warum besteht das leben nurnoch aus beleidigt werden und niemand hört mehr zuu oder hilft sich gegenseitig?

6 Antworten

Meine Güte, in den Kommentaren geht es ja schon gut los. Es sieht jedenfalls so aus, als wären bereits die ersten Insider auf deine Frage gestoßen.

Ich finde es wichtig, zu differenzieren. Wenn man auf Social Media unterwegs ist, bemerkt man die Tendenz zum Beleidigen sehr deutlich. Es lässt sich jedoch nicht immer leicht sagen, wie viel dabei von echten Nutzer:innen und wie viel von Troll Accounts kommt. Ich vermute, dass viele Menschen die Kommentarspalten unter beliebigen Beiträgen dazu nutzen, ihren allgemeinen Frust loszulassen.

In meinem privaten Umfeld gehen wir anders miteinander um. Ja, es kommt auch mal zu Streitereien, die durchaus mal etwas lauter werden können, aber es geht nie darum, jemanden absichtlich zu verletzen oder schlechtzumachen.

Ich habe auch jahrelang in verschiedensten Kontexten mit Jugendlichen gearbeitet und auch da habe ich meist einen anderen Umgang erlebt, obwohl Beleidigungen und auch die ein oder andere körperliche Auseinandersetzung vorgekommen sind.

Im Internet bekommt man halt nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen, der alles andere als repräsentativ ist. Dennoch stimme ich dir zu, dass der Umgangston mehr als besorgniserregend ist, insbesondere die Tendenz, Andere zu entmenschlichen und abzuwerten.

Jedoch halte ich nichts von diesem "Früher war alles besser" Gerede oder von Forderungen nach mehr Härte und Disziplin.

Erstens bin ich davon überzeugt, dass frühere Generationen genauso kommuniziert hätten, wenn sie die Möglichkeiten (Social Media) gehabt hätten. Auch früher wurden Menschen beleidigt und abgewertet. Dafür muss man noch nicht einmal das NS-Regime als Beispiel nehmen. Prinzipiell kann man jede beliebige Ausgabe der Bildzeitung seit den Sechziger Jahren aufschlagen und nachschauen, wie dort Menschen gedemütigt und bloßgestellt wurden. In den 90ern und 2000ern sind Leute wie Stefan Raab mit Beleidigungen und Abwertungen reich geworden. Man hätte auch einfach bei Fangesängen im Stadion mal genau hinhören können und hätte bemerkt, wie die gegnerischen Fans nicht nur beleidigt wurden, sondern über verschiedenste Hinrichtungsmöglichkeiten gesungen wurde (und wird).

Für mich ist vor allem die Frage interessant, was man dagegen machen kann.

Meiner Erfahrung nach ist ein wichtiger Schritt, an sich selbst den Anspruch zu stellen, ein gutes Vorbild zu sein und seine Mitmenschen, insbesondere Schwächere respektvoll und mit Wohlwollen zu behandeln.

In der Psychologie und Pädagogik nennt man das "Lernen am Modell".

Wenn Kinder und Jugendliche zu (verbaler) Gewalt neigen, sollte man sich fragen, wo sie das gelernt haben und welches Vorbild man selbst für sie sein kann.

Man sollte sich regelmäßig selbst hinterfragen, ob man nicht unbewusst Andere abwertet oder entmenschlicht. Leider sind nur wenige Menschen bereit, auf die Überzeugung zu verzichten, stets im Recht zu sein und die Fehler nur bei Anderen zu suchen. Aber jeder kleine Schritt in die richtige Richtung ist wichtig.

Nur noch ist vielleicht übertrieben, aber das Leben und die Stimmung ist vielerorts schon rauer geworden, das stimmt. Ich sehe auch oft nur fahle, müde und ausgebrannte Gesichter im Alltag, Kleinigkeiten können sofort eskalieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Kämpfe mich Tag für Tag durch den Wahnsinn des Lebens

Das kann ich so nicht bestätigen. Ich bin häufig mit meinem Bruder, der im Rollstuhl ist, unterwegs und erlebe sehr viel Hilfsbereitschaft.

Das Leben besteht nicht daraus. Es ist die immer mehr verrohende Gesellschaft, welche diese Situation schafft.

Das Resultat einer antiautoritaeren Eziehung, welche ihre Sproesslinge gewaehren liess, indem sie bereits im Vorfeld darauf verzichtete, diesen gute Umgangsformen, Respekt, Bildung, Werte und Disziplin zu vermitteln.

Das Umfeld wechseln hilft vielleicht dagegen.