Vermisst du das deutsche Kaiserreich?

22 Antworten

Nein, ich kannte es ja nicht persönlich. Es soll aber besser als davor gewesen sein, was man aber immer noch nicht mit heute vergleichen kann. Er führte die Schulpflicht ein, Kinderarbeit unter zwölf war verboten und sonntags war frei. Das gab es vorher eben nicht, da haben schon 6jährige in den Webereien gearbeitet und Schule kannten viele nur vom Hörensagen. Kranken und Rentenversicherung gab es auch erst zu dieser Zeit. Das war sein Reichskanzler, der auf den Druck der Arbeiter und Gewerkschafter reagiert hat. Das war damals sicher positiv und heute ist das ja die Normalität. Da braucht man keinen Kaiser mehr.

Nein, ich vermisse keinen Kaiser. Ich bin Preuße, Deutscher und Republikaner.

Ich bevorzuge den Ausspruch eines sehr bekannten Deutschen Politikers der Nach Kaiserzeit :

Wir XY anerkennen nur einen Adel, den Adel der Deutschen ARBEIT. Oder einen anderen Spruch aus jener Zeit :

Die ARBEIT ehrt den Mann wie die Frau. Das Kind aber Adelt die Mutter.

Ansonsten brauchen wir keine vom Staat bezahlten Kostümkomiker, keinen "Erbadel" dessen Sprößlinge irgendwelche Sonderrechte bereits in der Geburtsklinik angetackert bekommen.

Für die Deutsche Fahne Schwarz Weiß Rot bin ich sehr wohl weil sie für das ganze Deutschland steht.

Hier ist ein Forum für Dich da Du in Kaiserträumen schwelgen kannst :

https://kaisertreuejugend.wordpress.com/about/

Und falls es Dich interessiert :

Einer meiner Ahnen hat seinen Adelstitel abgelegt als er als Leutnant der Freikorps vor Riga kämpfte. Er kämpfte als Gleicher unter Gleichen.


raxxon701  07.06.2025, 11:23

Die Sprüche mit der Arbeit, das sind doch Naziparolen. Die Nazis haben die Arbeit als eine Art Selbstzweck idealisiert.

Du betreibst Geschichtsrevisionismus und klammerst dich an den technologischen Fortschritt. Dass das Kaiserreich aber autoritär, diktatorisch, militaristisch, radikal nationalistisch, gewalttätig und imperialistisch war, lässt du völlig unerwähnt.

Unter Wilhelm dem 2. forderten nationalistische Kräfte ein Deutsches Weltreich. Dabei eingebunden waren auch die deutschen Kolonien. Um auch wirtschaftlich stark zu werden, förderte man die Globalisierung und trieb weltweiten Handel. Nicht aber im reinen Sinne des globalen Handels, sondern vor allem mit der Absicht der wirtschaftlichen Vormachtstellung und der militärischen Hoheit. Infolge dessen wurde das Militär radikal aufgerüstet und auch innerhalb der Gesellschaft heroisiert und zum Trend gemacht. Durch die militärische und nationalistische Überheblichkeit isolierte sich das Kaiserreich selbst, nachdem sich die ehemaligen europäischen Partner vom Kaiserreich abwendeten und eigene neue Bündnisse eingingen. Recht schnell lösten die Aufrüstung und die neuen Bündnisse den 1. Weltkrieg aus, den das deutsche Kaiserreich mit zu verantworten hatte.

Neben der Arbeiterklasse und der katholischen Kirche wurden auch Juden und Nicht-Deutsche systematisch ausgegrenzt und diskriminiert. Der Nationalismus des Kaiserreichs lebte von der nationalistischen Überheblichkeit und Bekämpfung innerer und äußerer „Feinde“.  Aus dieser Zeit stammt im übrigen auch der rassistische Antisemitismus, welcher im 3. Reich erneut aufgegriffen wurde. Bereits zur Zeit des Kaiserreichs war sich die deutsche Gesellschaft einig, dass Juden „wie ein Fremdkörper“ im deutschen „Volkskörper“ sitzen würden. Eine Rhetorik, die Hitler später 1:1 übernahm.

Deine Behauptung, es habe keinen Antisemitismus gegeben ist also nicht nur historischer, sondern auch faktischer Blödsinn.

Nennenswerte positive Aspekte waren allerdings unter anderem der Fortschritt in der Forschung und Wissenschaft, die vor allem Größen wie Max Planck und Albert Einstein hervorbrachten. 1/3 der Nobelpreise bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs gingen an Wissenschaftler des deutschen Kaiserreichs. Deutschland wurde „elektrifiziert“ und das Auto wurde erfunden. Ebenso positiv waren der damals neu erschaffene Jugendstil in der Architektur, der Impressionismus in der Malerei oder der Erfolg in der Filmindustrie.

Ob diese gesellschaftlichen Fortschritte aber ein imperialistisches und autoritäres Großreich weniger grausam erscheinen lassen? Sicher nicht.

Mit den Sozialgesetzen und der Säkularisierung hatte man im Kaiserreich übrigens auch keine Wohlfahrt und Gemeinnützigkeit verfolgt, sondern eine gesellschaftliche Gleichschaltung und Ausmerzung von Kirche und Gewerkschaften. Die paar Errungenschaften wie die Zivilehe wurden von der unterdrückten Klasse selbst erkämpft und nicht aus Nächstenliebe durch den Kaiser eingeführt. Hätten sich die Kirche und die Sozialdemokraten nicht aufgelehnt und gewehrt, hätte der Kaiser sie vollständig zerschlagen lassen.

