Wäre es laut Kant unmoralisch ein Stück Brot zu stehlen, auch wenn das eigene Leben davon abhängen würde?

4 Antworten

Ist es moralisch, ein Brot zu stehelen, auch wenn mein Leben davon abhängen würde?

Welch eine Frage? Wenn ich also sterbe, weil ich es nicht getan habe, nämlich das Brot zu stehlen - lassen wir mal beiseite, dass ein direkter Zusammenhang kaum möglich ist - habe ich moralisch korrekt gehandelt, sterbe jedoch. Wem bitte sehr nützt das? Doch nur dem Brotbesitzer. Jeder andere hat gar nichts davon. Also war die Moral nur dazu gut, einem Menschen Gutes zu tun, nämlich ihm sein Eigentum nicht zu stehlen. Dafür opferte man sein Leben. Was aber ist mehr Wert. Das Leben oder das Brot? Vom moralischen Standpunkt aus, dass man moralisch handelt, wenn man die Welt ein Stück besser macht durch sein Handeln, ist dies aber unmoralisch, sein Leben zu opfern. Außer man definiert, dass durch seinen eigenen Tod die Welt besser würde.

Man sieht, mit Moral kommt man da kaum weiter. Welche Institutionen/Werte gibt es da noch? Nun, Gerechtigkeit, Freiheit, Leben, ...

Das Brot das ich stehle, hat jemand anders ja nicht, um es zu verzehren, sondern um daraus Gewinn zu machen (Bäcker, Händler). Er benötigt es nicht zum Zwecke des eigenen Lebenserhalts. Also steht der Wert: eigener Lebenserhalt gegen den Wert Besitz. Und da ist es eindeutig: Der Lebenserhalt ist höher anzusiedeln als der Besitz. Was im Übrigen für alles git. Auch für Wohnungen, andere notwendige Güter wie Wasser und Energie. Es mag gesetzlich verboten sein, diese zu stehlen, doch es ist genauso eine Frage der Moral, wie der andere an diese Werte gekommen ist. Somit stehen oft Moral gegen Moral. Und da gibt es nun mal keine eindeutige Antwort. Ich für meinen Teil würde nie jemanden verurteilen, der aus den in der Frage aufgeworfenen Gründen stiehlt. Und ich würde es auch in meinem Namen ablehnen, dass jemand anderes, und sei es eine staatliche Institution diesen Menschen verurteilt. Zumal ich es für moralisch verwerflicher halte, Menschenungern zu lassen, weil sie die notwendigen Geldressourcen nicht zur Verfügung haben, um sich ausreichend Nahrung zu kaufen, als den Diebstahl von Grundnahrungsmitteln zum Lebenserhalt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hi,

Nach Kant gibt es nur ein Kriterium welches eine moralische Handlung gut heißt, den guten Willen. ... „Der gute Wille ist allein durch das Wollen gut. “ Es zählt auch nicht der Zweck und das Ziel, das durch die Tat erreicht wird, nur der gute Wille. Ich würde deshalb interpretieren das der gute Wille das Leben und der Wille zu überleben ist und deshalb ist es okay das Brot zu stehlen.

Gruß


IchHaesslich 
Beitragsersteller
 06.06.2021, 05:06

Aber der kategorische Imperativ? Laut dem ist doch Stehlen immer schlecht oder nicht?

Skoph  06.06.2021, 07:30
@IchHaesslich

Sehr richtig! Stehlen kann nicht als allgemeingültige Regel bewertet werden. Allerdings ist Kant christlich geprägt, es mag also sein, dass er in Ausnahmefällen - wie Brot stehlen in größter Hungersnot - Gnade vor Recht aus Gründen der (christlichen) Vernunft zulassen würde. Es darf aber eben nicht jeder Bürger des Staates so einfach Brot stehlen.

Laut Kant: ja.

Laut mir: nein, denn Stolz und Moral machen mich nicht satt, lG.


Benutzer186  07.06.2021, 00:15

Stolz und Moral können den geistigen Magen füllen, von daher...

ilknau  07.06.2021, 20:54
@Benutzer186

Dann lieg ich tot da.

Schon in der Philosophie wird gesagt: Der wichtigste Mensch im Leben ist man selbst!

Benutzer186  08.06.2021, 00:37
@ilknau

Ganz genau, das hat aber nichts direkt mit „Fressen vor Moral“ zu tun.

Marwin388  20.11.2021, 13:27
@ilknau

darf ich fragen ob Sie dazu philosophische Texte haben ? oder ähnliches ? denn ich würde mich sehr interessieren in welchem Kontext das eigentlich gekommen ist

Nö.

Und bei Brecht hieß es: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral."