Warum gab es in der DDR keine Arbeitslosen und Obdachlosen?

8 Antworten

Jeder hatte einen Job, ob da nun gearbeitet wurde oder den ganzen Tag Däumchen gedreht, wenn grade nichts zu tun war. Wer nicht entschuldigt z.B. mit Krankmeldung fehlte, wurde von der Polizei abgeholt und zu seiner Arbeitsstätte verbracht. Es ist nicht so, dass man sich im real existierenden Sozialismus in die soziale Hängematte legen konnte.

auch in der DDR gab es Arbeitslose

ich war zur Zeit der Wende mal in einem DDR-Betrieb und habe danach gefragt - es gab immer wieder mal (jedoch nicht oft) Entlassungen und die "stempelten" dann eine Weile ... und nach einiger Zeit standen sie wieder draußen vor der Tür - ich fragte warum und der Betriebsleiter (oder wie ihn man nannte) zeigte mir ein Schild am Werkstor - darauf stand VEB ... also volkseigener Betrieb - er erklärte weiter, somit war jeder im Volk Miteigner und hatte einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz, den er mit seinem Wiedererscheinen geltend machte und so mussten sie ihn wieder einstellen

ob es wahr ist, weiß ich allerdings nicht - ich denke aber, es stimmt

aber da gab es ja noch die Systemkritiker und die waren auf einmal arbeitslos und keiner stellte sie mehr ein, egal wie gut sie waren -sei nicht so erstaunt, das gab es woanders auch - z.B. in good old Hollywood in den Jahren nach dem Börsencrash in 1929 - im weiteren Sinn ging es da auch meistens um Kritik am System = der Personalpolitik der Filmindustrie - lang, lang ists her

ich nehme an, dass es auch Obdachlose gab (siehe oben: Systemkritiker) - jedoch durfte keiner darüber berichten - es entsprach nicht der Ideologie des Staates, deshalb durfte es das nicht geben - mit viel Glück kamen sie bei Bekannten oder Verwandten unter

Eckengucker  06.10.2023, 12:50

Vergisst du nicht in dieser Antwort den Art.24 Abs. 2 der Verfassung der DDR? Es bestand neben dem Recht auch eine Pflicht zur Arbeit. Daher kann es eigentlich auch keine tatsächliche Statistik über Arbeitslose gegeben haben, denn das wäre ja Staatsversagen.

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apt2nowhere  06.10.2023, 13:00
@Eckengucker

genau das meine ich - sie hatten einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz, weil Miteigentümer - wenn sie jetzt mal keinen hatten, waren sie ja lediglich arbeitssuchend und nicht arbeitslos - deshalb gab es keine Arbeitslosenstatistik - perfektes System oder?

so wie wir heute Menschen ohne eigene vier Wände nicht mehr zwangsläufig als "obdachlos" bezeichnen, sondern nur als "wohnungslos"

obdachlos ist nur noch der, wer ganz real auf der Straße und unter den Brücken lebt - wer in irgendeiner "run-down Pension" untergebracht ist, gilt eben nur als "wohnungslos" - das macht sich auch besser in der Obdachlosenstatistik - perfektes System oder?

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Selbstverständlich gab es sowohl das eine als auch das andere - nur eben nicht in der Anzahl, wie in der BRD zur gleichen Zeit und vor allem: NICHT OFFIZIELL!

Die DDR-Regierung und Verwaltungen haben diese beiden Phänomene konkret totgeschwiegen, denn es durfte einfach keine Arbeitslosen und und Obdachlosen geben. Das wäre eine Blösse gewesen, welche man sich dem Westen gegenüber nicht erlauben wollte.

Aber Menschen, welche "rübergemacht haben", berichteten eben, dass es natürlich Arbeitslose gab - nähmlich z.B. jene Menschen, welche seitens der Partei in Ungnade gefallen sind/waren.

und wo es Arbeitslose gibt, gibt es auch Obdachlose! Mal nicht zu vergessen, dass es auch bis 1989 schon manche unbewohnbare Behausung gegeben hat - welche es aber natürlich niemals offiziell geben durfte.

Aber letzteres hat man auch in der BRD geschafft: Menschen in Wohnungen und Häuser stecken, welche abbruchreif waren, dennoch aber als Sozialwohnungen deklariert wurden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Wegen der sozialistischen Planwirtschaft, die allen Bürgern mit Arbeit versorgte und einen gezielten Wohnungsbau förderte. Zudem war das Recht auf Arbeit und Wohnen in der Verfassung verankert, die Arbeit war auch eine Pflicht.

Velbert2  06.10.2023, 11:22

Man sieht, was daraus geworden ist. Die Bundesrepublik gibt es immer noch. Die DDR nicht mehr.

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Adjuvar  06.10.2023, 11:24
@Velbert2

Die DDR ging nicht am Sozialismus unter, sondern, weil die Regierung den Sozialismus bewußt aufgab. Die meisten Menschen wollten zudem den Sozialismus lediglich reformieren, nicht abschaffen.

Und außerdem kann man ja sehen, was der Kapitalismus Ostdeutschland gebracht hat: Armut, Deindustrialisierung, Verfall...

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Keksdieb86  06.10.2023, 11:34
@Adjuvar
Und außerdem kann man ja sehen, was der Kapitalismus Ostdeutschland gebracht hat: Armut, Deindustrialisierung, Verfall...

