Religion oder Sekte, Hare Krishna

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Ich war als Junger mal ne Weile bei denen. Kann jeden nur warnen. Es wird mit religiösen Doktrinen emotionaler Druck aufgebaut, so daß labile Menschen sich nicht mehr lossagen können. Alles ist den "Autoritäten" unterstellt. Ich wollte Hatha Yoga Übungen machen. Wurde verboten. Wir wollten eigene Lieder komponieren. "Ihr müsst zuerst die Autoritäten fragen. Einen kleinkarierteren Club hab ich noch selten angetroffen. Sie erzeugen dermassen emotional gestörte Individuen, dass es sogar zu Mord und Totschlag kommt. In einem der grössten ihrer Tempel wurden unter der Begrenzungsmauer Leichen gefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass Mitglieder der Sekte andere Mitglieder um die Ecke gebracht haben. Ein widerlicher Haufen, bleibt denen fern!

renelblum 
Fragesteller
 06.06.2012, 16:59

Ich hatte nicht vor, mit ihnen in Kontakt zu kommen oder so. Ich muss einfach ein Referat über ihnen in der Schule halten. Doch mich interessiert deine Erfahrung die du dort gesammelt hast sehr. Ich würde mich freuen, wenn du mir mehr darüber erzählst, und wenn du einverstanden bist, könnte ich auch deine Meinung in meinem Referat hinzufügen. Ich glaube, dass wird die anderen sehr interessieren. Danke für die Informationen, die du mir bereits mitgeteilt hast.

Renel

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Atalantia  08.06.2012, 16:10
@renelblum

a sicher, ist zwar schon lange her aber was ich mich erinnern kann erzähle ich Dir gern:

Ich war ein junger Mann so gegen neunzehn. Ich hatte damals bereits sehr außergewöhnliche Erfahrungen mit Hatha Yoga gemacht. Tiefe Konzentration, tiefe Entspannung usw. Ich war also auf der Suche nach Gleichgesinnten und lief einem Hare Krishna Mönch über den Weg. Der erzählte mir sinngemäß, daß sie die die absolute Wahrheit gepachtet haben, den einzigen Yoga Weg dieses Zeitalters beschreiten und noch vieles mehr und die materielle Welt eine Illusion ist. Als Junger läßt man sich von Worten noch beeindrucken und folgte Ihm in den Hare Krishna Tempel in der Annahme hier meine Erkenntnisse des Yoga noch vertiefen zu können. Wie irrig und verhängnisvoll diese Annahme war, wusste ich damals noch nicht.

Was mir schnell auffiel war, dass Kreativität, autonomes Denken und Initiative gar nicht gefragt ist. Man solle auf die "Autoritäten" vertrauen und den vorgegebenen "Pfad" strikt einhalten. Diese beiden Regeln öffnen natürlich Tür und Tor zu Manipulation aller Art. Ich dachte, na gut geben wir den "Autoritäten" und der Lehre eine Chance.

So zog ich also in den sog. Tempel und lebte etwa ein Jahr dort. Das Leben dort besteht aus Chanten (um 04.00 aufstehen, Haushaltarbeiten erledigen. Putzen kochen usw. Predigen, wenn irgendwelche "Karmis" in den Tempel kommen. (So bezeichnen die Hare Krishna Mönche die Menschen die ausserhalb des Tempels leben) Philosophische Diskussionen werden als "Maya" (illusorisch) betrachtet und im Keim erstickt. Alles was nicht ins Konzept der "Autoritäten" passt wird unterdrückt. Wenn Du Kreativ sein willst, (Musik komponieren, Texte verfassen) musst Du zuerst die "Autoritäten" um Erlaubnis bitten. Wenn einer das Mönchsleben aufgibt, heisst das "geblubbt" und bedeutet soviel wie, er ist in die Welt der "Maya", der Illusion zurückgefallen und gilt als ganz verachtens- oder zumindest bemitleidenswert. Eigenes Denken wird nicht gern gesehen und als "Maya" (Illusion) abgetan. Philosophische Diskussion wird als "Mayavadi" (illusorische Rede) abgetan. Die Philosophie und Lehre der Sekte basiert teilweise auf Mythologie, teilweise auf verschrobene Doktrinen der sog. Lehrerfolge. Eine Linie von sog. spirituellen Meistern die ein paar Generationen zurückreicht. Darunter eine ihrer Galionsfiguren der Gelehrtheit namens Thakura, der mengenweise widersprüchliche astronomische Berechnungen herausgegeben hat. (Berechnungen die von vielen anderen indischen Gelehrten angezweifelt werden)

