07:31

Gut geschrieben. Einzig beim Leben auf Burgen setze ich ein grosses Fragezeichen. So toll war das Leben dort oft nicht.

Fuchssprung  31.05.2025, 07:41
@Bodesurry

Ich weiß was du meinst. Deshalb habe ich auch vom Hochadel gesprochen und nicht vom niederen Adel.

Eclair89  20.06.2025, 08:59
Die einfache Bevölkerung, vor allem die Bauern, lebte unter Bedingungen, die aus heutiger Sicht undenkbar sind.

Ähm... Ob König oder Bettler, alle lebten für uns in einer Welt und unter Bedingungen, die undenkbar sind.

Bauern sind auch sowieso schon falsch dargestellt. Das waren keine armen Leute. Damals waren die sozialen Ketten noch nicht so lang, also man kannte genau, wo was herkam und das die Bauern für Nahrung sorgten. Die wollte man nicht vergraulen.

Es war eine Zeit der Abhängigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung.

Bist du heute etwa nicht von irgendwo abhängig? Ausbeutung und Unterdrückung gerade in der frühen Zeit des Mittelalters? Wie denn? Die Kirche hatte kein Heer, den Adel gab es noch nicht und war erst im entstehen. Soldaten waren immer noch die einfachen Leute, die zu den Waffen gerufen werden mussten. Du hättest da gar nicht die Mittel gehabt, deine Leute auszubeuten. Das System der Ausbeutung hast du heute viel stärker als im Mittelalter.

Fuchssprung  20.06.2025, 09:03
@Eclair89

Die wollte man nicht vergraulen? Das waren Leibeigene. Die gehörten dem Adel und der Kirche. Die wurden nicht vergrault, sondern gekauft und verkauft, genau wie das Vieh.

Die Lebensqualität war meistens (in Europa) tatsächlich schlechter. Beispiele:

Griechen in der Antike: Demokratie!

Mittelalter: Nö.

Römer in der Antike: Kanalisation und sauberes Trinkwasser!

Mittelalter: Ich kote auf die Straße und krepier dann an Cholera.

Antike war nunmal lebenswerter.


OlliBjoern  31.05.2025, 02:14

"Mittelalter: Ich kote auf die Straße und krepier dann an Cholera."

Das ist eher ein Klischee aus Filmen, in der Realität gab es zwar nicht überall, wohl aber in den größeren Städten (wie Visby/Schweden) eine Abwasserkanalisation, Visby hatte sogar recht normale Toiletten.

Die Stadt war sauberer, als man sich das heute gerne mal vorstellt.

Cholera wurde erstmals im 19.Jahrhundert in Indien dokumentiert (habe ich gerade nachgeschaut). Weder aus dem Alten Rom noch aus dem Mittelalter gibt es Berichte über Cholera.

Die Pest gab es nicht nur im Mittelalter, sondern auch im Alten Rom (1. und 2. Jahrhundert nach Christus).

ThePolemoss  30.05.2025, 23:40

Demokratien waren im antiken Griechenland eine kurze, lokale Randerscheinung. Athen, Zakynthos, Chilis. Und dieser Demos bestand nur aus männlichen Bürgern.

Der Rest Griechenlands war nicht demokratisch.

Da kamen freie Städte des späten Mittelalters einer Demokratie deutlich näher als die meisten Städte der klassischen Antike.

Womit haben die Leute es im Mittelalter denn geschafft ihr Trinkwasser zu verunreinigen? Das würde mich interessieren. Ich würde auch gerne die Quelle dafür wissen, dass man sich auf offener Straße enleert hat.

UltraConfident 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 23:06

Demokratie für die Eliten, nicht für die Sklaven.

Achja, ich wusste ja nicht, dass es im römischen Reich keine Cholera gibt, und das Trinkwasser war natürlich perfekt sauber sogar für jeden Sklaven, wahrlich ein Paradies.

Du hast ein völlig verklärtes Bild von der Antike, du wärst wahrscheinlich ein Sklave gewesen.

UltraConfident 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 23:08
@Valedetto

Aber zu sagen, dass die Antike besser war wo direkte massensklaverei die norm war, ist absurd.

Valedetto  30.05.2025, 23:10
@UltraConfident

Das war im Mittelalter nicht anders! Nur durften sich die Sklaven dort "Bürger" nennen. Und auch abseits davon darfst du die Lebensqualität nicht nur an Anzahl der Sklaven festmachen.

UltraConfident 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 23:10
@Valedetto

Die verklärung der Antike halte ich für gefährlich. Und antike demokratie war nur eine demokratie der Landbesitzer, was es in vielen Länder natürlich immer noch ist.

Fakt ist echte Demokratie gab es nie.