Obstbaum-Schnitt zu radikal? Baum retten oder ersetzen?
Hallo zusammen,
wir sind vor kurzem in ein Reihenhaus mit Garten gezogen und haben dort einen alten Obstbaum (Apfelbaum) übernommen. Der Baum wirkte sehr verwildert: voller Moos/Flechten, mit vielen nach innen wachsenden Ästen und kleinen Äpfeln. Um ihn zu verjüngen und den Ertrag zu verbessern (lieber weniger, aber größere/kräftige Früchte), habe ich stark zurückgeschnitten – vor allem nach innen gerichtete und kreuzende Äste. Jetzt sieht der Baum leider sehr kahl aus und ich mache mir Sorgen, ob ich zu radikal vorgegangen bin.
Besonders unsicher bin ich, weil der Baum keinen klaren Hauptstamm hat, sondern sich in drei dicke Leitäste aufteilt. Ist das normal? Kann sich der Baum noch erholen, oder wäre ein Neupflanzen sinnvoller? Das gleiche frage ich mich für unseren Birnbaum, der ähnlich verwachsen war.
Habt ihr Erfahrungen mit solchen „Altbaum-Rettungen“? Bin für jeden Tipp dankbar!
5 Antworten
Hallo
Ja, der Apfel hat schon einen ziemlich kräftigen Schnitt erfahren, jetzt, zu einer ungewöhnlichen Zeit mit halbreifen Früchten. Die noch verbliebenen Früchte werden heuer in der restlichen Zeit bis zur Ernte kaum noch in der gewünschten Weise reagieren können ("lieber weniger, aber größere/kräftige Früchte") dafür fehlt in diesem Jahr ja auch die Assimilationsmasse, da er nun weniger Blätter hat und heuer keine mehr nachtreibt. Von daher hätte ich mit dem Schnitt bis zum Herbst, nach der Ernte, gewartet. Meine Kirschbäume schneide ich teilweise jetzt, um diese Zeit, da kann ich das mit der Ernte verbinden und die reifen Früchte bequem am Boden von den abgeschnittenen Ästen ablesen. Ein solcher Sommerschnitt soll triebberuhigend wirken, also zu einem nicht ganz so starken Neuaustrieb im nächsten Jahr führen. Ja, den wirst du erhalten, im nächsten Jahr wird der Baum auch nach einem Sommerschnitt mit relativ starkem Neuaustrieb auf den starken Rückschnitt reagieren. Eventuell wirst du ein paar Jahre zu tun haben, bis er sich wieder beruhigt. Aber umbringen wird ihn das sicher nicht, und auch die grundsätzliche Form des Baumes finde ich gar nicht so schlecht. Ich hätte lediglich versucht, durch den Schnitt den höchsten Punkt des Baumes näher an die Stammachse in der Mitte heranzubekommen. Aber auch das lässt sich in den kommenden Jahren noch regulieren. Jedenfalls kein Grund, dass er weg müsste, es ist ein Baum im besten Alter, der jetzt nochmals durchstarten wird.
Bei der Birne warst du etwas zurückhaltender. Aber grundsätzlich gilt dasselbe.
Ich wünsche dir noch viel Freude mit den beiden!
ich bin manchmal auch radikal;)
und gerade Apfel Birne können einiges vertragen, die bringt nichts so leicht um.
Dennoch verstehe ich den Sinn und die Ausführung der Aktion nicht.
Wo ist der Leitstamm geblieben?
wenn die Hauptäste soweit nach außen gehen besteht die Gefahr dass diese bei starkem Fruchtertrag brechen.
Bei Apfel und Birne it es besonders wichtig, dass er selbsttragend ist.
Aufgrund des Sommerschnittes kannst du darauf hoffen dass er im kommenden Jahr nicht mit zu viel Wasserschossen reagiert aber sicher ist das nicht.
Weniger Schnitt ist manchmal mehr.
du wirst überascht sein wie der nächstes Jahr aussieht
Der wird schon wieder
Ich habe mal einen Apfelbaum komplett auf den Stamm zurückgeschnitten weil der raus sollte ( nicht meiner) dann wurde sich umentschieden und es sollte eine Vogelhaus drauf
Und der Baum ist wieder richtig gut geworden
Das kommt auch auf die Sorte an. Es gibt Apfelsorten, die reagieren sehr empfindlich auf Schnittmaßnahmen (Wasserschösslinge), andere brauchen genau das.
Birnen werden allgemein kaum geschnitten.
Was mich wundert ist, dass der Apfel auch in der Breite eingekürzt wurde. Das verringert natürlich den Ertrag.
Gut ist, dass du einen Sommerschnitt gewählt hast. Das reduziert den Wachstumsdrang nach dem Schnitt.
Besonders unsicher bin ich, weil der Baum keinen klaren Hauptstamm hat
Ein Baum muss dazu auch erst erzogen werden. Ein Hauptstamm kann auch ein einziges Zweiglein an der richtigen Stelle sein, wenn der Erziehungsschnitt sehr spät kommt.
Wegen den Vögeln? Kommt wohl darauf an wie man radikal definiert. Bei so kleinen Bäumen ist das gut überschaubar.
Das wird wieder. Boden gut auflockern. Gesteinsmehl einbringen . Organischen Dünger. Ist eben die falsche Jahreszeit gewesen.
Ist eben die falsche Jahreszeit gewesen.
Es war goldrichtig einen Sommerschnitt zu machen.
Aber nicht so radikal. Das macht man wenn kein Saft fließt.
Im Gegenteil, da Wunden im Winter schlechter heilen als im Sommer https://erni-gartenbau.ch/baumschnitt/16032/
Ich war voriges Jahr auf einem Baumschnitt Kurs. Baumschule. Sollte es da so verschiedene Meinungen geben?
Ja in dem Bereich halten sich Mythen oder veraltetes Wissen fast unbegrenzt. Ist ähnlich wie im Gemüseanbau. Da werden auch Praktiken und Wissen aus der Landwirtschaft übernommen, ohne sie an den Hausgarten anzupassen.
Das Problem ist, dass fast alle Forschungen, Erfahrungsberichte und Literatur aus dem Bereich des Erwerbsanbaus stammen und nicht zum Hausgarten passen. Da könnte ich dir eine ganze Reihe an aktuellen Beispielen nennen.
Ist der radikale Sommerschnitt bei Obstbäumen erlaubt?