Soll ich mit meinem Freund zusammen bleiben?
Okay, das wird leider lang und kompliziert, hoffe jemand hat die Geduld das zu lesen... Ich bin 20 Jahre alt, und bin seit 3 Jahren in einer Beziehung mit meinem Freund, den ich in der Schule kennen gelernt hab. Wir waren beide vorher in keiner Beziehung, hatten also keinerlei Erfahrungen davor.
Jetzt lief unsere Beziehung eigentlich nicht schlecht. Ein Hauptproblem das wir von Anfang an hatten, ist dass er wegen seiner psychischen Probleme nicht wirklich an mich denkt, wenn ich nicht da bin. Auch wenn wir uns eine Woche lang nicht gesehen haben, sagt er, er vermisst mich nicht so wirklich, und Treffen werden eigentlich immer von mir initiiert. Das hat aber wirklich nichts damit zu tun dass er mich nicht lieben würde, er liebt mich sehr und das merkt man, er ist nur irgendwie unfähig an Dinge zu denken die nicht direkt vor ihm sind. Dadurch kommen auch viele andere Probleme die er mit Schule/Uni hat.
An sich hat mich das nie so wahnsinnig gestört, aber jetzt während Corona, wo er mein Hauptkontakt ist den ich noch habe, ist mir einfach extrem aufgefallen dass er sich in den letzten 3 Jahren kaum weiterentwickelt hat. Er hat keine einzige neue Freundschaft geschlossen, ist nicht viel selbstdisziplinierter geworden. Er ist etwas besser in Selbstreflexion geworden, aber auch das ist schon wieder Jahre her und kam vor allem daher, dass ich wollte dass er daran arbeitet.
Jetzt hatte ich schon immer so ein Gefühl, dass ich irgendetwas verpassen könnte, wenn ich den Rest meines Lebens mit dem ersten Typen zusammenbleibe, den ich mit 16 kennen gelernt habe. Versteht mich nicht falsch, unsere Beziehung ist wirklich was besonderes. Er hört mir immer zu, ist offen für alles was ich ihm erzähle, er ist unheimlich intelligent, macht sich Sorgen um mich, kocht super gerne für mich und wir haben unheimlich coole tiefgründige Gespräche. Wobei es bei denen meistens um mich oder um intellektuelle Dinge geht, weil er nicht genug über sich selbst nachdenkt um über sich viel zu reden...
Auf jeden Fall ist mir, sicherlich auch aufgrund dieser Zweifel, ein Fehler passiert: Ein neuer Freund ist in unsere Freundesgruppe gestoßen, wir haben uns sehr gut verstanden, zu viel geflirtet und beide Gefühle füreinander entwickelt. Jetzt hab ich an sich keine Intentionen mit ihm eine Beziehung anzufangen, weil wir beide einfach direkt sehen können, dass wir langfristig einfach nicht kompatibel wären. ABER ich hab es für eine ganze Weile trotzdem ernsthaft in Erwägung gezogen (mein Freund wusste außerdem von allem).
Ich sehe noch Potential in unserer Beziehung. Mein Freund hat gerade angefangen einen Psychotherapeuten zu treffen und enorm an sich zu arbeiten, unsere Probleme sind nicht das Ende der Welt und werden sich bestimmt verbessern. Aber ich befürchte, dass ich, solange wir zusammen sind, diese Neugierde auf andere nicht loswerden könnte, und das wäre nicht fair ihm gegenüber. Vielleicht bin ich auch nur wegen Corona zu gelangweilt, wer weiß... Aber was meint ihr?
Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen
4 Antworten
Hey!
Ich habe hier bewusst weder „Schluss machen“ noch „Zusammen bleiben“ genommen, da ich der Meinung bin, dass du dich in dieser Hinsicht von keinem beeinflussen lassen solltest.
Ich denke, dass ein Grossteil des Problems bei dir liegt. Was ich jetzt schreibe, sollen keine Vorwürfe sein, sondern nur Dinge, über die du dir Gedanken machen solltest.
Du kannst ihn anscheinend nicht so akzeptieren, wie er ist, das ist schon mal ein grosses Problem. Natürlich gibt es immer Dinge, die einem am Partner nicht gefallen, aber der ganze Sinn von Liebe ist, diese Dinge zu akzeptieren. Auch dann, wenn es schwer fällt. Er behandelt dich gut, dich stört nur, wie er mit sich selbst umgeht. Das ist verständlich, aber er versucht ja, daran zu arbeiten. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Sowas braucht Zeit und Hilfe, die er sich jetzt anscheinend gesucht hat.