Die Mitglieder werden angehalten ihren Besitz der ISCKON zu übertragen. Man braucht in ja jetzt nicht mehr, da man spirituell schon im Paradies lebt und die Welt der "Maya" hinter sich gelassen hat. Der Alltag ist geprägt von Kleinlichkeit, unbedeutenden Zankereien wegen Nichtigkeiten und kleiner Privilegien. Die Gurus sind die Supermänner und der Aspirant ist nur ein Wurm im Dreck. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht der Guru, der Einzelne zählt nichts und erfährt auch keine besondere Unterstützung für seinen Fortschritt. Wenn jemand Probleme mit den "Autoritäten" (Guru oder sein regionaler Stellvertreter) bespricht, wird er nur gerade gebogen, so dass er wieder ein "guter Bhakta" ist und weiter seinen Sklavendienst in der Hierarchie tut.

Die Frau ist wirklich nur noch das Anhängsel, das gnädigerweise auch noch im Tempel leben darf aber eigentlich unerwünscht ist. Die Beziehung zwischen den Geschlechtern ist geprägt von Anfeindung, Abwertung und Missgunst.

Ihre Philosophie besteht aus Plattitüden. Ihre Bücher sind in grauenhaftem, hässlichem Deutsch mit vielen Widersprüchen verfasst. Die Philosophie ist in eine Prosa verfasst, dass kaum verständlich ist, und logische Zusammenhänge sind schwer zu erkennen. Überhaupt… eine thematischen Aufbau in der Bhagavad Gita und dem Srimad Bhagavatam, ihre Hauptschriften, ist nicht zu erkennen. Anstelle tritt ein stereotypes Wiederholen von "höchste Persönlichkeit" und "höchste Persönlichkeit". Das wiederholt sich ohne Ende.

Ihr Hauptguru Praphupada ist dermassen von den in Indien rivalisierenden Gruppierungen geprägt, dass der Hauptteil seiner Energie in Rechtfertigung und Schmähung fliesst. Schmähung anderer religiöser Strömungen in Indien. Bizzarrerweise übernehmen das die Schüler hier in Europa und argumentieren über belanglose Dinge wie wenn es um etwas geht, dass sie betrifft. In Wirklichkeit bearbeiten sie nur die Minderwertigkeitskomplexe ihres Gurus. Auch zeigt er (Praphupada) immer wieder seinen Unfrieden, mit dem anderen Geschlecht. Immerwieder tauchen Episoden aus seinem Leben auf, welche auf einen starken sexuellen Komplex schliessen lassen.

Gefallen hat mir im Nachhinein betrachtet gar nix und ich bin kein einziges Mal mehr in den sog. Tempel gegangen. Das einzig Kreative das diese Gruppierung hat, sind die Maler, welche die Illustrationen ihrer grammatikalisch katastrophalen Bücher malen.

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renelblum 
Fragesteller
 08.06.2012, 16:50
@Atalantia

Ich danke dir viel Mals, dass du mir das alles erzählt hast. Ich finde es gut, mal Sachen zu erfahren, von jemand, der alles erlebt hat. Solche Informationen kann man nie im Internet finden. Eine Frage habe ich noch und zwar wird immer gesagt und es steht auch überall, dass man austreten kann, wann man will. Doch meistens folgen Depressionen, physische Probleme oder sogar Aggressionen. Wie war es bei dir? Fiel es dir leicht aus zutreten und dann ein ganz normales Leben weiterführen?

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Atalantia  08.06.2012, 19:51
@renelblum

Ja tatsächlich... ich habe Leute gesehen, die sich nicht mehr in ein gesellschaftliches Leben integrieren konnten, Selbstmord ist auch eine Folge. Psychische Störungen sind an der Tagesordnung. Ich hab' danach eine Ausbildung gemacht. Der Austritt viel mir nicht sonderlich schwer aber ein ganzes Jahr damit vertrödelt zu haben, juckte mich schon ne Weile. Was mich später, bis heute immernoch juckt, sind die Armen welche denen auf den Leim gehen. Viele brechen die Beziehungen zu Familie und Freunden ab, sind ja nur Illusionisten ("Karmis") Ich habe auch gehört, dass Leute nach dem Austritt massiv bearbeitet werden. Kann mich aber nicht erinnern ob das bei mir so war, ich glaube ich kriegte ein paar Anrufe. Viele sind dermassen stark indoktriniert, das sie kein normales Leben mehr führen können oder wollen.

