Seid ihr für/gegen Hufeisen?

9 Antworten

Von Experte Punkgirl512 bestätigt

Damit das Pferd und dessen Bewegungsapparat gesund bleiben, sollte es barhuf laufen.

Ich kopiere dir hier meine Standart-Antwort dazu rein:

Hufeisen sorgen dafür, dass sich das Horn nicht mehr abnutzen kann. Da sich der Huf aber von selbst in ein Gleichgewicht bringen will (wenig Abrieb -> weiches Horn, das langsam wächst / viel Abrieb -> hartes Horn, das schnell wächst), leidet die Hornqualität stark.

Außerdem verliert der Huf seine Funktion als "Herz". Ein gesunder, nicht beschlagener Huf hat Mechanismen, mit denen Blut gepumpt wird, wenn das Pferd läuft.

Der beschlagene Huf wird taub, da die Durchblutung stark vermindert wird. Das Pferd kann den Boden nicht mehr ertasten und neigt zu stolpern und wegrutschen, was zu Zerrungen und Unfällen führt.

Der Klirr-Effekt von Eisen sorgt außerdem dafür, dass der harte Aufprall auf den Boden ungefedert (wie es eine Hornkapsel könnte) an Bänder, Sehnen und Gelenke weitergegeben wird. Das heißt, das Pferd wird anfälliger für Entzündungen und Verschleißerkrankungen wie Arthrose.

Pferde, die einen höheren Abrieb haben, als an Horn nachwächst, können Hufschuhe tragen.

Beschläge bei Sehnenschäden und Co machen so selten Sinn, dass man das schon fast ausklammern kann. Ich würde sagen, von den Pferden, die ich so laufen sehe, brauchen vielleicht 2% wirklich einen dauerhaften Beschlag, weil es barhuf nicht zu lösen ist. Anders sieht es aus mit temporärem Beschlag (Eisen oder Duplos), um bestimmte Zeiten zu überbrücken oder irgendein Problem gezielt zu beheben, weil das Ausschalten des Hufmechanismus in dem Moment genau das ist, was man braucht.

Ich bin definitiv gegen Hufeisen! Mein Pferdchen läuft höchstens mit Hufschuhen, wenn wir mal in steinigerem Gelände unterwegs sind.

Eisen schränken immer den Hufmechanismus (Blutpumpfunktion) sehr stark ein. Pferde haben schließlich ab Karpalgelenk beziehungsweise Sprunggelenk abwärts keine Muskeln mehr, welche das Blut aus den Beinen wieder nach oben befördern können. Der Huf des Pferdes spreizt sich bei jedem Auffußen und zieht sich bei jedem Abfußen wieder zusammen. Diesen Mechanismus kann man sich vorstellen wie eine Pumpe, wodurch das Blut aus den Beinen und Hufen wieder zurück zum Herzen transportiert wird.

Durch die Hufeisen kann sich der Huf nicht mehr gut ausdehnen und das Blut kann nicht mehr richtig zirkulieren. Ich habe leider auch schon etliche Eisenpferde erlebt welche ab Karpal- beziehungsweise Sprunggelenk abwärts sehr kalte Beine hatten, weil diese nicht mehr richtig durchblutet werden können.

Das kommt aufs Pferd an!

Meiner zum Beispiel kam erst mit 18 zu uns und hatte bis dahin immer Hufeisen. Wir haben es ein paar mal ohne Probiert, da lahmt er immer, er ist es halt nicht gewohnt. Wir sind auch oft im Wald, auch auf Kieswegen, da halte ich Eisen für sinnvoll. Bei uns stehen aber auch einige "alte Damen" oder "Mamas", die haben (bis auf eine, die es auch nicht anders kennt, und auch lahmt) keine Eisen. Da ist es ja auch nicht nötig.

Kommt also ganz auf das Pferd an. Für das soll es ja auch passen!!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es ist das sinnvoll was zum Tier und den Anforderungen die es leisten soll am besten passt.

Aber denkst du, dass eine Erfindung, die es schon sehr mehreren Tausend Jahren gibt und die mehr oder weniger unverändert geblieben ist, wirklich "schlecht" sein kann?