Weil im Kapitalismus leider Qualifikation und Leistung zählen, das haben die meisten Ossis bis heute nicht begriffen und suchen die Schuld weiterhin bei anderen, vorzugsweise den bösen Wessis und den noch böseren Ausländern! xD

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Adjuvar  06.10.2023, 11:56
@Keksdieb86

Weil die "Ossis" in der DDR ja weder Qualifikation erworben noch was geleistet haben...

Und Treuhand scheint dir wohl auch kein Begriff zu sein.

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Daoga  06.10.2023, 12:33
@Adjuvar

Die Treuhand hat sich unter den Nagel gerissen was noch was getaugt hat, aber das war der kleinste Teil. Die meisten Betriebe waren einfach nicht wettbewerbstauglich. Zu veraltet, zu schlechte Produkte, zu umweltschädlich (der giftige Qualm der Industriebetriebe, der Wäsche auf der Wäscheleine draußen schwarz werden ließ war legendär, das Grundwasser ist stellenweise bis heute vergiftet von den Abwässern die damals in den Boden geleitet wurden und kann nur nach massiver chemischer Reinigung getrunken werden, sofern sich jemand das antut), und auch zu hoher aber ineffektiver Mitarbeiterbestand, weil es offiziell ja keine Arbeitslosen geben durfte.

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Adjuvar  06.10.2023, 12:52
@Daoga

Aus dem Buch "Sasi State or Workers’ Paradise?":

"Even if not admitted publicly, the Teuhand, once in Western hands,

saw its task as overseeing the rapid dismantling of GDR state assets so that

no potential competition with West German companies would arise. This was

legitimised by the allegation that GDR industry was ‘marode’ i.e. rotten, and

could not be rescued anyway. Apart from the fact that UN statistics contradict

that claim[67], during the 1980s, the GDR had bought over 700 top-of-the-

range industrial complexes to help modernise some of its key industries.

These are still productive today and are bringing in profits for their new

owners – so a description of the whole GDR economy as ‘rotten’ is hardly

accurate"

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Daoga  06.10.2023, 14:22
@Adjuvar

Dabei fällt unter den Tisch, daß etliche DDR-Produkte in Wahrheit Parallelprodukte zu westlichen waren, die Rechte, Patente und Lizenzen gehörten Betrieben die noch vor Mauerbau in den Westen verlagert worden waren, um sie dem Zugriff der Sowjetunion zu entziehen, aber der Osten scherte sich nicht darum und produzierte unter eigener Marke auf eigene Rechnung.

Umgekehrt ließen viele West-Firmen schon lange vor Mauerfall in der DDR produzieren und ließen sich dabei nicht DDR-Standard sprich Ramsch andrehen. Die Treuhand wußte daher sehr genau, was noch einen Wert hatte oder was man (auf Staatskosten, Arbeitslose und Beseitigung der Umweltschäden) untergehen lassen konnte.
Letztlich hat sich der (westdeutsche) Staat damals ordentlich von privaten "Goldgräbern" abzocken lassen, die wenigen Sahnehäubchen wurden privatisiert, alle Schäden und Kosten verstaatlicht, wer hats bezahlt, natürlich der dumme Steuerzahler über den Solidaritätszuschlag.

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Von Experte Udavu bestätigt

Arbeitslosigkeit gab es nicht, weil Jedem der keine Arbeitsstelle hatte eine zugeteilt wurde. Ob das immer sinnvoll war steht auf einem anderen Blatt. Auch hatte derjenige quasi kein Mitspracherecht über die Art der Arbeit.

Alles Andere hätte ja den § 249 des StGB der DDR völlig ad absurdum geführt. Der lautete:

§ 249. Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit durch asoziales Verhalten.
(1) Wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigt, indem er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist, wird mit Verurteilung auf Bewährung, Haftstrafe oder mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer der Prostitution nachgeht oder in sonstiger Weise die öffentliche Ordnung und Sicherheit durch eine asoziale Lebensweise beeinträchtigt.
(3) In leichten Fällen kann von Maßnahmen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit abgesehen und auf staatliche Kontroll- und Erziehungsaufsicht erkannt werden.
(4) Ist der Täter nach Absatz 1 oder 2 oder wegen eines Verbrechens bereits bestraft, kann auf Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren erkannt werden.
(5) Zusätzlich kann auf Aufenthaltsbeschränkung und auf staatliche Kontroll- und Erziehungsaufsicht erkannt werden.

Also entweder man hat einen Job angenommen oder man ist in den Knast gegangen. Was aber auch keine wirkliche Alternative war, den auch dort musste man arbeiten.

Von Obdachlosen hab ich nie was gehört oder gesehen. Und das obwohl ich doch in der DDR rum gekommen bin und z.B. zeitweise in Leipzig gelebt habe.

Was ich natürlich mit bekommen habe war das man nicht einfach eine Wohnung bekommen hat. Daher war grad in Großstädten das besetzen ungenutzter Häuser relativ populär. Allerdings nicht von den Leuten die man heute unter Obdachlosen findet sondern eher von jungen Leuten und hier besonders von Studenten.

Persönlich hatte ich das Glück bereits kurz nach dem Studium eine 1-Raum-Wohnung zu bekommen und das als Single.