Warum hatte Judas Jesus verraten, obwohl Jesus vorausgesagt hatte, dass er verraten würde?

11 Antworten

"Idealtypisch steht Judas in den Evangelien für eine Tradition, die mit Jesus eine sehr klare und eindeutige Messiashoffnung verbindet. Und auch Judas rechnet sich Chancen aus, im angekündigten Reich Gottes einen Vorstandssessel zu erobern. Diese Hoffnung wird zerstört und Judas durchläuft einen emotionalen Parcours der Enttäuschung. Die hochemotionalen Bindekräfte an die charismatische Jesusgestalt werden jäh umgewälzt und Aggressionsgefühle treten in den Vordergrund. Die Faszination kippt in Wut, eine bisher unausgesprochene Eifersucht auf Gruppenmitglieder greift sich Bahn, die Scham darüber, auf einen falschen Messias hereingefallen zu sein führt nicht zur Selbstkritik, vielmehr wird die Scham über das falsche Selbstbild in die Schuld verschoben, indem Judas den als falsch identifizierten Messias verrät" (Klaas Huizing, Theologe)

Judas verwaltete die Kassa. Irgendwann dürfte die Liebe zum Geld in seinem Denken Platz genommen haben, sodass er zum Dieb wurde. Als Jesus dies merkte, wusste er wer ihn verraten würde. - Der Teufel kann nicht anders, weil ihn sein Ehrgeiz und Stolz erfasst hat und sein Präzedenzfall noch nicht abgeschlossen ist, seine Vernichtung!

Judas war vielleicht unzufrieden, dass Jesus keine Revolution anzettelte, um die Juden von der römischen Besetzung zu befreien. Immerhin erwarteten die Juden damals einen Messias, der sie befreien und als König herrschen würde.

Dazu war Judas "ein Dieb": "Da spricht Judas, Simons Sohn, der Ischariot, einer seiner Jünger, der ihn danach verriet: Warum hat man dieses Salböl nicht für 300 Denare verkauft und es den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern weil er ein Dieb war und den Beutel hatte und trug, was eingelegt wurde" (Johannes 12,4-6).

Da verwundert es wenig, dass Judas Jesus für 30 Silberlinge verraten hat: http://www.bibleserver.com/text/SLT/Matthäus26

Sehr interessant ist, dass der Prophet Sacharja schon Jahrhunderte zuvor ankündigte, dass der Messias für 30 Silberlinge verraten werden würde (Sacharja 11,12-13). Es lohnt sich, die Stelle aus Sacharja mal mit der Überlieferung des Matthäus-Evangeliums zu vergleichen, da sich interessante Details finden (in den Tempel geworfen, Töpfer usw.).

Judas hatte aus seiner Perspektive einen guten Grund. Er gehörte zu den Menschen, die am alten Bild des Messias festhielten (menschliche Vorstellungen). Demnach musste der Messias Krieg gegen Rom führen und Israel für immer von Feinden befreien. Dies ist eben die übliche menschliche Handlungsweise. So kam Er trotz aller Wunder nie zu dem Schluss, dass Jesus einen völlig anderen Plan haben könnte/ oder wenigstens Gott einen völlig anderen Plan haben könnte. Er dachte, dass Jesus einen Schubser brauchte - selbst angegriffen werden muss, damit dieser sich verteidigt und seine Wunderkräfte gegen seine Feinde endlich zeigt. Viele Menschen haben feste Vorstellungen von Gott, wie dieser sein MUSS - z.B. gibt es Leute, die Gott nur deshalb ablehnen, weil Er männlich sei (auch wenn wir das gar nicht verstehen). Wieder andere lehnen Gott ab, weil sie denken, dass Ihr Leben sich verschlechtert, z.B. mehr Leid erleben oder sich viele Freunde/ Familie abwenden und sie dann Depressionen bekommen. Es gibt aber die Freude im Leid, die eine ganz besondere Form von Nähe und Liebe ist, die Menschen gar nicht erzeugen können.

So gab es einen Priester, der im Radio eine Rede gegen den Kommunismus hielt und erklärte, dass dieser nach der Bibel satanisch sei (was nicht bedeutet, dass der Kapitalismus das Richtige sei - sondern eigentlich ist ein Spendenbasiertes System biblisch). Naja, jedenfalls wurde dieser Priester 14 Jahre in Rumänien eingesperrt - 7 Jahre im normalen Knast und 7 Jahre in eine Dunkelzelle. Als er von den Amis freigekauft wurde - in den 80er Jahren - war Amerika einfach großartig. Alle glaubten noch an den American Dream - es gab überall schöne Autos, neue Erfindungen, die Menschen waren glücklich und zufrieden.

Aber man wunderte sich, warum dieser Priester so traurig war. Hätte er nicht glücklich sein müssen, dass er nun endlich im Land of the Free ist? In einem Interview sagte der Priester, dass Er seine Dunkelzelle vermisse, denn dort sie Er Gott so nah gewesen wie nie zuvor. So viel zu Freude im Leid - einer Erscheinung, die es nur im Evangelium gibt - neben sehr vielen anderen Dingen.

Warum hat Judas Jesus verraten obwohl Jesus gesagt hat das er verraten werden wird?

Zu den Motiven des Judas ist leider nichts überliefert worden.

Was währe wenn Judas es einfach nie gemacht hätte?

Um Matthäus zu zitieren: Wäre, wäre, Fahrradkette.

Dieselbe Frage bezieht sich auch auf die Zukunft: warum macht der Teufel noch so weiter wenn er schon weiß was passieren wird?

Prophetie in der Bibel hat nicht immer den Zweck die Zukunft vorherzusagen. Die Offenbarung ist kein Buch der Futurologie, sondern Seelsorge und Trost für die Adressaten.

hhheee962 
Fragesteller
 16.01.2023, 08:25

Was meinst du mit Prophetie in der Bibel hat nicht immer den Zweck die Zukunft vorherzusagen. ? Heißt das das die Offenbarung falsch ist? Definitiv nicht oder.

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BillyShears  16.01.2023, 08:40
@hhheee962

Das heisst, dass die Offenbarung nicht unbedingt den Zweck haben muss die Zukunft vorherzusagen.

Vergleiche dazu die Prophetie bei Jona: "Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!" (Jona 3,4). Aber Gott änderte seine Meinung und zerstört Ninive nicht (3,10).

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