Das, was du hier propagierst, ist eine reine Romantisierung einer faschistischen Weltmacht, die ihre Gebiete durch imperialistische Kriegsführung und die Gleichschaltung und Unterdrückung der Arbeiterklasse erweiterte.


raxxon701  07.06.2025, 11:34

Ziemlich abwegig, was du hier verzapfst. Antisemitismus gab es kaum im Kaiserreich, im Gegenteil, Juden ging es damals so gut wie heute in den USA. Der Kaiser selbst war ja von vielen umgeben. Oder denke an Albert Ballin, der die HAPAG aufbaute. Juden wurden, abgesehen von einzelnen Stimmen, akzeptiert und waren gut integriert. Viele Juden, die vor Verfolgungen aus Russland flohen, fanden bei uns damals Aufnahme. Erst als es sehr viele wurden und 1918 der Krieg verloren wurde, kam der Antisemitismus auf, da einige Leute "den Juden" damals die Schuld gaben.

Und dann das krude Gelaber von einem angeblichen "Militarismus", ganz so, als sei dieser etwas solitär Deutsches gewesen:

"Militär radikal aufgerüstet und auch innerhalb der Gesellschaft heroisiert und zum Trend gemacht"

Ist doch alles Unsinn. Fakt ist, dass Frankreich damals wie seit jeher der militaristischste Staat Europas war und sich eine riesige Armee leistete - immer darauf bedacht, den Elsass sowie Lothringen wie 1648 erneut zu annektieren.

Und England war die bei Weitem größte Imperial- und Kolonialmacht. Die Briten unterdrückten die halbe Welt, von Iren bis Indern. Mit extrem brutalen Methoden. Viele Millionen Menschen in aller Welt sind damals unter Albions harter Knute verhungert. Wenn man einen Staat von damals "faschistisch" oder "rassistisch" nennen kann, so sicherlich das Vereinigte Königreich.

Das einzige, was im Kaiserreich wirklich problematisch war, das war der Kulturkampf gegen die Katholiken, die man daran hinderte, politische Macht auszuüben. Doch die Zentrumspartei hat sich um sie gekümmert und ihre Rechte bedeutend erweitern können.

Insgesamt war das Kaiserreich deutlich demokratischer und fortschrittlicher als England oder Frankreich. Wenn man das alles ignoriert und den Militarismus und Imperialismus der Westmächte auf die Deutschen projiziert, dann kommt natürlich so ein Zerrbild heraus, wie du es hier zu konstruieren versuchst.

Ich bin ein Anhänger der Demokratie und nicht des Kaisertums. Außerdem habe ich zur Zeit des Kaiserreichs nicht gelebt, wie soll ich es also vermissen?

erst mal kennt man es nicht, daher kann man es nicht vermissen. Zum anderen war es ein Obrigkeitsstaat, dessen Gesellschaft stark vom Adel, dessen Sitten und vom Militär dominiert wurde. Also Stände, die gesellschaftliche Zugehörigkeit der Menschen von Geburt an einschränken und zu zementieren versuchen. Begleitet von einer katastrophalen Außenpolitik, die von Großmachtphantasien bestimmt war. Und letztlich einen Weltkrieg anzettelte. Davon brauchen wir nicht mehr.


raxxon701  07.06.2025, 11:39

Unfug. Großmachtsphantasien hatten Franzosen und vor allem Engländer. Das englische Imperium kontrollierte den Großteil der Erde und die farbigen Völker wurden brutal unterdrückt. Viele Millionen Inder, Iraner und auch Iren verhungerten damals unter der grausamen Knute Englands.

Deutschland wollte als verspätete Nation einfach nachziehen und auch einen Platz an der Sonne erhalten. England, Frankreich, Belgien und Portugal haben ja fast alles schon weggeschnappt. Doch Deutschland hat niemals Kolonien erobert, sondern für die Eingeborenen Afrikas nur Schutzgebiete eingerichtet, wo sie vor der arabischen Sklaverei oder britischer Ausbeutung geschützt waren.

CliffBaxter  07.06.2025, 14:38
@CliffBaxter

deswegen sagte ich ja, dass den Obrigkeitsstaat mit seinen Großmachtphantasien und menschenverachtenden Allüren niemand vermisst.

raxxon701  07.06.2025, 15:26
@CliffBaxter

Die 165,00 Millionen Inder, die indischen Historikern nach infolge der britischen Besatzungspolitik verhungert sind, fallen in jedem Fall schwerer ins Gewicht als die 0,05 Millionen Hereros, die nach ihrer Massakrierung deutscher Siedler und ihre Niederlage gegen die deutsche Armee in der Wüste Kalahari verhungert sein soll.

https://mronline.org/2022/12/14/british-empire-killed-165-million-indians-in-40-years/

Allein das Zahlenverhältnis: Auf 3300 Opfer des „demokratischen“ Englands kam genau ein Opfer des angeblichen „reaktionären“ Deutschlands …

Trotzdem reden „deutsche“ „Historiker“ oft lieber über die angebliche „deutsche Schuld“, anstatt die ungleich größere der westlichen „Demokratien“ überhaupt zu sehen.