Sollte man die Abtreibung abschaffen?

Das Ergebnis basiert auf 35 Abstimmungen

nein 69%
ja 31%

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
nein

Niemand sollte gezwungen sein ein Kind zu bekommen. Leider kann es immer wieder zu ungewollten Schwangerschaften führen. Kondom geplatzt, Pille wirkt nicht. Oder ein Missbrauch oder eine Vergewaltigung.

Diese Frauen sollten die Möglichkeit haben, ab zu treiben. Es ist oft so, dass die Schwangerschaft früh erkannt wird, so das es noch kein wirkliches Lebensfähiges Lebewesen ist. In Prinzip treibt man da nichts ab, was schon Gefühle oder so hat.

Wenn es Zwangsgeburten geben würde, dann würden viele Kinder in Heimen oder schlimmsten falls in der Mülltonne landen. Oder die Kinder haben kein gutes Leben. Was man keinem Kind wünschen sollte.

Man sollte niemanden zu irgendwas zwingen. Nur weil man der Meinung ist, dass Abtreibung Mord ist, was sicher nicht der Wahrheit entspricht.

nein

Was heißt abschaffen? Das geht nicht, man kann höchstens die Gesetzgebung verändern.

Insgesamt bin ich nicht "für Abtreibung".

Ich bin für Aufklärung und Verhütung, so dass es gar nicht erst soweit kommen muss.

Dennoch kann ich akzeptieren, dass manchmal eine Frau ungewollt schwanger wird und aus Gründen, über die ich nicht zu urteilen habe, eine Abtreibung möchte.

Meiner Meinung nach sollte keine Frau gezwungen werden, ein ungewolltes Kind auszutragen, auch wenn eine Abtreibung für mich selbst nicht in Frage kommt.

Was wäre denn die Alternative? Eine Frau zu zwingen, das Kind, das sie nie wollte, auszutragen? Wer das grundsätzlich für alle fordert, war noch nie schwanger.

Das würde bedeuten, der Körper der Frau wird ganze neun Monate lang fremdbestimmt. Über die langfristigen Folgen muss man sich nur mal kurz Gedanken machen.

Mit Wunschkind kann eine Schwangerschaft ein wunderbarer Zustand sein, du genießt die Zeit und freust dich über deine Kugel. Die lästigen Begleiterscheinungen - Unterleibsschmerzen, regelmäßige Übelkeit, permanentes Sodbrennen, Stimmungsschwankungen, Blasenschwäche, Schlafstörungen und so weiter nimmt man in Kauf, weil man sich ja schon auf das Kind freut. Aber sogar mit Wunschkind ist eine Schwangerschaft auch ein beängstigender Zustand. Der Körper verändert sich wie nie zuvor und du bist dem machtlos ausgeliefert. Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber: stell dir mal vor, du hättest einen schnell wachsenden Tumor, der für alle möglichen körperlichen Einschränkungen sorgt, der deine kompletten Organe verschiebt und du könntest ihm sogar beim wachsen zusehen. Ist die Vorstellung nicht irgendwie gruselig?

Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie schlimm es sein muss, ein ungewolltes Kind austragen zu müssen.

Und dann ist da ja noch die Geburt an sich. In Deutschland sind ca. 30% aller Geburten Kaiserschnitte, also eine massive, große Bauch-OP mit jeder Menge möglicher Spätfolgen (Wucherungen, Verwachsungen, beeinträchtige Funktion der Eierstöcke, Unfruchtbarkeit, Wundschmerzen, erhöhtes Risiko einer Plazenta accreta,...) und Komplikationen (Lungenembolie, starker Blutverlust, Thrombosen, ...) Bei den restlichen Geburten wird in etwa 30% der Fälle ein Dammschnitt gemacht - also das Gewebe zwischen Scheide und After durchgeschnitten. Es kommt auch nicht so selten vor, dass das Gewebe von selbst einreißt, wenn der Kopf des Kindes sich seinen Weg bahnt.

Der Beckenboden wird durch Schwangerschaft und Geburt massiv belastet. In einer britischen Studie gaben 38% aller befragten Frauen noch 12(!) Jahre nach der ersten Geburt an, eine persistierende (dauerhafte) Inkontinenz zu haben. Stell dir mal vor, was das bedeutet: du kannst nicht lachen, husten oder hüpfen, ohne ein paar Tropfen zu pinkeln.

