Meinung des Tages: Wie steht ihr zu True Crime Serien?

36 Antworten

Ich schaue und höre viel True Crime. Ich persönlich mag es, wenn man es sehr persönlich erzählt und viel über die Hintergründe der Opfer und Täter erfährt. Kann aber durchaus nachvollziehen, dass das für die Opfer bzw. Angehörige sehr hart sein muss und auch retraumatisierend wirken kann. Aber man will verstehen warum gerade diese Person und wieso wurde die andere zum Täter. Das ist in gewisser Weise ja auch Aufklärung.

Den Fall Jens Söring habe ich auch verfolgt und muss zugeben, dass ich seine Geschichte nicht ganz stimmig finde. Aber er war jung und hat einen Fehler begangen, entweder die Tat oder eben das Vertrauen zur Partnerin, je nachdem was stimmt. In Deutschland wäre er nach 10 Jahren Jugendstrafe auch wieder frei gewesen. Die Strafen in Amerika sind zu hart für junge unreife Menschen meiner Meinung nach.

Dennoch finde ich es suspekt, dass er daraus weiterhin Kapital schlagen will. Andererseits ist mir auch klar, dass es veruteilte Straftäter auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben.

Aus beruflichen Gründen bekomme ich immer mal wieder Einsicht in Ermittlungsakten, teilweise auch in bestimmte Vorgehensweisen, auch in Obduktionsberichte.

Wenn man so eine Akte liest, dann kann das schon interessant sein, oftmals ist es aber auch sehr "ermüdend" (Natürlich davon abgesehen, dass hinter jeder Akte mindestens ein furchtbares Schicksal steckt):

Wenn ich das "wirkliche Leben" wie ich es aus diesen Akten ersehe und das, was man im TV etc. zu sehen bekommt, vergleiche, dann ist das schon sehr "aufgemotzt", damit es spannend ist und die ganze Sendung über auch bleibt und es werden oft "Zwischenfragen" gestellt, die einfach die "Stimmung" anheizen sollen etc. Um das expliziter zu erklären, musste ich hier mal eine ganze Sendung "auseinandernehmen" - aber das führt dann doch zuweit.

Ich sehe einiger dieser Formate trotzdem immer wieder mal ganz gerne, kann es mir dann aber auch nicht ersparen, Kritik zu üben und z.B. meinen Lebensgefährten "aufzuklären", dass es so oder so nicht stimmt/stimmen kann usw.

Solange man diese Formate bzw. auch bestimmte Fälle dann im Einzelnen auch mal kritisch hinterfragt und sich Gedanken macht und sich nicht einfach berieseln lässt, können sie durchaus interessant sein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich kann den Reiz an True-Crime-Formaten nur allzu gut nachempfinden und schaue sie selbst sehr gern. Ich kann aber natürlich auch nachvollziehen, dass das vor allem für Angehörige und Oper ziemlich belastend sein kann, so viele Jahre später durch Netflix-Serien wie Dahmer oder Söring wieder mit ihrem Schicksal konfrontiert zu sein. Ich finde die Kritik daran also sehr berechtigt und wichtig. Filmschaffende sollten in solchen Fällen meiner Meinung nach ethische Überlegungen in ihre Entscheidungen miteinfließen lassen müssen. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also ich muss sagen True Crime ist super spannend. Ich bin ein riesen Fan von True Crime bzw. Crime Brettspielen. Wo ich in die Rolle des Detektivs oder Polizisten oder ähnliches schlüpfe. Bei dem ich den Fall lösen muss indem ich Zeitungsartikel, Zeugenaussagen etc. analysieren und auswerten muss. Ich weiß selbst nicht was ich daran so spannend und faszinierend finde. Aber je komplexer es ist desto größere ist der AHA Effekt. Das packt mich immer. Falls sich jemand damit auskennt, gerne antworten. Das Rätseln, die verschiedenen Möglichkeiten und Dinge wie es passiert sein kann packt mich einfach jedes mal. In True Crime Serien bin ich jetzt nicht absolut drin, aber sind oft faszinierend.

Die Serien sind nur sinnvoll, wenn sie wie bei "ungeklärte Morde" oder bei "XY ungelöst" zur Aufklärung beibringen. Eventuell kann man sich auch akzeptieren, wenn Betroffene unschuldig viele Jahre im Knast verbracht hatten und dann ihre Geschichte verkaufen wollen. Was gar nicht geht ist, die Geschichte anderer Menschen auszuschlachten wie bei Autopsy, oder medical detectives (MD), wobei Paar Fälle bei MD waren auch informativ und okay, das meiste ist aber doof.