Tendieren Menschen dazu, Personen, die nicht viel reden und nahezu introvertiert sind, zu vermeiden oder mit ihnen zurückhaltend umzugehen?
Habt ihr das z.B bei euch selbst bemerkt?
4 Antworten
Zumindest auf dem Land oder in der Vorstadt mag das schon zuweilen so sein und da habe ich (ich stamme aus einer typischen Vorstadt, in der ich aber nicht mehr wohne und bin nicht in dem Sinne introvertiert, aber eher ruhig und kein cooler Sonnyboy, der immer gleich Feuer und Flamme ist) diese Erfahrung im weitesten Sinne auch selber gemacht. Ich wurde oft unterschätzt und es waren dann alle überrascht, dass auch ich nicht immer "der Nette" bin sondern durchaus eigene, zuweilen kontroverse Meinungen vertreten und begründen kann, rhetorisch nicht ganz unbefleckt bin und nicht alles nur abnicke.
Das Thema liegt vielleicht auch daran, dass diejenigen, die sich immer in den Vordergrund drängen, es scheinbar "leichter" haben dahingehend, dass sie eher "erhört" bzw. wahrgenommen werden wie jemand, der einfach nur "da ist" und nicht immer an vorderster Front Zunder gibt. Aber andererseits habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass die großen Fensterredner zuweilen auch als absolute Nervtöter und als oberflächlich oder unecht oder als penetrant wahrgenommen werden.
Man hat es als eher ruhige oder auch offen in sich gekehrte, stille Persönlichkeit dort dennoch schwerer, wird übergangen, aber auch weil die Leute aus eigener Unsicherheit heraus einfach nicht wissen, wie sie einen einschätzen bzw. wie sie mit einem umgehen sollen und sich fernerhin zu weiten Teilen über Geselligkeit definieren und das "Miteinander". Das ist dann aber eine Frage des Umfelds.
Ich persönlich finde davon abgesehen Personen, die immer nur lachen und für die alles Heititeiti ist, aber genauso anstrengend wie Personen, die so still sind, dass man mit ihnen schon normale Gespräche kaum führen kann und denen man jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen muss.
Nein, ich interessiere mich sogar oft besonders für introvertierte Menschen.
ABER.
Wenn man auf einen Menschen zu geht, Interesse zeigt, vielleicht auch dass man den anderen mag - und dann kaum etwas zurück kommt kommt, weil die andere Person so verschlossen ist - dann hat man eben irgendwann keine Lust mehr darauf.
Ich investiere doch nicht so viel in einen Menschen, wenn der andere kein Interesse zeigt, sich kaum öffnet, sich nicht bemüht. Das ist ermüdend und ich weiß nie, ob die Person einfach kein Interesse hat, oder es nur nicht zeigen kann. Aber wenn man intensive Begegnungen und Bindungen zu anderen Menschen eingehen möchte, dann muss man sich auch selbst darum bemühen.
Introvertiert sein ist keine Ausrede.
Also wenn man sich unseren aktuellen Bundeskanzler so ansieht und anhört, dann möchte man die Frage verneinen. Er redet nicht viel, auch nicht laut, wirkt introvertiert, jedoch wollen alle mit ihm reden, ihn erleben und sind neugierig. Man sagt halt nordisch zu seinem Verhalten. Ich kenne Olaf Scholz nicht, jedoch werte ich sein Verhalten nicht geringschätzig. Irgendwie muß er ja dort hin gekommen sein, ins Kanzleramt.
Nun stellt euch den stillen Nachbarn vor, der immer vor seiner lauten Ehefrau kuscht. Mit dem hätte ich wohl ein Problem, würde ich ihn nicht genau kennen. Würde ihn nicht meiden, jedoch zurückhaltend reagieren oder mich lustig machen. Um herauszufinden wie er reagiert. (Er ist mein bester Kumpel)
Daran erkennt man, daß nicht nur das Verhalten den Ausschlag gibt, sondern die allgemeinen Gegebenheiten. Es kann ein Irrtum sein, daß leise Menschen sich auch unauffällig verhalten. Man sollte sie nicht unterschätzen, sondern zuerst mal abklopfen.
Ich nicht. Ich meide eher Menschen, die viel und laut reden und übertrieben extrovertiert sind.