Themen/Studienablauf von Lehramt: Deutsch + Geschichte?


19.08.2025, 18:14

Das Studium findet in Bayern statt

1 Antwort

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Germanistik-Studentin hier👋

Vorab: Es gibt nicht einen Universallehrplan. Die Schwerpunkte unter den Unis können stark variieren (manche machen mehr Mediävistik, andere machen stattdessen mehr Deutsch als Fremdsprache).

1) Welche Themen behandelt man im Lehramt Germanistik? Sprich, was thematisiert man bspw. im Erstsemester in der Linguistik/Mediävistik/neuere deutsche Sprachwissenschaft.

Wie du richtig aufzählst, sind es grundlegend Linguistik, Neuere Deutsche Literatur und Mediävistik.

In NDL lernst du grundlegende Theorien kennen, auch philosophisch angehauchte Fragen wie „Was ist ein Text?“ und wirst weniger Texte wie in der Schule analysieren, sondern auf die Erzähltechniken untersuchen (interne Fokalisierung, heterodiegetische Erzählung usw.).

In Linguistik geht es um die großen Disziplinen Phonologie/Phonetik, Morphologie, Pragmatik, Syntax und Semantik. Das kann teilweise etwas mathematisch werden, da du die Sprache nun aus einer logischen Perspektive betrachtest. Es geht aber auch um die deutschen Sprachphänomene und Sprachentwicklungen.

In Mediävistik geht es um Geschichte und Literatur. Du lernst bekannte Schriftsteller aus dem Mittelalter, aber auch die verschiedenen Sprachstufen (z.B. Mittelhochdeutsch) des Deutschen kennen. Ich musste zusätzlich die Grammatik lernen und in der Klausur sowohl die Entwicklungsstufen der Wörter als auch die Verbform analysieren.

2) Wie hoch ist die Durchfallquote bei euch gewesen? (als Adressat hierbei gelten jedwede Lehramtstudenten unabhängig des Faches)

Hm. Gute Frage. Gefürchtet war Mediävistik bei uns, da die Klausur aus zwei Teilen bestand (einmal Übersetzung und Grammatik), die jeweils unabhängig voneinander bestanden werden müssen. Ansonsten ist Semantik nicht jedermanns Sache, aber dank Tutorien kriegt man das gut hin.

3) Inwieweit gleicht das Studium der Oberstufe? Sprich, inwiefern divergieren die Themen? Inwiefern weicht der Prüfungstil von dem der Oberstufe ab?

Oh, die sind anfangs ziemlich verschieden. Man hat mehrheitlich Klausuren; erst ab der Mitte des Studiums kommen die Hausarbeiten; die gehen in Richtung der Klausuren aus der Oberstufe, da man sich mit einem Thema intensiver beschäftigt und mithilfe von Theorien einer Hypothese nachgeht. In den Klausuren der Einführungsseminare kommen Fragen wie:

Bestimmen Sie das Verhältnis des Erzählers zur erzählten Welt (ontologische Bestimmung des Erzählers) und begründen Sie Ihre Entscheidung anhand eines Beispiels aus dem Text. Bestimmen Sie die vorherrschende Fokalisierung im abgedruckten Textauszug nach Genette.

Es ist also eine Mischung aus stumpfer Reproduktion und angewandtem Wissen. In der Hausarbeit geht es inhaltlich in die Tiefe, bei der man das grundlegende Wissen für die Analyse voraussetzt.

Welche Themen fielen euch leichter bzw. schwieriger? 

Diese Frage ist nicht gut zu beantworten, denn diejenigen, die z.B. Mathe hassen, finden Semantik grausam, während Matheliebhaber damit 0 Probleme haben. Ich persönlich hasste die Grammatik und Übersetzungsaufgaben in Mediävistik und Pragmatik. NDL ist am Anfang bisschen dröge. Besonders toll fand ich Literaturwissenschaft erst in den späteren Semestern. Ansonsten mag ich (mit Ausnahme von Semantik und Pragmatik) jede Disziplin in Linguistik.


MinusDrei651  22.08.2025, 08:12

Mediävistik wäre für mich der einzige Grund, Germanistik zu studieren. Dabei liegt mir Mathematik viel mehr als Sprachen. 🙈

Ich schleiche mich derzeit über Umwege des zweiten Bildungsweges zum DaF-Zertifikat, auch wenn ich einsehe, dass ein richtiges Studium zum Vorteil wäre. Allein schon, weil ich sprachlich süddeutsch aufgewachsen bin und deshalb immer noch stellenweise in der Süddeutschen Grammatik hänge. (Jedoch bin ich mittlerweile fähig, zu erkennen, wann ich nochmal ins Wörterbuch sehen sollte.

Daher auch die Vorliebe zu Mediävistik da Alemannisch nur die zweite Lautverschiebung mitgemacht hat und aufgrund dessen, in vielen Punkten noch mittelalterlich ist. Mittelhochdeutsch klingt für mich verständlich, wie mit starkem Dialekt. Ich verstehe mhd Texte und Vorlesungen jedenfalls sehr viel besser als tiefes Bayrisch. 😅

LG