Natürlich ist es dein gutes Recht, ihn zu verlassen, wenn du ihn nicht mehr liebst oder du keinen Sinn mehr in der Beziehung siehst. Du solltest dich auch nicht von Schuldgefühlen leiten lassen, weil du vielleicht denkst „Was ist, wenn es ihm schlechter geht, wenn ich mit ihm Schluss mache?“. Aber; denkst du nicht, dass du es irgendwann bereuen wirst, einen Mann verlassen zu haben, der dich liebt und immer gut zu dir war? Und das nur, weil du denkst, irgendwas zu verpassen?
An deiner Stelle würde ich mich fragen, ob ich ihn wirklich liebe. Dass du eine Beziehung mit einem Anderen eingehen wolltest, spricht schon mal dagegen. Nur wenn du 100% sicher bist, ihm das geben zu können, was er dir gibt und was er verdient, solltest du bleiben. Ansonsten solltest du ihn verlassen, alles andere ist ihm gegenüber nicht fair.
Wie gesagt, das sollen keine Vorwürfe an dich sein, für seine Gefühle kann man nichts und du warst ja scheinbar ehrlich zu ihm. Das ist lediglich meine Sicht der Dinge. Egal wie du dich entscheidest, ich wünsche dir alles Gute.
Hab ich gerne gemacht. Und ich weiss, was du meinst. Ich bin selbst in einer langjährigen Beziehung und es ist ganz normal, dass man nicht mehr das gleiche Gefühl hat, wie am Anfang. Das „verliebt sein“ fällt irgendwann weg. Was zurückbleibt, ist eben das, was man „Liebe“ nennt. Klar, man gewöhnt sich an die Beziehung und nimmt es irgendwann als selbstverständlich hin, aber wenn ich nur daran denke, dass ich meinen Freund nicht mehr habe, könnte ich in Tränen ausbrechen. Daran sehe ich, dass ich ihn wirklich liebe, auch wenn er mir manchmal so dermassen auf die Nerven geht und auch, wenn ich manche Dinge an ihm nicht mag. Andersrum ist es aber wohl gleich. Ich hoffe sehr, dass sich für dich und auch für deinen Freund alles zum Guten wendet.
Du hast doch schon das, was alle Singles haben wollen. Schätze das und nimm es nicht für selbstverständlich! Du verpasst meiner Meinung nach gar nichts. Ich hatte auch schon mal eine ähnliche Situation mit einem neuen Freund im Freundeskreis, das waren aber keine wirklichen Gefühle, sondern ich habe in ihm etwas gesehen, was mir in der Beziehung zu dem Zeitpunkt gefehlt hat. Und weil ich dachte, es wäre Liebe, habe ich mich von meinem Freund getrennt. Es hat mit dem neuen Freund nicht geklappt, weil wir gar nicht zusammen gepasst haben. Und letztendlich habe ich erkannt, was ich in meinem Freund davor hatte. Sind jetzt seit einem Jahr wieder zusammen und ich bin sehr froh darüber. Es läuft jetzt auch viel besser, weil wir mehr reden.
Oh, das ist sehr interessant! Das Gefühl hatte ich nämlich auch, dass der neue Freund einfach genau die Sachen gut macht, die mir bei meinem Freund fehlen (oft auf mich zugehen, mich anschreiben etc.), obwohl mein derzeitiger Freund insgesamt viel besser für mich ist.
Auch wenn ich immernoch nicht sicher bin ob ich bleiben sollte, danke für den Einblick in deine Erfahrung :)
Dass Du das Gefühl hast etwas zu verpassen, dieses Gefühl haben viele einmal. Wobei Du am aller wenigsten einen Grund dazu hast. Denn wenn deine Beziehung so gut, so toll ist, wie Du sie beschrieben hast, dann kannst Du dich ja eigentlich nur noch verschlechtern! Außer Du hast uns und/oder Dir etwas vorgemacht und deine Beziehung ist doch nicht so toll!
Ich habe den Eindruck, dass der neue Freund etwas durcheinander gebracht hat und Corona trägt jetzt auch noch seinen Teil dazu bei.
Im Grunde verpasst Du nichts, wenn Du mit deiner Beziehung glücklich und zufrieden bist. Und wenn Du in deiner Beziehung nicht glücklich und zufrieden bist, dann liegt es mit Sicherheit auch an Dir selbst. Denn das GEMEINSAME Glück hängt nicht nur von einem der Beteiligten ab. BEIDE müssen ihren Teil dazu beitragen.
