Warum Flusssäure stark?

4 Antworten

Das sind halt unterschiedliche Kategorien. Flusssäure ist schwach, aber trotzdem gefährlich und vor allem giftig. Weil beide Atome klein sind, kann sie sehr tief ins Fleisch eindringen. Fluorid bindet sich stark an Calcium, weshalb sie mit Knochen, aber auch Glas reagiert.


Ricky8max653 
Beitragsersteller
 13.02.2025, 23:06

Danke. Ich muss für meine Hausarbeit herausfinden wie Flusssäure, den menschlichen Körper zersetzt. Gibt es da Erklärungen für warum Flusssäure praktisch so stark den Körper zersetzt?

In wässriger Lösung ist Flußsäure mittelstark (pKₐ=3.15), das ist etwa vergleichbar der Zitronensäure. Vor der Acidität einer wäßrigen Flußsäurelösung muß man sich also nicht fürchten.

Interessanterweise ist wasserfreie Flußsäure aber ein sehr stark saures Lösungs­mit­tel, etwa vergleichbar mit conc. Schwefelsäure. Die Acidität einer nichtwäßrigen Lö­sung kann natürlich nicht mit dem pH-Wert angegeben werden, und es ist generell schwierig, überhaupt ein quantitatives Maß dafür zu finden. Die Autodissoziations­konstante für die Reaktion

3 HF ⟶ H₂F⁺ + HF₂¯    K=c(H₂F⁺)⋅c(HF₂¯) = 2⋅10¯¹¹ mol²/l²

ist deutlich größer als die für Wasser, es sind auch in reinem HF ca. 5⋅10¯⁶ mol/l des sehr sauren Fluoronium-Ions H₂F⁺ enthalten, deshalb ist bereits reines HF sehr sauer, und man kann die Acidität noch gewaltig steigern, indem man lewis-saure Fluoride wie BF₃, SiF₄ oder AsF₅ zugibt, dann bilden sich H₂F⁺-Ionen in großer Menge, z.B.

SbF₅ + 2 HF ⟶ H₂F⁺ + SbF₆¯   (“magic acid”)

Außerdem sind Flußsäure und Fluoride auch in geringen Konzentrationen anders als HCl sehr giftig. Der Giftigkeit beruht darauf, daß mit vielen Metallen schwerlösliche Fluoride oder Komplexe gebil­det werden, und das stört den Calcium-Haushalt und legt im Körper Enzyme mit Metall­kofaktoren lahm, z.B. Cyto­chrom C. Flußsäure ist dabei besonders lästig, weil sie als Molekül im Gewebe mobiler ist als Fluorid-Ionen. Deshalb sind Verätzungen mit Fluß­säure besonders schwerwiegend: Sie führen zu großen Mengen abgestorbenem Ge­webe (Nekrosen) und heilen bestenfalls sehr lang­sam. Wenn die Verätzung weiter im Körper fort­schreitet, besteht rasch Lebensgefahr. Darin unterscheidet sie sich von HCl, die zwar viel saurer ist und an der Oberfläche ordentlich Schaden an­rich­ten kann, die aber nur bei absurd großflächigen Verätzun­gen wirklich lebensgefährlich werden kann.

Flußsäure ist als wäßrige Lösung also nicht stark sauer, aber stark unangenehm.

Gerade weil sie vergleichsweise schwach ist, liegt sie zum Teil als Molekül HF vor, und nicht nur als Fluoridion. Das Molekül ist zwar polar, wie auch Wasser, aber eben kein Ion, und diffundiert deshalb besser durch die Haut und Gewebe.