Strom aus Fahrzeugbatterie ins Hausnetz einzuspeisen?

7 Antworten

Das ergibt so schlicht keinen wirtschaftlichen Sinn, zumindest nicht ohne flexible sondertarifliche Vereinbarung mit dem Stromnetzbetreiber. Dessen ungeachtet wäre dazu ausgerechnet der Einsatz des Automobils als rollender Energiespeicher über bidirektionales Laden so umständlich wie der ständige Eisschrank auf dem Fahrrad.

Das Auto als Fortbewegungsmittel wäre hier zunächst ein völlig unnötiger Kropf. Wir könnten natürlich einen Akku-Energiespeicher privat in der Wohnung stationieren. Das würde beim konstanten Normaltarif nichts bringen außer den Energieverlusten durch das Laden und Entladen. Das wäre eine etwas umständliche Elektroheizung für die Wohnung ohne den tariflichen Vorteil der Nachtspeicherheizung. Aber die Überlegung bringt uns schon weiter. Ich habe mir als notorischer Tüftler und "Universaldilettant" auch darüber schon wegweisende Gedanken gemacht. Und die sind durchaus verwandt mit der Technik des „bidirektionalen Ladens“.

Mit einem "intelligenten Stromzähler" lässt sich der Stromtarif flexibilisieren: Bei Strommangel im Versorgungsnetz geht der Tarif nach oben, und bei Überschuss geht der Tarif nach unten, gelegentlich sogar unter null. Überflussstrom muss ja im schlimmsten Fall sinnlos kostenträchtig verbrannt werden. Im Extremfall verdient der private Nutzer Geld mit dem Laden seiner Akkus. Bei der Entladung hätte er dann billigen grünen Haushaltsstrom.

Mittels solcher Energiespeicher können die unsteten Energieflüsse aus Windkraft- und Fotovoltaik-Anlagen rationell genutzt werden. Das wäre eine nachhaltige, eine "grüne" Energiewirtschaft. Solche Energiespeicher sind ja auch tatsächlich schon im industriellen Maßstab seit Jahren in Betrieb, als Ergänzung von gigantischen Stauseen mit Pumpwasser-Speicherung. Die sind mangels weiterer geografischer Angebote hierzulande nicht mehr ausbaufähig, und naturschonend waren die ohnehin nie.

Derartige industrielle zentrale Energiespeicher haben allerdings einen entscheidenden Mangel: Sie belasten mit den enormen großflächigen Lade- und Entladeströmen regional das Versorgungsnetz und erzeugen dabei auch noch für entsprechende Transportverluste im Netz. Da wären im Zuge der gegenwärtig rasant steigenden Energiedichten neuartiger Akkus solche private dezentrale Energiespeicher durchaus eine interessante Option: Die zwischengespeicherte Energie würde ohne große Umleitungen gleich am Bezugsort entwertet. Das würde den Ausbau nachhaltiger Energiequellen beflügeln, weil die dazu erforderlichen Energiespeicher endlich zur Verfügung stünden. Die Windkraftanlagen müssten bei kräftigem Wind nicht mehr mangels aktueller Energienachfrage abgeschaltet werden. Der enorme aktuelle Netzausbau ließe sich zurück fahren.

Da ist der Gedanke naheliegend, anstelle der zentralen Energiespeicher oder auch privaten Speicher in Haushalten die ohnehin zunehmend vorhandenen Elektroautos als dezentrale Energiespeicher zu nutzen. Auch der Gedanke ist nicht neu. Der Wasserstoffantrieb mittels Brennstoffzellen geht in diese Richtung. Der ist aber leider mit aufwändigen verlustreichen Energieumwandlungen verbunden und dazu noch mit explosivem Treibstoff.

Da ist schon das System der Wechselbatterien interessanter: Die Batterien werden im Supermarkt um die Ecke mit billigem Überflussstrom aufgeladen und bei Bedarf ausgetauscht gegen entladene Akkus. Das System krankt bislang noch am technischen Aufwand. Auch deshalb hat sich wohl z.B. der VW-Konzern, womöglich auch unter dem Sparzwang nach der Dieselaffäre, von dieser Entwicklung verabschiedet. Daimler dagegen scheint da noch am Ball zu sein. Tesla hüllt sich diesbezüglich in Schweigen.  