Glaubengrundsätze arbeiten mit perfiden Mechanismen, oft Axiome die sich im Kopf festsetzen und nur schwer wieder aufzuheben sind. Sog. Mantras finden wir im Altag überall z.B: Ich kann nicht. Oder: Kein Problem. Das Leben ist voll Mantren (Zauberformeln) Aber Mantren wie: Ich bin nur ein Wurm im Dreck. Oder: Ich bin unwürdig Gott zu dienen. Und all der andere Mist der bei den HK's zelebriert wird, führt bestimmt nirgends hin als in den Wahnsinn. Und der hält bei labilen Personen an, auch lange nach dem Austritt. 

Eine letzte Sache die ich noch erwähnen möchte. Einer der häufigst gebrauchten Schlagbegriffe bei den HK's ist "Krishnabewusstsein". Wenn man dem Begriff durch Fragen an die "Autoritäten" auf die Spur zu kommen versucht, kriegt man ganz lapidare Beschreibungen, wie z.B: Den ganzen Tag an Krishna zu denken. Wie wenn "denken" ein spiritueller Pfad wäre. Weiss doch jeder der ein wenig Erfahrung mit Meditation und Spiritualität hat, dass diese beiden nur durch Gedankenruhe einkehren. 

Vom übermässigen Zuckerkonsum gepaart mit der Opferausrede und dem verwechseln von Arbeiten für den Guru mit Gott dienen, beginne ich jetzt gar nicht auszuführen.  Ach ja, die Dämonisierung hätte ich beinahe vergessen. Alles was nicht ins Konzept passt wird dämonisiert. Ich z.B mit diesem Text hier, würde ganz klar als Dämon betitelt werden, was allerdings unwichtig ist, da ich weiss wer ich bin und wie ich bin. Leute generell... lasst Euch gewarnt sein von Religion und schaltet das Euch von Natur gegebene Gehirn ein. Ja, um es zu benutzen hat Euch wennschon Gott ein Gehirn gegeben. Ein Kirschbaum ist weder Christ noch Moslem noch Buddhist, gibt aber trotzdem gute Früchte.

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renelblum 
Fragesteller
 08.06.2012, 22:17
@Atalantia

Danke für alles, es hat mir sehr geholfen. Ich hoffe für dich, dass auch andere etwas für die Zukunft mitnehmen konnten.

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taigafee  13.07.2012, 18:17
@renelblum

die Bhagavad Gita als thematisch schlecht aufgebaut zu beschreiben ist ja schon ein starkes stück.

wer seine kreativität ausleben will, der hat doch in einem tempel nichts verloren. du beschwerst dich wahrscheinlich auch darüber, dass du in einer disko nicht schlafen kannst, so ähnlich ist das.

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Atalantia  27.09.2012, 19:08
@taigafee

Sicher, ich habe auch schon eine verständliche Bhagavad Gita gelesen. Aber nicht die von den HK's. Ich will damit nicht sagen, dass die erwähnten Bücher keinen thematischen Aufbau haben, sondern, dass sie dermassen stümperhaft Übersetzt sind, das der wahre Inhalt nur noch verzerrt und fragmentarisch Vorhanden ist. Man bedenke das die Schriften in Sanskrit verfasst sind, dann von einem des Englishen nicht Mächtigen ins English übersetzt und dann von Dilettanten ins Deutsch übersetzt wurde. Das Ergebnis hat kein Tiefgang, keine Inspiration, kein Spirit. Es ist einfach nur stümperhaft.

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Antwort auf eine private Nachricht: jetzt verstehe ich erst was Flirthy Fishing heisst. Ofiziell wird das nicht praktiziert, es gilt aber die Meinung, dass man äusserst gesegnet ist wenn man jemanden zum "Krishna Bewusstsein" bringt. (Was die HK's darunter verstehen habe ich ja schon erwähnt) Somit mag Flithy Fishing in den Gedanken einer HK Jüngerin durchaus mitschwingen. Das er auf nimmerwiedersehen verschwunden ist, passt durchaus ins Bild. Familie ist eigentlich nur "Maya" Illusion. Tatsächlich ist Familie vergänglich, wie alles in der Welt. Sollten wir deshalb das ganze Leben als Müll betrachten und uns gleich umbringen? Er wäre nicht der erste, der aus der "Krishna Versenkung" nicht mehr auftaucht.

Zu meiner Zeit hatten wir noch keine obligatorischen Krankenkassen, ich war auch erst 19 Jahre alt und hatte mit Versicherungen wenig am Hut. Auch heute noch. Ich halte nichts davon. Wie das bei denen mit den weltlichen Dingen läuft ist mir nicht bekannt.

Reisen müssen die Devoties aus eigener Tasche bezahlen, ausser einer hat besondere Verdienste. Das heisst er verkauft beim Hausieren besonders viel, oder ist ein hohes Tier in der Organisation.