Nicht weniger als 85 Prozent aller vaginal gebärenden Frauen müssen mit irgendeiner Verletzung ihrer Genitalien, Überdehnung und Abrissen der tragenden Muskeln und Bindegewebsplatten des Beckenbodens oder sogar dem Einreißen der Schließmuskeln des Enddarms rechnen, so beziffert es eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015.

Das Spektrum reicht von oberflächlichen Dammrissen etwa an den Schamlippen oder der Scheidenschleimhaut, die häufig unbehandelt wieder abheilen, bis hin zu tiefen Dammrissen, die quer durch den Beckenboden gehen und im schlimmsten Fall auch den Analkanal erreichen.

Als Konsequenz der Geburtstraumata und des geschwächten Beckenbodens können später innere Organe wie die Gebärmutter durch die Scheide nach außen vorfallen, oder die Harnblase beult zum Beispiel die Vaginalwand aus und drückt sich in die Scheide hinein. Weitere Beeinträchtigungen sind Harninkontinenz oder Verlust der Kontrolle über den Darmschließmuskel, was mit unwillkürlichem Abgehen von Winden oder flüssig-schmierigem bis sogar festem Stuhl – einer so genannten Fäkalinkontinenz – einhergeht.

Das sind schon mal jede Menge körperliche Folgen für die Frau, die durch eine Abtreibung zu vermeiden sind, wenn das Kind nicht gewollt ist. Ich habe es echt so satt, dass auch hier im Forum immer so getan wird, als wäre das Schlimmste an Geburt und Schwangerschaft ein paar Streifen auf dem Bauch und ein paar Kilo mehr.

Leider wird die Verantwortung für die Verhütung nur allzu oft der Frau zugeschustert. Männer wollen kein Kondom benutzen, weil "sie dann weniger spüren", und so weiter.

Verhütungspannen sind demnach die Schuld der Frau und sie soll mit den Folgen leben. Eine ähnliche Argumentation habe ich schon öfters gehört, gerade aus dem eher christlichen Milieu. So, als ob die ungewollte Schwangerschaft Gottes Strafe für Sex außerhalb der Ehe darstellen würde; eine Strafe, welche man dann annehmen muss, weil man (bzw. natürlich Frau!) ja überhaupt Sex hatte..

Natürlich sollte nur Sex haben, wer (auch geistig) reif genug ist, sein Handeln und die möglichen Folgen zu überblicken. So ist es aber nun mal nicht. Es haben kaum aufgeklärte Minderjährige ebenso Sex wie Frauen in prekären Verhältnissen, die glauben, damit einen Mann "halten" zu können. Oder die sich ihre Drogensucht damit verdienen und kein Geld für die Pille haben. Oder betrunkene Menschen auf Partys, die das Kondom vergessen. Oder Männer, die während dem Sex heimlich das Kondom entfernen ("Stealthing"). Oder Typen, die der Partnerin versichern, "ihn vorher rauszuziehen", "da wird schon nichts passieren". Oder Frauen, die Antibiotika verschrieben bekommen haben, die dafür sorgen, dass die Pille nicht mehr wirkt - ohne dass die Frau davon wusste.

All diese Menschen haben Sex, egal ob ich persönlich nun finde, dass das gut ist oder nicht. Aber ich bin nicht diese anderen Menschen und ich bin nicht fehlerfrei genug, ihnen zu sagen "selbst schuld, da hättest du mal lieber keinen Sex gehabt/ da hättest du mal lieber besser aufgepasst/ dich besser informiert/ nicht ausgerechnet mit diesem Typ geschlafen".

Ich jedenfalls könnte keiner verzweifelten Frau, die einen (vielleicht einmaligen) Fehler gemacht hat, sagen "Du bist selbst schuld, warum lässt du dich auch vögeln. Jetzt musst du den ganzen Rest deines Lebens mit den Konsequenzen leben, weil du einmal eine dumme Entscheidung getroffen hast".

Von daher bin ich für das Recht auf Abtreibung und werde dieses auch immer verteidigen.

Und: nur weil Abtreibungen verboten sind, heißt das nicht, dass dann keine durchgeführt werden. Entweder es gibt sie heimlich unter medizinisch/hygienisch fragwürdigen Umständen, oder die betroffenen Frauen gehen ins Ausland. Als der "stern" 1971 seine berühmte "wir haben abgetrieben"-Story veröffentlichte, waren Abtreibungen in Deutschland ja auch noch komplett illegal. Und Engelmacherinnen gab es schon im Mittelalter.

