Sind Borderliner schlechte Menschen und man sollte sie meiden?

8 Antworten

Nein, auf keinen Fall! Das ist absolut falsch. Borderliner können extrem liebevolle, anhängliche Personen sein, die genau wie jeder andere Mensch nach Liebe und Beziehung suchen, aber aufgrund ihrer Störung eben kein "gesundes" Bindungsverhalten entwickeln können und auch das Verhältnis zu sich selbst ist massiv gestört (daher auch keine Krankheit, sondern PersönlichkeitsSTÖRUNG).

Die Borderliner, die ich kenne, sind alle völlig unterschiedlich in ihrer Persönlichkeit und es gibt 156 verschiedene Ausprägungen und Komorbiditäten. Dies allein zeigt schon, dass ein pauschales Urteil über diese Menschen nicht möglich ist.

Was aber stimmt ist, dass es wenig gibt, was so massiv zerstörerisch ist, wie eine untherapierte Borderline! Darum sollte man, wenn man jemanden mit dieser Diagnose kennenlernt immer genau aufpassen, wie die Geschichte dahinter ist. Wurde noch keine Therapie gemacht oder verweigert: Bring dich in Sicherheit!! Geh und rette dich selbst, denn das wird dich im schlimmsten Fall selbst in die Psychiatrie bringen, wenn du dich nicht schützen kannst!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Liow7 
Beitragsersteller
 23.10.2024, 15:50

Warum ist man als untherapierter Borderliner für andere so gefährlich?

FlipperNRW  23.10.2024, 16:00
@Liow7

Weil der Borderliner sein Bindungsverhalten nicht kontrollieren kann. Du musst dir vorstellen, Borderliner spüren Emotionen nicht so wie du, sondern es gibt nur schwarz und weiß für sie. Das heißt, sie können entweder nur tiefe Zuneigung oder blanken Hass/Ablehnung spüren. Bedeutet, dass sie z.B. für dich völlig grundlos einen Streit vom Zaun brechen und dich bis aufs Blut abwerten, angreifen und du weißt gar nicht, wie dir geschieht. Kurz drauf aber, bist du wieder bei ihnen auf der weißen Seite und wirst von denen "geliebt und vergöttert". Dieses Auf und Ab ist absolut süchtig machend und verwirrt deine Psyche bis aufs Letzte .

Kleiner Tipp: schau dir mal Videos zu dem Thema an, da gibt es sehr viel von Therapeuten bei YT.

AdolfM  23.10.2024, 18:26
@Liow7

Weil Borderline ein spezielles Muster ist, dass aus Trauma resultiert. Trauma haben den Charakter sich weiter zu verbreiten. - Also, Traumatisierte traumatisieren andere. Also, sind selbst Opfer und unfreiwillig Täter.

Borderline ist nichts anderes als ein frühkindliches Misbrauchs-Muster, was über Gewalterfahrung bis unterschiedliche Formen von Trauma sein kann.

Borderline ist eben speziell in der Kindheit. Später ist das eher Posttraumatische Belastungsstörung. PTSD.
Bei Borderline sind bestimmte Anteile verdrängt, abgespalten. Wenn man die durchgehen würde, dann hätten die wieder normale emotionelle Muster. Da muss man eben Trauma konfrontieren, was eben so ziemlich das unangenehmste ist was man im Leben tun möchte.

Wenn man solche Sachen halb therapiert, dann ergibt das re-traumatisierungen, deshalb sollten das nur Profis machen.

Das Trauma ist bei manchen Borderliner so heftig, dass die hin und wieder nicht älter werden als 30.
Ein Kolleg von mir, der ist vor 2-3 Jahren mit 31 gestorben. Der hat die Innere Spannung extrem lang ausgehalten. Normalerweise ist 27 so circa der Peak.
Ab 30 Jahren wird das allerdings nicht mehr gefährlicher.

FlipperNRW  23.10.2024, 18:31
@AdolfM

Das tut mir sehr leid mit deinem Kollegen. Meine Borderlinerin ist 25 und es steigert sich noch z.Zt., was es wirklich extrem schwer macht, teilweise. Ich danke dir für deine Ausführungen, die wirklich sehr zutreffend sind.

AdolfM  23.10.2024, 19:41
@FlipperNRW

"Das tut mir sehr leid mit deinem Kollegen."

