Sollten wir mit der Einschulung unserer Tochter noch ein Jahr warten?
Unsere Tochter wird im September sechs Jahre alt und ist daher ein Kann-Kind. Vor einem Jahr hat sie den Kindergarten gewechselt. Dieser liegt direkt neben der Grundschule, und die meisten Kinder aus dem Kindergarten wechseln dorthin. Einmal pro Woche gibt es dort auch Vorschulunterricht.
Als unsere Tochter in den Kindergarten kam, wurden wir gefragt, ob sie am Vorschulunterricht teilnehmen möchte, und wir haben zugestimmt. Unsere ältere Tochter war ebenfalls ein Kann-Kind, und es hat damals gut funktioniert. Unsere Tochter interessiert sich sehr für die Schule.
Sie hat auch die Empfehlung der Schule erhalten, und akademisch haben wir keine Bedenken. Sie hat viel von ihrer Schwester gelernt und kann bereits bis zehn rechnen, Buchstaben schreiben und lesen. Was uns jedoch Sorgen bereitet, ist, dass alle ihre Freunde erst nächstes Jahr in die Schule kommen. Zu den Kindern, die jetzt eingeschult werden, hat sie wenig Bezug. Zudem gibt es unter den Mädchen häufig Streit, von dem sie sich fernhält. Viele dieser Kinder waren letztes Jahr Kann-Kinder und sind ein Jahr älter, was man an der Reife merkt. Unsere Tochter ist eher introvertiert, und wir befürchten, dass sie sich zurückziehen könnte. Ihren jüngeren Freunden gegenüber ist sie selbstbewusster und übernimmt gerne die Rolle der "Helferin und Beschützerin".
Wir haben sie vorsichtig gefragt, und sie findet es schade, ihre Freunde nicht mehr regelmäßig zu sehen. Sie hat jedoch keine Angst vor der Schule und sagt nicht, dass sie nicht gehen möchte.
Wir sind wirklich hin- und hergerissen und müssen bald eine Entscheidung treffen. Ich wollte wissen, ob jemand in einer ähnlichen Situation war oder eine Perspektive von außen hat.
Danke!
7 Antworten
Wartet noch ein Jahr, "kann" heißt nicht "muss" und so früh wie möglich ist nicht immer besser. Es kann gut gehen, aber es kann sich in der Realität und im Alltag auch herausstellen, dass es doch zu früh war. Hellsehen kann da leider niemand und ihr kennt euer Kind am besten.
Ich finde es irgendwie wichtig wenn sie Freunde in der Klasse hat deshalb würde ich tatsächlich noch ein Jahr warten, außer Tochter will unbedingt in die Schule.
was sagen denn die Erzieher im Kindergarten dazu? Ich würde deren Meinung mit in die Überlegungen einbeziehen.
Die hatten keine großen Bedenken und meinten, sie würde zurecht kommen und es gibt ja auch andere Kinder von anderen Kindergärten, die in die Schule kommen und so werden neue Freundschaften geschlossen.
Als Erzieherin kann ich sagen, das letzte Wort liegt eh immer bei den Eltern.
Ich tendiere aber immer dazu, die Kinder in die Schule zu schicken, wenn sie bereit sind für die Schule. Weil es ist zwar schön, das das Kind noch ein weiteres Jahr in der Kita bleibt. Wenn dies aber ohne Grund geschieht kanns sein, dass das Kind sich unterfordert fühlt. Nach einem halben Jahr könnten Probleme auftauchen. Kinder die unterfordert sind neigen dazu, mit anderen Kindern Stress anzufangen oder auch negativ in der Gruppe aufzufallen. Bei Mädchen ist das nicht ganz so schlimm, die bekommt man auf der Beziehungsebene sehr schnell wieder in den Griff oder es ufert erst gar nicht so aus. Bei Jungen jedoch kanns schnell nach hinten los gehen, besonders wenn die auf so kreative Ideen kommen, wie zB das Bad unter Wasser zu setzen oder ähnliches. Die Kombi unterfordertes Mädchen und unterforderter Junge kann auch immer zu Problemen führen. Bei uns haben wir derzeit mehrere Kids denen es so geht.
Gestern haben 2 Kids versucht sich unterm Zaun durchzubuddeln. Ich hatte schon früher Schluss und war auf der Post und hinterher fuhr ich auf dem Weg hinter der Kita entlang. Der Zaun endet direkt am Weg. Die Kids hatten schon ein Loch vor 20 Zentimetern gegraben. Ich habe die Kids ermahnt das sie aufhören sollen und das Loch wieder zumachen sollen, und heute in der Pause berichtete mir eine Kollegin, das die dann nach 10 Minuten weiter gemacht hatten und sie dann von einer anderen Erzieherin erwischt wurden wie es munter weiter ging. Man muss so aufpassen derzeit, weil wir vermehrt solche Kids haben die eigentlich schon ein Jahr hätten in der Schule sein können. Sie sind einfach unterfordert.
Buddeln, Dreirad fahren, Schaukeln, Wippen und Rutschen ist in dem Alter schon nicht mehr interessant. Im Hort hätten sie ganz andere Möglichkeiten und auch mehr Freiheiten. Eine Kita kann das aber nicht leisten oder nur bedingt.
Lieben Dank für deine Perspektive! Unsere Tochter ist tatsächlich in der Hinsicht weit - sie liebt es mit der großen Schwester Schule zuspielen und bringt ihren etwas jüngeren Freunden das Rechnen bei. Sie ist kein Kind, dass anfangen würde Unfug zu machen, eher die Rolle der Helferin für die kleinen zu werden...aber ich könnte mir schon vorstellen, dass sie dann unterfordert wäre / wenn sie in dem Tempo "weiterlernt" durch ihre Schwester, was ihr auch Spass macht, könnte es in der Schule dann auch irgendwie negative sein. Wir haben ein Kind im Bekanntenkreis, die haben ein Jahr gewartet und dass Kind konnte alles und war bei Abstand die Beste in der Klasse und dann auf einmal in der 2ten sind viele Nachgezogen auf ihr Level und sie hat jetzt emotional schwer damit zu kämpfen, dass sie nicht mehr die Beste ist und setzt sich selber sehr unter Druck...
Ich würde noch ein Jahr warten. Gönnt ihr das, die Schule läuft ja nicht weg.