Strom und Wasser in welchem Verhältnis gefährlich?

9 Antworten

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Hier antworte ich wieder einmal grundsätzlich wegen zahlreicher ähnlicher Fragen.

Elektrogeräte an sich, also vom Versorgungsnetz getrennte Geräte sind in der Badewanne so gefährlich wie Seife oder Quietschente.

Gefährlich ist allein die elektrisch leitende Verbindung von der Steckdose zum Badenden, auch über das Badewasser, ob mit oder ohne angeschlossenem "Stromverbraucher". Somit gilt es hier nur zu untersuchen, auf welche Weise diese Verbindung zustande kommen kann, und wie der menschliche Körper in den Weg des Stromflusses geraten kann.

Die Badewanne ist heutzutage im Rahmen des allgemeinen Potentialausgleiches zwischen handgreiflichen elektrisch leitenden Armaturen im Bad elektrisch mit der Erde verbunden, die Badewanne ist somit geerdet. Diese in der Summe als Schutzmaßnahme hilfreiche Technik kann in Einzelfällen auch Stromunfälle begünstigen:

Auch bei unserem öffentlichen Stromversorgungsnetz ist einer der beiden Wechselstromleiter (Nullleiter, Neutralleiter) geerdet. Deshalb führt der andere Leiter („Außenleiter“, „Phase“) eine Spannung von 230 V nicht nur gegenüber dem Nullleiter, sondern gleichermaßen auch gegenüber dem Erdpotential, somit auch gegenüber der Badewanne und dem Zapfhahn.

Bei der Berührung der gegen Erde Spannung führenden Phase und die gleichzeitige Berührung der geerdeten Badewanne (oder des Zapfhahnes) führt damit zu einem Stromfluss durch den menschlichen Körper. Dieser Körperstrom ist lebensgefährlich, je nach Begleitumständen mehr oder wenig, mit größerer oder kleinerer Stromstärke. Im schlimmsten Falle berührt der Badende direkt einen unter Spannung stehenden Kontakt. Aber wegen der Spannungsabfälle auf dem Stromweg können am menschlichen Körper auch Potentialdifferenzen ("Schrittspannungen") auftreten und so den Strom über den menschlichen Körper leiten.

Wasser ist grundsätzlich ein elektrischer Isolator. Durch die Anreicherung mit Säuren, Salzen und Laugen wie z.B. Seifenlauge wird das Wasser ionisiert, es wird so sehr schwach elektrisch leitend.  

Der Badende ist zunächst auch in der trockenen Wanne schon mit seinem Körper großflächig, also über eine große Kontaktfläche für den Strom, mit dem geerdeten Metallkörper der Wanne verbunden. Nach eingefülltem seifigem Badewasser ist er zugleich noch zusätzlich über das Wasser mit der Wanne verbunden. Hinsichtlich der geringen Leitfähigkeit des Wassers würde da eigentlich nur ein Strom fließen, der spezifisch zig-millionenfach kleiner ist als bei üblichen Kupferleitern. Während die Kupferleiter gewöhnlich einen Leiterquerschnitt in der Größenordnung von 1 qmm aufweisen, ist aber die Kontaktfläche zwischen Wasser und aufgeweichter menschlicher Haut millionenfach größer. Deshalb also kann sich hier ein bedrohlicher Stromfluss entwickeln, aber keinesfalls wegen der immer wieder angeführten „außerordentlichen elektrischen Leitfähigkeit“ des Wassers. Das ist ein Mythos.  

Die Gefahr geht also von der Verbindung des Badenden mit dem gegen Erde Spannung führenden elektrischen Leiter aus. Da gibt es diverse Möglichkeiten:

-      Ein mit Netzspannung (230 V) betriebenes Elektrogerät fällt in das Wasser und zieht dabei das mit der Steckdose verbundene Anschlusskabel mit. Hier gibt es zahllose elektrische Verbindungsmöglichkeiten mit dem Badewasser, das an Spannung führende Innereien des Gerätes sowie an Anschlusskontakte des Kabels angrenzt. Lebensgefahr!