Solche Überlegungen inspirierten mich vor einigen Jahren dazu, das ladetechnische System der Wechselbatterien einmal sicherer, ökonomischer und komfortabler zu auszugestalten und für meinen geronnenen Gehirnschmalz einen Patentantrag zu stellen. Damit sollte das System der klimafeindlichen, umständlichen und zeitraubenden Elektroauto-Ladesäulen samt ihren zentralen Netzbelastungen „überflüssig werden, schon bevor es flächendecken ausgebaut wird.“ (Originalzitat).

Das deutsche Patent- und Markenamt bescheinigte mir in seinem umfangreichen Prüfbericht damit den Anspruch auf einen „technologischen Durchbruch“ und verwies wieder einmal auf einen Gleichklang der Seelen: Ein Münchner Tüftler und ein Amerikaner hatten bereits mit ähnlichen Gedankengängen urheberrechtliche Ansprüche angemeldet. Aber mit monatelangen Verspätungen beim Wettrennen um die Extrapolation des technischen Zeitgeistes samt Dokumentation habe ich schließlich jahrzehntelange Übung. Der teuren Patengerichts-Streitigkeiten bin ich im neunten Lebensjahrzehnt mittlerweile überdrüssig.

 


sixtnitter 
Fragesteller
 15.09.2021, 18:15

Danke für die ausführliche Info 👍

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Im Moment noch gar nicht, und auch in Zukunft nicht ganz billig. Aber in der Zukunft ist es sehr sinnvoll. Soweit in Kürze.

Etwas ausführlicher:

Derzeit lässt die Gesetzeslage in Deutschland eine solche "vehicle-to-grid" Ladung noch nicht zu. Es laufen daher bis jetzt nur ein paar Versuche der Energieversorger. Eine angepasste gesetzliche Regelung soll kommen, aber der Zeitpunkt ist noch offen.

Der japanische Chademo-Ladestandard, den wahrscheinlich auch der Ionic 5 für die Schnellladung hat, ermöglicht das heute technisch schon. Aber in Deutschland eben noch nicht zugelassen. Chademo-Ladestationen sind ausserdem für das schnelle öffentliche Laden gedacht, und für Privatnutzer unerschwinglich teuer.

Es gibt erste bezahlbare Ladestationen für den Privatgebrauch - also 400 Volt Wechselstrom Ladestationen mit Typ 2 Stecker - die schon für bidirektionales Laden vorbereitet sind. Aber auch hier gilt, das dies aus gesetzlichen Gründen noch nicht genutzt werden kann.

Du würdest ausserdem bei Dir im Haus irgendeine Art von Energiemanagementsystem brauchen, was die Installationskosten nochmal erhöht.


sixtnitter 
Fragesteller
 15.09.2021, 18:20

Danke für die super Info👍

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Dampfschiff  15.09.2021, 19:23
@sixtnitter

Ich gebe Dir noch zwei Tipps zum Thema Ladelösungen:

The Mobility House - Ein Anlagenplaner und Händler mit hoher Kompetenz für nicht-Standardlösungen, mit guten Infos auf der Homepage. Bei einfachen Standardlösungen aber zu teuer.

E3DC - Ein integriertes Gebäudeenergiesystem von der Fa. Hager (bekannter deutscher Elektrohersteller) für Häuser mit Photovoltaikanlage und E-Auto-Ladestation - Ausbau auf bidirektionales Laden möglich. Habe ich kürzlich gekauft, wird in diesem Herbst installiert.

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Was verstehst du unter kostengünstig?

Ob sowas möglich ist, mußt du mit deinem Energierversorger absprechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

sixtnitter 
Fragesteller
 15.09.2021, 18:19

Zur Not lege ich mir eine eigene Leitung ins Haus.

Ich wüsste nicht was das meinen Netzbetreiber angeht?

Gruß

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ronnyarmin  15.09.2021, 21:57
@sixtnitter

Weil du nicht einfach so Strom ins Versorgungsnetz einspeisen darfst.

Oder wird dein Haus autark versorgt? Das hätte du dann in der Frage erwähnen sollen.

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Natürlich geht das: Wallbox in die andere Richtung umbauen und ein Akku im Haus installieren und ans Hausnetz anschließen lassen


sixtnitter 
Fragesteller
 15.09.2021, 18:26

Das ist mal ne super Antwort.

Vielen Dank. Beides habe ich, sollte also machbar sein 😉

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gute idee , stromausfälle kommen sowieso . frag doch mal dein händler ob er da was praktisches empfehlen kann .


sixtnitter 
Fragesteller
 15.09.2021, 18:15

Danke, das habe ich vor

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