Der Tag an dem er starb war schon heftig. - Ich hab dem in die Augen geschaut und wusste, etwas ist anders. So, als hätte er im Inneren was geklärt. .. rein effektiv ist er die Treppe runtergefallen. - Allerdings, muss man das Thema 'unbewusste Selbstmordversuche' verstehen. zb. Skifahrer, die von der Hummelgestochen wie Wahnsinnige die Berge runter peitschen. Die haben meistens auch Glück, weil die irgendwie in ihrer Manie getragen werden.

Wie auch immer, der Tag war auf jeden Fall extrem krass geladen, mit einem Ausdruck von "Alles oder nichts"

Ich hatte ein Borderline ähnliches Thema. Eigentlich ein sehr ungewöhnliches Trauma, dass allerdings nicht das ganze Spektrum von Dissoziation, etc auslöst, allerdings eben diese Spannungen.

Bei mir war das mit 27 auch am heftigsten, mit einem Bein in der Psychiatrie. Ich hab das Thema allerdings auf dem peak aufgelöst. Und, glaub mir, ich bin schreiend durch die Strassen gerannt.

Ich kenn mittlerweile die brauchbaren Techniken. DBT ist 'nett'...
Wenn die emotionelle Sprengladung hochkommt, dann muss man mit Profis arbeiten, die wissen wie Trauma funktionieren und wie man das auflöst. Oder, noch besser, man wird zum Profi.
Im Prinzip alles was einem ein Therapeut beibringt sind Werkzeuge für die Innere Navigation.

Ich bin mittlerweile zum Gegner von Scheintherapien geworden, und Frauen tendieren leider immer zu Scheintherapien. Wobei, ich Mädels kennen gelernt hab, die über die Themen hinausgewachsen sind. Die haben das teilweise auch autodidaktisch hinbekommen. Von denen hört man immerhin selten mal was, weil die das immerhin selbst machen und nicht zu Therapeut gehen.

Wie auch immer, wenn der Therapeut nicht nachweislich schon mal Trauma geheilt hat, dann bringt der nichts. - Meistens frag ich dann wie lang die Therapie geht, die kommen dann mit Angaben von 10-20 Jahren.
Wenn man Techniken wirklich richtig lernt und umsetzt, dann benötigt es nur noch die Kraft für die Spannung, und dann gehen solche Treibminen an einem Tag. .. Also, bei mir war das eben auch genau 1 Tag, bei dem das richtig hoch ging, und dann das ganze voll entladet, und fertig.

Klinische Depression bekommt man eigentlich auch in 30 Tagen weg. Das ist einfacher als Trauma-basierte Muster. Also, 30 bis 90 Tage. Ich würd es allerdings 6 Monate anwenden, einfach weil man da solider das Fundament mit aufbauen kann.

Bei einer Freundin die Posttraumatische Symptome hatte wie Panik-Attacken, da ging das auch ein einem Tag richtig hoch, dann entladet, und seit dem sind die Panik-Attacken weg.

Wie auch immer. Solche Konstellationen sind mittlerweile tatsächlich therapierbar, - Es ist eben keine Borderline "Persönlichkeit", weil damit fixiert man nur Konstellationen wie so Sachen wie "Hilfe ich hab Psychosen, ich bin für immer krank"-Ängste, sondern ein emotionelles Borderline-"Muster" - allerdings den Zugang dazu finden ist schwer, weil es momentan noch viel Scheintherapien gibt. In Amerika sind die wesentlich weiter als bei uns. Wir stecken hier irgendwie in der Steinzeit. Allerdings, für diejenigen die wissen womit sie es zu tun haben ist es handelbar.

FlipperNRW  23.10.2024, 19:57
@AdolfM

Vielen Dank für deine lange Ausführung. Ja, wir stecken im Vergleich zu den USA wirklich noch in der Steinzeit, gerade was Psychiatrie angeht und vor allem auch die Verfügbarkeit von guten Therapeuten! Wenn du siehst, dass Wartezeiten von 12 bis 18 Monaten heute normal sind... Wahnsinn! Wie oft sollen die Menschen in der Zeit denn einen Meltdown bekommen oder suizidal werden? Für mich ist Deutschland, was gerade das angeht, ein absolutes Entwicklungsland geworden.

AdolfM  23.10.2024, 21:36
@FlipperNRW

Find ich jetzt gar nicht mal so schlimm, dass es so wenig Therapeuten gibt. Eher, die Tatsache, dass Therapeuten die effektiven Techniken nicht kennen.
Dann würden die eben Leute nicht 10-15 Jahre betreuen, sondern 3-5 Jahre.