-      Ein mit Kleinspannung betriebenes Elektrogerät (z.B. Handy mit an der Steckdose verbundenem Ladegerät fällt in das Wasser und zieht sein Anschlusskabel mit. Das dürfte in aller Regel gefahrlos bleiben mangels vorliegender Netzspannung gegen Erde im Bereich des Badenden. Das gilt allerdings nur bei hinreichender galvanischer Trennung der im Wasser baumelnden elektrischen Kontakte.

Unter galvanischer Trennung verstehen wir die hochgradige elektrische Isolation primärseitiger und sekundärseitiger elektrischer Leiter voneinander. In diesem Sinne dürfte die Netzspannung von der Steckdose keinesfalls über die Ladevorrichtung für das Handy durchschlagen. Im Versagensfalle würde auch das Handy-Anschlusskabel lebensgefährlich. Und dieser Sicherheitstechnik würde ich nicht mein Leben anvertrauen.

Solange aber keine Verbindung mit dem öffentlichen Stromversorgungsnetz vorliegt, seife ich mir gelassen die Ohren ein mit dem Handy im Badeschwamm. Danach sollte nur das Handy ggfs. austrocknen für die störungsfreie Funktion.

Alles klar soweit, oder noch Fragen dazu?

dompfeifer  28.09.2021, 13:26

Dazu vermerkt hier der User hoermirzu:

"Strom und Wasser sind seit ewigen Zeiten verfeindet!"

Dieser Mythos führt nur zu Missverständnissen, die erst Gefahren heraufbeschwören!

Die Gefahren werden so immerzu in der vermeintlichen Wirkung des Wassers gesucht anstatt in der elektrisch leitenden Kette von öffentlichem Stromversorgungsnetz zur Erde, dem gesamten Stromkreis vom Außenleiter des öffentlichen Trafos über Fernleitung - Steckdose – Verbindungskabel – menschlicher Körper – Badewanne – Erde – bis zurück zum Sternpunkt des öffentlichen Trafos. Anstatt die objektiven Gefahren wahrzunehmen fürchten sich dann viele Leute vor unverbundenen Handys im Wasser, vor elektrischen Zahnbürsten, Herzschrittmachern, Hörgeräten u. dergl. mehr.

Allein die elektrisch leitende Verbindung zwischen Steckdose und Badebereich ist gefährlich!

In der geerdeten Badewanne ist das Wasser noch vergleichsweise nebensächlich. Auch in der trockenen Wanne ist die körperliche Netzspannungs-Berührung lebensgefährlich. In Durchlauferhitzern verlaufen oft die blanken Heizdrähte durch das Wasser. Bei der Elektrolyse geht der elektrische Strom eine hilfreiche Partnerschaft mit dem Wasser ein. Elektroboote fahren auf dem Wasser, selbst als Spielzeug.

Gelegentlich lauert die Gefahr gar nicht im Wasser, sondern im Wassermangel:

Tauchsieder baden im Wasser und werden erst gefährlich, wenn ohne Abschaltung das Wasser verdunstet! Erdungsbandeisen verlieren ihre Schutzwirkung, wenn im Boden zu wenig Wasser ist! Und selbst Blitzschläge töten mehr Kühe auf der Weide als Fische im Wasser. Schließlich beträgt die elektrische Leitfähigkeit des Ackerbodens das Einhunderttausendfache von Süßwasser im See. Also:

Strom und Wasser sind seit ewigen Zeiten befreundet!

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Schön, dass wir zumindest das hier noch von Dir lesen durften, vielleicht war es ja Dein letzter Text ...

