War die FDP früher anders als heute?

12 Antworten

War das früher auch so?

Früher war die FDP eine sozialliberale Partei und hat sich nicht vor einer Koalition mit der SPD gescheut, was bemerkenswert war, weil die SPD damals unter Willy Brandt noch den demokratischen Sozialismus anstrebte. Also einer Partei, die ähnlich weit links aufgestellt war, wie die Linkspartei heute.

Die FDP hat früher in ihren Freiburger Thesen einen humanen Kapitalismus angestrebt. Damals gab es von den Liberalen Themenvorschläge wie z.B. die Erbschaftssteuer auf 70% zu erhöhen. Sowas sucht man heute bei dieser Partei vergeblich. Im Laufe der Zeit hat sich die FDP immer weiter nach rechts bewegt und mit der Aufkündigung der sozialliberalen Koalition 1982 sowie der Abstoßung ihrer sozialliberalen Jugendorganisation den "Jungen Demokraten" hat sie sich endgültig von ihrem inhaltlichen Kern verabschiedet.

Zudem steht die FDP heute unter Generalverdacht, auch zu ihrer wirtschaftsliberalen Ausrichtung, zunehmend auch in eine nationalliberale Richtung zu tendieren, wie es uns die Ereignisse aus Thüringen beispiellos gezeigt haben.

Hei, Brian369, die FDP als liberale Partei ist selbstverständlich für ein möglichst freies Wirtschaften von Industrie und Handel. Die erste FDP ab1949 war stramm national-liberal und stand rechts der CDU/CSU; ihr Vorsitzender Erich Mende war Träger eines hohen Wehrmachtsordens.

Später unter Walter Scheel revoltierten die "Jung-Türken der FDP und lenkten die Partei auf einen links-liberalen Kurs. Folgerichtig wurde die FDP zum Koalitionspartner SPD-geführter Regierungen. Inzwischen pendelt sie und begibt sich mal links mal rechts in die Rolle des Wasserträgers. Und so.

Von dem früheren FDP-Politiker Dorn stammt die Erklärung, er halte nichts von Gesäß-Geografie in der Politik. Dem kann ich insofern beipflichten, dass Parteien in der Tagespolitik nicht eindeutig da oder da zu verorten sind und von der hehren Lehre ihrer Doktrin durchaus abzuweichen wissen (täte derzeit der CDU gut). Und so. Grüße!

verreisterNutzer  22.08.2020, 22:03

Na ja, ich bin heute beigetreten und wurde angenommen, aber kann man ihr noch trauen.

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In den 70ern hat die FDP gar in einer Grundsatzerklärung vor der sich immer weiter öffnenden Einkommens- und Vermögensschere gewarnt, weil diese den sozialen Zusammenhalt und die reibungslose Funktion der sozialen Marktwirtschaft gefährde.

Wohlgemerkt waren die Vermögensunterschiede zu dieser Zeit nicht annähernd so drastisch ausgeprägt wie heute.

Die FDP war immer eine marktliberale Partei, jedoch gepaart mit der notwendigen Vernunft die nötig ist um zu erkennen, das die tragenden Säulen der Gesellschaft nicht auf dem Dach stehen.

Nach und nach hat sich die Partei aber dieses Vernunftfaktors entledigt und plädiert nun grundsätzlich nur noch für immer stärkere Deregulierung und Plutokratie.

Unter Lindner wurden nun aber endlich alle politischen Ambitionen durch heiße Luft und einen Maßanzug ersetzt, die Kernpolitik beschränkt sich jetzt auf erhobene Zeigefinger und verbales Posing.

Vollkommen anders. Man kann sogar überhaupt eine ganz andere Partei. Für die jetzige FDP müsste man Artikel 1 Grundgesetz umschreiben die Würde des Kapitals ist unantastbar.

Die alte FDP war ganz klar sozial geprägt. Sie stand nicht nur Freiheit, sondern sie stand für soziale Sicherheit und sie hätte sich niemals mit Hilfe von Nazis an die Macht gewählt.

Anfang der 1970 Jahre verfasste die FDP ein Leitsatz, der sich heute wie das Parteiprogramm der Linkspartei anhört:

Die liberale Reform des Kapitalismus erstrebt die Aufhebung der Ungleichgewichte [...] und der Ballung wirtschaftlicher Macht, die aus der Akkumulation von Geld und Besitz und der Konzentration des Eigentums an den Produktionsmitteln in wenigen Händen folgen.

verreisterNutzer  22.08.2020, 22:20

Dann gehört die FDP verboten.

Oder sie schließt sich mit einer anderen Partei zusammen, die andere Ziele hat, aber dafür eine gute Kombi abgibt💡.

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Nein, die FDP hatte mal einen linksliberalen Flügel.

Wenn dich das interessiert, google doch mal Gerhart Baum, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (und lass dich nicht gleich vom Namen abschrecken) und Burkhard Hirsch.

Gruß, earnest