Theodizeefrage in der Literatur?

4 Antworten

Indirekt (nach meiner Einschätzung) in zwei Werken von Kleist: "Das Bettelweib von Locarno" und "Erdbeben in Chili".

Im "Bettelweib" kommt der Marchese elendig ums Leben, obwohl er sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Zwar hat er das Bettelweib im barschen Ton hinter den Ofen verwiesen, wo es schön warm war. Auf dem Weg dorthin verunglückte das Weib tödlich. Später erscheint das Weib ständig als Gespenst. Deshalb kann der Marchese sein Schloss nicht verkaufen, obwohl der Verkauf aus wirtschaftlichen Gründen dringend nötig ist. Darauf wird der Marchese wahnsinnig, zündet sein Schloss an und kommt in den Flammen um. Arbeiter, die die Trümmer aufräumen, finden die Knochen des Marches und legen sie genau dorthin, wo er das Bettelweib hat aufstehen geheißen. -  Hier wird also der Eindruck vermittelt, der Marchese habe sein Schicksal verdient. Blickt man aber genauer hin, löst sich alles in Luft auf. Eine Schuld des Marchesde ist nicht zu erkennen, allenfalls hat er den Tod des Bettelweibes verursacht.

Ähnlich ist es im "Erbeben in Chili": Zunächst wird der Eindruck  vermittelt, das Liebespaar, dem schreiendes Unrecht widerfährt, sei durch Gottes Eingreifen (das Erdbeben) gerettet worden. Gleichzeitig seien die (staatlichen und kirchlichen) Übeltäter, ebenfalls durch das Erdbeben, bestraft worden. Doch diese beseligende, hochherzige Vorstellung wird recht bald ad absurdum geführt, denn das Liebespaar, nachdem sich die alten (kirchlichen und staatlichen) Mächte aus ihrer Lähmung wieder befreit und erholt haben, wird auf brutale, entsetzliche Weise - infolge der Hetzrede eines Priesters - umgebracht. 

Beides mal fragt man sich: wo war Gott? Wieso lässt er derartige, schreiend ungerechte Verläufe zu? Wie sind derartige Verläufe mit der Liebe und Gerechtigkeit Gottes zu vereinbaren?

Dazu fällt mir als erstes der Namensgeber ein: Leibniz' Theodizee (Originaltitel: Essais de théodicée). 1710 (Originaltitel und Erscheinungsjahr aus Wikipedia kopiert)

Siehe auch die übrigen Literaturhinweise bei https://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee

Hiob / Ijob hat Alequasina schon genannt. Dieses Buch soll das älteste in der Bibel und damit eins der ältesten der Weltliteratur sein, möglicherweise das älteste erhaltene Werk zu diesem Thema und allein deshalb schon interessant.

(Die Pandorasage geht am Thema vorbei, da Zeus kein allgütiger Gott ist.)

Iwan Karamasow in "Die Brüder Karamasow" (Gedächtniszitat: "Lohnt sich denn diese Welt, wenn sie auf dem Leid auch nur eines dieser Kinder aufgebaut ist? [...] Ich leugne Gott nicht, ich gebe ihm nur ergebenst meine Eintrittskarte zurück.")

celaenasardotin 
Fragesteller
 19.04.2016, 15:35

Hoib war für mich ganz klar , sonst vielen Dank für die Hinweise

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Hm, da fällt mir spontan der moderne Roman "Alles endet im Licht" von Hans Dienstknecht ein, in dem wird das Thema mehrmals angeschnitten und erörtert. Das Buch gibts übrigens kostenlos als PDF, schau mal hier:
www.origenes.de/download/licht.pdf  Ganz ansprechend geschrieben, mir hat's gefallen.

Bei Albert Camus solltest du fündig werden.

Das Buch Hiob in der Bibel.


celaenasardotin 
Fragesteller
 19.04.2016, 13:13

Ist als Religionskritiker nicht meine Erstwahl, aber danke trotzdem

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PWolff  19.04.2016, 15:05
@celaenasardotin

Das Buch Hiob ist - bezogen auf die damals üblichen Religionen - reichlich religionskritisch. (Und heute genauso wie damals.)

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celaenasardotin 
Fragesteller
 19.04.2016, 15:36

Oh , ich meinte Camus. Hiob war für mich zu diesem Thema auch klar. Danke trotzdem für die Antwort

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