Denn:

Ad 1: Niederspannung und Wasser – gerne unterschätzt. Ja, der 5 V-Gleichstrom an der Ladebuchsenseite wäre harmlos, aber leider ist das kein konstanter Gleichstrom sonder dieser hat noch einiges an Netzfrequenz drauf (aber halt immer im positiven, immer in der gleichen Richtung). Die Gefahr ist dann nicht die Leistung, sondern der HF-Anteil, der der Kontraktionssteuerung Deines Herzmuskels aufmoduliert wird. Meist passiert nichts, meist geht das harmlos aus, die Fremdschwingung ebbt ab und verschwindet wieder und das Herz läuft weiter und weiter und weiter. Manchmal und auch bis zu 24 h später kommt es zu ungünstigen Konstellationen und das Herz fängt an zu flimmern; kein Herzschlag mehr; schlecht.

Ad 2: Nun, und das Kabel hat zwei Enden. Da läuft ein Wassertropfen dran runter oder es bildet sich ausreichend Kondenswasser und schon habe ich auch Wasser im Ladegerät! Und hier liegt die volle Netzspannung an. Da brauche ich dann nicht 24 h zu warten, bis das Herz aussteigt. (Abgesehen von hässlichen Verbrennungen, die nicht unbedingt die Partnerwahl vereinfachen.) Ebenso: Irgendwo ist das Netzgerät eingesteckt und hier gilt das Gleiche: Ein Tropfen Wasser bis auf die inneren Kontakte, ausreichend Kondenswasser oder so und Ende-Gelände.

Dabei spreche ich noch gar nicht von noch wahnsinnigeren Aktionen, wie mal eben den Stecker mit feuchter Hand abziehen. Russisch Roulette ist nur ein anderer Spielaufbau dazu ...

Ad 3: Jetzt gibt es ja so schöne Sicherungsfunktionen wie einen Fehlerstromschutzschalter. Zum einen sollte er dann auch vorhanden und für den betroffenen Bereich aktiv sein. Zum Anderen sollte er regelmäßig geprüft werden. Und schließlich: Ich sichere mein Leben doch nicht mit "einem Bindfaden" ab, wenn ich schon viel früher vermeiden kann, es überhaupt zu gefährden. Also: Nur Batteriebetrieb für Musik im Badezimmer! Kein Elektrogerät in Badewanne, auch nicht über dem Wasserspiegel!

Mag noch ergänzt sein, dass diese Schutzeinrichtungen für den Normalfall gedacht sind: Bekleidet, im Wesentlichen trocken und Schuhe an. Ganz vom Elektrolyt umgeben und am ganzen Körper hervorragend geerdet kann trotzt Fehlerstromschutzschalter zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

Ergo: In jeder Hinsicht eine dumme, dumme Idee, irgendwas mit Kabel mit ins Bad zu nehmen!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik

Abgesehen davon, dass man es lassen sollte:

Das Ladegerät setzt die Spannung auf 5 V herab, da würde dir vom Ladekabel her nichts passieren. Wenn aber das Ladegerät an einer Verlängerungsschnur betrieben wird und dieser Teil ins Wasser fällt besteht Lebensgefahr.

Wenn Du das Telefon den ganzen Tag über in Händen hältst, muss es wohl auch öfter gesäubert werden.

Der Strom aus dem Ladegerät ist nicht gefährlich, sonst gäbe es keine offenen Kontakte, warum Du die Akkus in der Badewanne laden musst, erschließt sich mir aber nicht.

Strom und Wasser sind seit ewigen Zeiten verfeindet!

dompfeifer  28.09.2021, 13:30

"Strom und Wasser sind seit ewigen Zeiten verfeindet!"

Protest! Siehe meine Erklärung dazu im Anhang zu meiner obigen Antwort!:

Strom und Wasser sind seit ewigen Zeiten befreundet!

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hoermirzu  28.09.2021, 14:25
@dompfeifer

Geschenkt! Hoffentlich ist der Flammenkönig in seiner Badewanne noch am Leben! Obwohl er inzwischen auch erfroren sein könnte.

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