Du weißt, dass dein Freund psychische Probleme und somit wahrscheinlich eine psychische Erkrankung hat! Von dem her weißt Du auch, dass eure Beziehung dadurch beeinflusst ist und nicht so verläuft wie bei Anderen! Und trotzdem seid ihr seit 4 Jahren zusammen und glücklich!
Aber anscheinend hast Du dich in all den Jahren nicht so richtig mit seinen psychischen Problemen auseinander gesetzt oder verstanden, wie sehr sie ihn und sein Leben beeinflussen. Sonst würdest Du dich nicht darüber beschweren, dass er sich in den letzten 3 Jahren nicht weiterentwickelt hat.
Ich weiß nicht, welche Probleme er hat, aber eine psychische Erkrankung ist kein Knochenbruch oder eine Erkältung. Der Heilungsprozess verläuft da ganz anders. Und manchmal nimmt einem die psychische Erkrankung so ein, dass man auf der Stelle tritt und nicht vorwärts kommt. Entscheidend ist doch, dass er jetzt weiter an sich arbeitet und sich einen Psychotherapeuten sucht. Aber Du musst mit weiteren "Rückschlägen" rechnen. So eine Heilung ist ein Prozess und da geht es manchmal zwei Schritte vor und wieder einen Schritt zurück.
Und wozu muss er neue Freundschaften schließen? Wenn er so mit seinem Umfeld zufrieden ist, dann ist doch alles ok! Setze doch nicht deine Maßstäbe an ihn an! Nehme und liebe ihn so wie er ist! Und wenn Du keinen Grund hast, ihn so zu nehmen und zu lieben wie er ist, dann ist DIR nicht mehr zu helfen! Denn so wie Du es geschrieben hast, geht es Dir sehr gut bei und mit ihm!
Eine neue Beziehung wird Dir sicherlich auch neue Erfahrungen bescheren. Aber mit den Erfahrungen sammeln ist es immer so eine Sache! Die Leute denken immer nur daran, dass sie sich verbessern könnten. Das sie aber auch viele schlechte und unschöne Erfahrungen machen können, daran denken sie nicht.
Die Menschen fangen leider an, Menschen wie Gegenstände zu betrachten. Sie passen ihre Beziehungen ihrem Konsumverhalten an.
Ein neues Smartphone bereitet Freude und der innere Weihnachtsbaum leuchtet vor Glück. Aber nach einer gewissen Zeit, wird das neue Smartphone zur Routine und ist ein normaler Alltagsgegenstand. Das Glücksgefühl, die Freude verblasst und nach einer gewissen Zeit wirft man schon ein Auge auf ein anderes, neues Smartphone.
Eine neue Beziehung ist schön. Man ist verliebt, hat Schmetterlinge im Bauch und die Welt ist schön. Leider denken die Menschen, dass eine Beziehung genau so sein müsste. Daher meinen viele, wenn der Alltag und Routine eingekehrt ist, dass die Beziehung zu Ende wäre und schauen sich nach einer neuen Beziehung um.
Mache den Fehler nicht! Neu ist nicht gleich besser! Und dein Leben wird nicht besser, wenn Du möglichst viele Beziehungen gehabt und dementsprechend viele Erfahrungen gesammelt hast! Vor allem nicht, wenn Du jetzt schon, mit deinem ersten Freund jemanden an deiner Seite hast, der dein Leben so sehr bereichert, wie Du es beschrieben hast!
Ich hab leider sehr wenig Erfahrung auf diesem Gebiet, aber ich sehe eigentlich gerade keinen Grund, warum du dich von ihm trennen solltest. Ihr habt euch doch lieb, versteht euch gut und er arbeitet auch an sich. Außerdem ist es, denke ich, keine Schande, lange mit jemanden zusammen zu bleiben (auch wenn es die erste Beziehung ist, es gibt genug Leute, die sich das sehnlichst wünschen 🙂)
Liebe Grüße,
Lilo
Danke für die ausführliche Antwort, da werd ich auf jeden Fall drüber nachdenken, auch wenn ich es super schwierig finde, einzustufen wie sehr ich ihn liebe. Schließlich ist es ja normal, dass sich Liebe nach drei Jahren anders anfühlt als am Anfang der Beziehung, an dem Punkt ist Liebe ja auch eine Entscheidung. Ich schätze ich muss herausfinden, ob es mir die Beziehung jetzt wert ist.