Versailler Vertrag = Diktatfrieden?

Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen

Diktatfrieden 71%
Realpolitischer Kompromiss 29%

8 Antworten

Diktatfrieden

Aus den Gründen, die du angeführt hast

Schon alleine der Umstand, dass überhaupt keine Verhandlungen stattfanden, sondern die deutsche Seite gezwungen war, das vorgelegte Schriftstück ohne Diskussionen zu unterzeichnen, reicht völlig aus, um von einem Diktatfrieden zu sprechen.

Realpolitischer Kompromiss

Was haben denn die deutschen Kriegstreiber erwartet? Die Verleihung von Orden mit Eichenlaub und Schwertern, von den Ländern, die die Deutschen - überfallen und ausgeplündert haben, derend Dörfer und Städte sie zerstört oder gar niedergebrannt haben - wenn auch im Staatenbunde?
Das Deutsche Reich musste harte Bedingungen akzeptieren - hatte aber vorher "hart" gewütet - ohne Rücksicht.

Es galt, das in Zukunft zu verhindern (hat ja leider nicht geklappt, durch Hitler und seine Nazis)
Bei der Überreichung des Entwurfs zum Friedensvertrag von Versailles durch die Alliierten und Assoziierten Mächte sagte der deutsche Reichsaußenministers Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau am 7. Mai 1919 über den Vertrag:

"Meine Herren! Wir sind tief durchdrungen von der erhabenen Aufgabe, die uns mit Ihnen zusammengeführt hat: Der Welt rasch einen dauernden Frieden zu geben. Wir täuschen uns nicht über den Umfang unserer Niederlage, den Grad unserer Ohnmacht.
https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/weimarer_republik/pwiedeutschlandundderversaillervertrag100.html

Ich beziehe hier mal demonstrativ die Gegenposition.

Realistisch betrachtet war es von beidem Etwas:

Die Bedingungen waren hart und wurden zum größten Teil nicht verhandelt, dass ist Fakt und spricht für eine Klassifikation als Diktatfrieden.

Demgegenüber wurden, was die Ostgrenze betrifft, mit den Volksabstimmungen in Masuren und Oberschlesien auch Kompromissregelungen eingeräumt. Auch hinderten die Amerikaner und im Besonderen die Briten die Franzosen daran, dass Saarland komplett zu annektieren und das Rheinland von Deutschland abzutrennen und zu einem an Frankreich gebundenen Satelitenstaat zu machen, oder direkt an Frankreich anzugliedern, wie das ranghohe französische Militärs und rechtsgerichtete Politiker gern gesehen hätten.

Insofern war der Frieden hart und wurde nicht verhandelt, andererseits taten die Engländer, was sie konnten um die schlimmsten denkbaren Konsequenzen abzuwenden (Im Besonderen aus dem Interesse heraus, dass die deutsche Wirtschaft schnell wieder auf die Beine kommen sollte, damit Deutschland fähig wäre die Reparationen zu leisten).

Was die Reparationen selbst betrifft, so waren diese nicht als Bestrafung konzipiert, sondern als Kompensation für die in Frankreich und Belgien angerichteten Schäden, so wie zur Kompensation der wirtschaftlichen Verluste der Entente wegen des Krieges.

Insofern spricht auch einiges dafür Versailles als einen Kompromiss zu sehen, der durchaus nicht zu den besonderen Gunsten Deutschlands ausgefallen ist, der aber weit schlimmer hätte kommen können, wären im Besonderen die Briten drn Franzosen im Punkto Friedensbedingungen nicht in den Arm gefallen.

xxxJohannaxxx 
Fragesteller
 17.04.2018, 22:42

Vielen Dank! :)

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Realpolitischer Kompromiss
Aufgabe: "War der Versailler Vertrag ein Diktatfrieden oder ein realpolitischer Kompromiss?"

Im Grunde ist die Aufgabenstellung unsinnig, wenn sie einander ausschließende Alternativen voraussetzt. Denn der Versailler Vertrag war beides!

Eine Frage hab ich: Stimmt es, dass die alliierten Deutschland ein Ultimatum gestellt haben? Wenn ja, so lange herrschte doch Waffenstillstand und wenn Deutschland nicht unterschreibt, herrscht wieder Krieg bzw große Konflikte, oder?

Ja, hätten die deutschen Politiker nicht unterschrieben, wäre der Waffenstillstand beendet gewesen und wären die Kampfhandlungen vermutlich wiederaufgenommen worden. Aber die Oberste Heeresleitung ließ auf entsprechende Anfragen der Regierung verlauten, dass militärischer Widerstand nicht möglich wäre. Daher entschloss sich die Regierung, in Versailles zu unterzeichnen.

- einseitiger vertrag : wollte in erster Linie keinen Frieden schaffen, sondern D. Bestrafen

Ja und nein! Deutschland sollte bestraft werden - das wollte vorallem Frankreich, das im Krieg am meisten gelitten hatte -, daher wurden u. a. Gebietsteile Deutschlands abgetrennt, einige Festungen bzw Gebietsteile von den Alliierten besetzt. Aber die Siegermächte erkannten auch, dass Deutschland politisch und wirtschaftlich lebensfähig bleiben musste, damit es die verlangten Reparationen zahlen konnte. Auch sollte ein Abgleiten ins Chaos, womöglich eine kommunistische Regierung auch in Deutschland mit Folgen wie in der Sowjetunion verhindert werden, weil Europa dadurch dauerhaft destabilisiert worden wäre.

Da Deutschland bei den Friedensverhandlungen nicht dabei war, seine Ansichten zum Vertragsentwurf zwar darlegen - einige Einwände der deutschen Regierung wurden sogar berücksichtigt -, aber nichts weiter verhandeln durfte, gab es nur die Alternative: ablehnen oder unterzeichnen. Insofern war der Versailler Frieden ein Diktatfrieden.

- D. Hat doch eigentlich nicht die alleinige Kriegsschiff (sic!), da schon viele andere Länder am aufrüsten waren, Österreich den Krieg mit Serbien begonnen hat etc.

In Artikel 231 war festgelegt: "Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben."

Es war also Deutschland nicht allein als Schuldiger ausgemacht! Was aber richtig ist: Deutschland hatte völkerrechtswidrig Luxemburg und Belgien überfallen und Frankreich unprovoziert angegriffen.

Ein Kompromiss herrschte doch nur zwischen den alliierten, da USA, GB und F verschiedene Ziele hatten und somit einen Kompromiss beschlossen hatten.

Sicher, "Kompromiss" kann man so auslegen. Aber es gibt noch eine andere Sichtweise: Deutschland wurde einerseits bestraft - Gebietsverluste, alliierte Abrüstungskontrollen, Reparationen -, andererseits aber blieb Deutschland ein souveräner Staat, der über seine politische Verfassung, seine Wirtschaft und zukünftige Politik selbst bestimmen konnte. Gerade wegen seiner Wirtschaftskraft blieb Deutschland eine Macht von Gewicht in Europa - und konnte also Reparationen entrichten.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.