War es in einer Epoche der Geschichte normal Inzest zu betreiben?

6 Antworten

Inzest war zu keinem bekannten Zeitpunkt der Geschichte mehrheitlich akzeptiert, sondern immer nur innerhalb einzelner Kulturkreise.

Im Alten Ägypten war die Geschwisterehe in den Herrscherfamilien weit verbreitet. Dies wurde wohl praktiziert, um das "göttliche Blut" der Pharaonendynastien nicht mit dem Blut "sterblicher" Menschen zu "besudeln". Aber auch innerhalb normaler ägyptischer Familien kam diese Art der Ehe durchaus vor.

Bei den alten Persern war es sogar noch verrückter: hier galt die Inzestehe als heilige Institution des zoroastrischen Glaubens (der Zoroastrismus, der auch heute noch existiert, war die Staatsreligion des Perserreiches). Hier war es sogar üblich, dass der Herrscher seine Mutter oder Tochter heiratete und mit ihnen Kinder zeugte.

In anderen Kulturen war der Inzest schon immer mit einem Tabu belegt: in Babylon konnte man schon in altertümlicher Zeit mit dem Tode bestraft werden, wenn man mit seinen Eltern oder Geschwistern schlief.

Auch heute noch weit verbreitet, und sogar in Deutschland erlaubt, ist die Cousinenehe.

Na ja... wenn eine Bevölkerung sehr klein ist, dann kann man Inzest kaum umgehen... Vielleicht ist das der Grund, warum die Neanderthaler ausgestorben sind... Soviel ich verstanden habe, hat man bei den seltenen Genom-analysen von Neanderthalern gefunden, dass die Vorfahren eng miteinander verwandt waren...

Aber ansonsten war Inzest nicht "normal". In manchen fällen, z.B. Pharaonen in Ägypten, war er jedoch erwünscht... Der Pharao durfte nur seine Schwester heiraten, weil nur sie "erhaben" genug für ihn war.

Der Hochadel in Europa war auch sehr wählerisch mit Ehepartnern, hier kam es oft zu Ehen zwischen Cousins und Cousinen, zu einem sehr reduzierten Genpool (wodurch rezessive Erbkrankheiten gehäuft auftraten).

Und dann gibt es Länder, wo man Cousins und Cousinen heiratet, um den Besitz nicht zu zersplittern, insbesondere Iran, Türkei... auch hier kann es passieren, dass Familien zu lange in einem zu kleinen Genpool herumschwimmen, und dass dann überdurchschnittlich viele Kinder mit rezessiven Erbkrankheiten zur Welt kommen.

Auch in abgelegen Tälern und Dörfern gab es dieses Phänomen, als die Kommunikationsmittel noch nicht so gut waren wie heute.

Die Amish in den USA haben ein ähnliches Problem, da hat sich eine relativ kleine Gründerbevölkerung relativ stark vermehrt, das führt auch zu gehäuftem Auftreten von rezessiven Erbkrankheiten.

Arkei  10.11.2019, 11:25

Zum Thema Hochadel: Einfach mal Habsburger Unterlippe googeln, da sieht man dann das Resultat

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Frenchsuperman  10.11.2019, 11:26
@Arkei

Unterlippe ist harmlos...

aber die hatten auch epilepsie...

Unter den Nachkommen von Viktoria & Albert Windsor sind viele bluter...

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Arkei  10.11.2019, 11:30
@Frenchsuperman

Das da noch genügend Krankheiten auftreten hab ich mir schon gedacht (Auch wenn ich nicht konkret wusste das die oft Epilepsie hatten) , aber ich finde das immer ein 'schönes' Beispiel, weil mans halt auch bei Statuen und Bildern sehen kann

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Klaraaha  10.11.2019, 11:57
@Arkei

Wobei die Bilder noch geschönt wurden. Das Problem war auch nicht die Lippe sondern der Kiefer. Die konnten nicht richtig sprechen, den Mund nicht schliesen usw. Heute kann man das operieren.

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Die Pharaonen im Alten Ägypten verheirateten bevorzugt Brüder mit Schwestern, um die Blutlinie rein zu halten. Ich kann mir vorstellen, dass sowas auch in den Eliten vieler anderer Völker der Fall war, allerdings haben die Weltreligionen in der Regel ein Inzest-Tabu...

Und das liegt in erster Linie daran, dass Inzest das Auftreten erblich bedingter Krankheiten fördert, was dem Baby und damit der Gesellschaft in der Regel nicht allzu zuträglich ist.

'Normal Inzest zu betreiben' ist in meinen Augen ein problematischer Begriff... wenn man kleinere, abgeschiedene Gesellschaften nimmt, dann wird früher oder Später in irgendeiner Form Inzest betrieben, denn ab irgendeinem Punkt ist jeder mit jedem Verwandt... das würde Inzest 'normal' machen, was aber auf dei geringe Verfügbarkeit von Partnern zurückzuführen ist. Dass Inzest in der Gesellschaft akzeptiert war kommt vor, dass es 'normal war' Inzest zu betreiben und dieser einer anderen Beziehungsform vorgezogen wurde ist in meinen Augen unwahrscheinlich.

Warum? Ehen und Beziehungen dienten, auch heute noch, aber vielmehr in der Geschichte in Höheren Kreisen und Eliten in der Regel dem schmieden von Bündnissen und der Bereicherung sowie dem Einflussgewinn... durch die Ehe mit deiner Schwester oder auch deiner Cousine bleibt der ganze Spaß in der Familie... das heißt aber auch du hast keine politische Allianz geschlossen, dein Vermögen nicht gemehrt, keine Verbündeten oder Vasallenhäuser hinzugewonnen oder sonst IRGENDEINEN Vorteil erlangt... und das ist in der Regel nicht Sinn der Sache

Ja, so steht es in der Bibel. Gott hat es aufgrund der Fortpflanzung bis zu einem gewissen Zeitpunkt erlaubt.