Naja, okay, eine Treibmine wird man an einem Tag los, allerdings ist die Vorbereitungszeit schon so, dass man 2 Jahre ein gutes Fundament vorbereitet.

Für Klinische Depression reichen eben 6 Monate eigentlich aus. Und, die Techniken sind im Prinzip so einfach, dass man die locker auch autodidaktisch lernen kann.

Ich hab Psychologie zwar nicht studiert, aber ich hatte das als Abi. Ich kenn also die ganzen Irrwege der Psychologie, und Sachen die Therapeuten anwenden und nicht funktionieren, weil sie die Psycho-"mechanik" nicht drin haben. - Da gibt es Grundstrukturen. Und, wenn man die bis in die Tiefe beherrscht, dann wird das irgendwo easy.

Wie ich von manchen eben höre, da experimentieren Therapeuthen auch gerne mit den Patienten, weil sie die Dynamiken eigentlich so nicht gänzlich verstehen.
Meistens kapieren das die Leute, die Trauma therapieren. - Dann ist das wie ein Domino-Effekt und man kapiert auf einmal wie die Sachen zusammenhängen.

zb. eben, dass Borderline nicht irgendwelche Charakterlichen Konstellationen sind, sondern kausal zusammenhängende Mechanismen der Psyche. - Reaktion von frühkindlichem Trauma.

"Wie oft sollen die Menschen in der Zeit denn einen Meltdown bekommen oder suizidal werden?"

Ist irgendwo in sich selbst eine ungesunde Sichtweise... In der Psychologie spricht man von Resilienz. Also, wenn man der Frage nach geht warum manche Leute damit umgehen können und andere nicht.
Das hängt wohl auch an nihilistischen Weltbildern zusammen. Oder, diese fundamentale Weltsicht der Experimentalpsychologie, .. die eigenltich psychopatisch ist. Was im Prinzip das ganze Fundament des preussischen Erziehungssystems ausmacht.

Unser Erziehungssystem ist eigentlich eine militärische.
- Still sitzen, gehorsam
- Belohnung & Bestrafen ( 1+ oder 6 setzen )

Kinder die resilient sind, die können sich darüber hinaus leichter begeistern.

"Für mich ist Deutschland, was gerade das angeht, ein absolutes Entwicklungsland geworden."

Ja, es ist extrem sperrig geworden was Entwicklung betrifft.

Twihard2002  25.10.2024, 18:46
@FlipperNRW

Bei YouTube Videos wäre ich da sehr vorsichtig. Es gibt unglaublich viel Stigmatisierung und Falschinformationen, auch von Fachpersonal.

rheiinlaenderin  18.12.2024, 01:06
@AdolfM

@AdolfM Kannst du bitte berichten, welche effektiven Techniken du meinst. Ich hab Depressionen und ne Zwangserkrankung. Ich bin in Therapie und mache aber noch zusätzlich diese Klopftechnik, die mir irgendwie mehr hilft als die Therapie selbst.

Keine schlechten Menschen aber schwierige Menschen. Man darf immer nicht von einer normalen gesunden Beziehung ausgehen, was alle ständig tun. Es ist eine andere Beziehung mit vielen Kompromissen und Absprachen, ein Umgang mit der Krankheit. Es ist aber immer dein Problem und deine Krankheit, das funktioniert nicht. Sowas gibt's nicht in einer Partnerschaft. Das sollte einfach klar sein.


Liow7 
Beitragsersteller
 23.10.2024, 15:35

Wie meinst du die letzten 2 Sätze?

BlackSoul818  23.10.2024, 15:54
@Liow7

Ja so Sätze du musst Therapie machen, das ist schon richtig aber geht nicht 6 wochen in eine Klinik und dann ist man gesund. Die sind jahrelang in Behandlung und deswegen müssen sie schauen wie sie gemeinsam mit der Krankheit zurecht kommen, sprich auch der partner/in.

Nein.

Borderliner (die ich kenne/kannte) sind absolut Herzensgute Menschen mit psychischen Problemen. (Kenne 4)

Aber es kommt trotzdem noch auf jede/n Einzelfall an.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin auch Borderliner (habe es erst sehr spät erfahren), ich wurde für die einen immer als Psycho abgestempelt und die anderen einfach als primitiv.

Nein

Borderliner sind keine schlechten Menschen, und man sollte sie nicht einfach so meiden.

Lg