Ich muss seit 3 Jahren einen wirklich lieben Pferd beim langsamen verrecken zuschauen weil sich die Besitzerin standhaft dagegen wehrt es einfach wieder beschlagen zu lassen.

Und nein, ich lasse mich nicht wieder auf irgendeine Diskussion dazu ein und werde auf kein Kommentar dazu antworten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung
verreisterNutzer  02.10.2023, 14:06
Ich muss seit 3 Jahren einen wirklich lieben Pferd beim langsamen verrecken zuschauen weil sich die Besitzerin standhaft dagegen wehrt es einfach wieder beschlagen zu lassen.

Interesse: Weshalb? Was hat das Pferd?

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Wenn die Arbeit des Pferdes Beschlag nötig macht, nimmt man eben dessen Nebenwirkungen in Kauf. Das trifft zu auf Vielseitigkeitspferde ab Klasse S und Rückepferde, die Stollen brauchen. Allerdings gibt es heutzutage kaum mehr Pferde, deren Arbeit Beschlag nötig macht, aber viele Pferdebesitzer, die das denken. Selbst viele Holzrückepferde sehe ich inzwischen barhuf arbeiten.

Bei einem Sehnenproblem gehört definitiv kein Beschlag drauf, auch bei einem anderen Problem nicht. Im Gegenteil: absolute Voraussetzung für Beschlag ist ein gesunder, korrekt stehender Huf! Abgesehen wird von diesem Grundsatz bestenfalls mal für die Akutphase eines Hufbeinbruchs, in der man den Hufmechanismus komplett ausschalten möchte, was sich mit Cast nicht immer bewerkstelligen lässt.

In einer beschlagsfreien Periode von mindestens derselben Länge wie die Beschlagsperiode ist, stellt man den gesunden, physiologisch korrekten Huf wieder her, da eine der Nebenwirkungen von Beschlag ist, das aufgrund einfach der Physik des Beschlags die korrekte Hufform verloren geht. Beschlagen, weil der Hufbearbeiter es nicht hinbringt, den Barhuf korrekt zu bearbeiten, wie hier aus einigen Antworten ersichtlich, ist Frevel. Dem Pferdebesitzer obliegt es, den richtigen Dienstleister zu wählen und das ist der, der der Gesundheit des Pferdes dienlich ist und nicht der, der machtlos zusieht, wie ihm die Hufstellung unter den Händen wegläuft. Man kauft sein Brot doch auch bei einem anderen Bäcker, wenn man erfährt, der bisherige mischt etwas gesundheitsgefährdendes in den Teig. Warum hält man dann an gesundheitsschädlicher Hufbearbeitung fest?

MaryLynn87  02.10.2023, 14:28

Ein Holzrücker arbeitet ja auch üblicherweise am weichen Waldboden und nicht auf harten, geschotterten Forststraßen

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Baroque  02.10.2023, 14:45
@MaryLynn87

Ja und genau dafür sind manchmal Stollen hilfreich.

Auf einen Schotterweg oder eine Asphaltstraße ein beschlagenes Pferd schicken, bedeutet, dass Klirren des Eisens (und dabei spielt eingießen in Kunststoff keine Rolle) mit voller Wucht bis hoch in die Wirbelsäule zu leiten und damit die Wahrscheinlichkeit für Verschleißerscheinungen nochmal deutlich zu erhöhen.

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MaryLynn87  02.10.2023, 14:50
@Baroque

Und wenn ich meine Isländer ohne Eisen da drüber laufen lasse, dann kann ich ihn nur zweimal im Monat überhaupt reiten weil der Abrieb sonst zu viel ist.

Also: Beschlag drauf und gut ist

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Baroque  02.10.2023, 15:01
@MaryLynn87

Wenn du das willst ... die Folgen trägst du selbst. Fürs Pferd halt großer Mist. Dass sich damit dein Hufbearbeiter mehr als disqualifiziert, ist dir klar, oder? Bringt er dir wenigstens haufenweise Geld mit dafür, dass er an deinem Pferd rummurksen darf? Ich würde den in den Wind schießen. Jeder halbwegs vernünftig arbeitende Hufbearbeiter schickt die Leute raus, weil ohne Abrieb kein gescheites Wachstum und Wachstum gebraucht wird, um zu verbessern. Das aber eben nur, wenn man nicht alles falsch macht.

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