Das mit der Krishna Elite kann ich mir durchaus vorstellen. Wie gesagt meine Zeit war die Anfangszeit in Europa 1982. Ich hab' damals schon gemerkt, dass der ganze Dampfer in der falschen Richtung unterwegs ist.

Was bei mir das Fass zum überlaufen brachte war die Tatsache, dass wenn man Musik machen will oder Hatha Yoga, Du die "Erlaubnis" der Obrigkeiten einholen musst. An diesem Tag verstand ich, das ich mit diesen kleinkarrierten Kontrollfreaks nichts mehr zu tun haben will.

Haha, tatsächlich sind wir zu zweit bei Nacht und Nebel abgehauen. Nicht aus Angst, sondern weil es mir einfach zu blöd war irgendetwas über meine Entscheidung zu diskutieren oder irgendetwas zu rechtfertigen. Den Kumpel der mit mir abgehauen war, war ein armes Schwein. Weil er etwas träge war haben sie ihn morgens um vier manchmal zu zweit aus dem Schlafsack gezerrt, in die Dusche geschleift und mit kaltem Wasser aus dem Schlauch abgespritzt. (KZ Methode?)

Wir brauchen keine Religionen, Päpste, Gurus und Doktrinen. Die Natur hat uns alles gegeben was wir brauchen um das höchste Potenzial des Menschseins auszuschöpfen. Intuition, ein Gehirn, kognitive Kraft. Bei den HK's wirst Du angehalten, genau diese Dinge auszuschalten und nur noch auf die "Autoritäten" zu hören. Das ist fatal für Dein Leben und Deine Entwicklung. Der Apfelbaum ist weder Christ noch Buddhist noch Moslem, trotzdem gibt er gute Früchte. HK's und alle religiösen Fanatiker sind Golems.

Im Falle der Hare Krishna Bewegung, auch bekannt als ISKCON ist speziell die Frage, was ist ein echter Guru? - ein zentrales Thema.

Weltweit 41 ISKCON Gurus haben in den letzten 35 Jahren, nach dem Tode Prabhupadas (Gründer der ISKCON), das Handtuch geworfen und sind mit dicken Koffern voller Geld abgetaucht. Natürlicherweise sind die Menschen an einem Punkt skeptisch, da angeblich der Guru, ein spiritueller Meister ist, der zu 100% in der Transzendenz verankert sein sollte.

Dies zu korrigieren oder diese Möchtegern Gurus einfach als Priester umzubezeichnen, das lehnt die ISKCON kategorisch ab. ISKCON zementiert, Gurus müssen als direkte Repräsentanten Gottes betrachtet werden. Wenn nun aber soviele "Gurus" die Koffer packen liegt es ja auf der Hand dass viele sagen, da bleib ich lieber bei dem was sich bewährt hat?

Religion oder Sekte? In diesem Zusammenhang erscheint der Begriff "Sekte" eher wie Scharlatanerie und Religion wie etwas seriöses, auf Tradition beruhend. So gesehen müßten die Hare Krishnas noch einiges nachbessern um in Einklang mit dem Gaudiya-Vaishnavatum, einem 500 Jahre alten Mönchsorden der Bhakti Tradition zu kommen.

renelblum 
Fragesteller
 06.06.2012, 17:00

Danke, für die Antwort.

Renel

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Dem Hinduismus kann man nicht beitreten, da muss man hinein geboren werden. Die Krishna-Bewegungen bieten den westlichen Interessierten eine Möglichkeit diesem "Verbot" ein Schnippchen zu schlagen und doch irgendwie schon in diesem Leben Zugang zu finden und nicht erst auf eine Wiedergeburt als Hindu warten zu müssen. Es handelt sich also um eine sogenannte neue religiöse Bewegung.

In der Religionswissenschaft wird der Begriff Sekte heute nicht mehr verwendet, weil er in den letzten Jahrzehnten eine abwertende Bedeutung bekommen hat. Besonders in den 80ern war die Hysterie unter den Eltern groß, wenn Jugendliche auf Sinnsuche gingen. Sogenannte Jugendsekten galten als der Inbegriff des Bösen. Auch heute suchen Jugendliche ihren eigenen spritituellen Weg, nur hängen sie sich keine Mala mehr um und singen komische Lieder, weil die asiatischen Religionen von der Elterngeneration mittlerweile weitestgehend akzeptiert sind, besonders der Buddhismus ist da ja groß in Mode, da lässt sich keine Jugendrevolte mehr mit machen. Auch mit der Verkündung Atheist zu sein, löst man selten noch wirklich Empörungsstürme bei Eltern aus. Also wenden sich momentan viele Jugendliche dem Islam zu, denn der macht vielen Europäern Angst. Es gibt zur Zeit kaum ein Mittel um Eltern schlimmer zu schockieren.