Jede Frau, die eine Abtreibung vornimmt, hat einen guten Grund dafür und sei es ihre eigene psychische Gesundheit. Ja, sie nimmt dadurch dem Kind die Chance auf Leben, das kann man nicht wegdiskutieren. Aber sie gibt sich selbst die Chance, psychisch und physisch gesund weiterzuleben. Und das sehe ich eben als wichtiger an.

"Sie kann das Kind zur Adoption freigeben" ist übrigens auch keine adäquate Lösung. Denn erstens muss die Frau dann auch Schwangerschaft und Geburt überstehen und zweitens geht die Zahl der Adoptionen in Deutschland schon seit Jahren zurück. Unter anderem, weil immer mehr Menschen durch die moderne Reproduktionsmedizin ein eigenes Kind bekommen können.

nein

Nein finde ich nicht. Jeder hat selber das Recht über seinen Körper zu entscheiden und das gilt auch in dem Fall. Abtreibungen zu verbieten führt genau zu dem Phänomen das die Frauen trotzdem abtreiben lassen, im Ausland oder irgendwo illegal mit fragwürdigen Methoden. Das ist extrem gefährlich.
Man sollte mehr aufklären, das ungewollte Schwangerschaften verhindert werden können. Letztlich ist und bleibt es aber die Entscheidung der Frau was sie tut. Erlaubt sind Abteilungen ja auch nur bis zur 12. Woche und unter der Bedingung das man entsprechende Beratungsstellen aufsuchen muss bevor man abtreiben kann

nein

Es sollte nach wie vor das Recht der Frau sein, über ihren Körper zu entscheiden. Texanische Verhältnisse braucht es in einer modernen, zivilisierten Gesellschaft nicht.


MaxMusterman249  12.11.2021, 15:51

Bedenke auch das Recht des sich entwickelnden Babys auf Leben.

1
Noeru  12.11.2021, 15:52
@MaxMusterman249

Dieses Recht gibt es nicht. Zur Zeit der Abtreibung ist da noch kein Baby. Es ist ein Fleischklumpen, mehr nicht.

Darüber hinaus, selbst wenn es dieses Recht gäbe, wieso sollte es das Recht der Frau überschreiben, über ihren Körper selbst zu bestimmen?

4
Federation003  12.11.2021, 15:53
@Noeru

klar gibt es das. Verbrieft und Besiegelt in der Allgemein gültigen Erklärung der Menschenrechte.

2
Mayahuel  12.11.2021, 15:53
@MaxMusterman249
das Recht des sich entwickelnden Babys auf Leben.

dann sollte man auch die Organspende und Stammzellspende verpflichtend machen: auch zB Nierenkranke haben ein Recht auf Leben.

Und die Zwangsimpfung einführen.

4
MaxMusterman249  12.11.2021, 15:56
@Fabian6526

Komm hör auf mit solchen Extrembeispielen.

Ich bin der Meinung, hier kollidieren das Recht der Frau auf körperliche Selbstbestimmung und das Recht des sich entwickelnden Kindes auf Leben.

Der deutsche Gesetzgeber hat das Problem recht gut gelöst, finde ich. Abtreibung bis zu einer bestimmten SSW erlaubt und danach nur nach Indikation.

1
Ingwerfuchs  12.11.2021, 15:57
@MaxMusterman249

Es ist ein unentwickelter Mensch, der das Leben nie vermissen wird, wenn er abgetrieben wird.

2
Kris, UserMod Light  12.11.2021, 15:58
@MaxMusterman249

Ich bin ein selbstständig lebensfähiger Zellhaufen, richtig.

Darüber hinaus musst du auch an das Baby denken: Wenn die werdende Mutter nicht in der Lage ist, es zu versorgen und zu erziehen, sich darum zu kümmern, kann eine Menge Leid für das Kind vermieden werden.

2
MaxMusterman249  12.11.2021, 16:01
@Kris, UserMod Light

Ich spreche der Frau das Recht auf Abtreibung nicht ab. Geschieht alles entsprechend der gegenwärtigen Gesetzeslage, ist es okay.

Sollte sie jedoch nach Fristende abtreiben, ohne dass die gesetzlich vorgeschriebenen Indikationen vorliegen (bzw. so etwas befürworten), wäre sie für mich eine Mörderin bzw. jemand, der Mord befürwortet.

1
nein

Hallo,

nein, das wäre nicht akzeptabel. Die Frau sollte selbst entscheiden können, ob sie ein Kind zur Welt bringt oder nicht. Da sollte man sich nicht einmischen, das ist eine individuelle Entscheidung.

LG