Nicht traurig sein, wenn jemand stirbt. Störung?
Damals, als meine Oma, zu der ich kaum Verhältnis gehabt habe gestorben ist habe ich kaum getrauert.
Als im August die Mutter eines Cousin meiner Mutter gestorben ist auch nicht, war aber da das erste Mal auf einem Friedhof und einer Beerdigung und habe das erste Mal eine Leiche gesehen, nachdem ich mich jahrelang davor gedrückt habe Friedhöfe zu besuchen weil ich mich geschämt habe "nicht traurig genug" zu sein.
Gestern Abend (wie wir vor 20 Minuten erfahren haben) ist mein Opa gestorben zu dem ich eine tiefe Bindung habe, er hat mich mit aufgezogen ich war sein erster Enkel und ich habe sehr viele sehr lebendige Erinnerungen an ihn (in den Sommerferien zuletzt gesehen). Ich habe gestern Abend, bevor ich wusste dass er tot ist, sehr an ihn gedacht und geweint weil mir die Vorstellung weh tat wie er mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus liegt und niemanden mehr wiedererkennt (wurde uns Sonntag gesagt, nachdem er bereits 4 Tage im Krankenhaus war).
Heute als der Anruf kam, dass er gestorben ist bin ich aber nicht sehr traurig geworden sondern eher erleichtert. Die Vorstellung dass ich ihm entgegenstehe und er sich nicht an mich erinnert und ein ganz anderer Mensch ist als ich ihn kannte hat mich mehr verletzt als die Tatsache dass er jetzt tot ist.
Ich weiß nicht ob ich eine Art gestörtes Verhältnis zum Thema Tod habe oder einfach anders trauere als andere, mich versichert es aber sehr, dass ich nicht Weine wie andere.
Ich denke mir, der Tod gehört zum Leben dazu, irgendwann stirbt jeder, der Zyklus des Lebens ist vorher-bestimmt. Hab ich mich vielleicht einfach mit dem Thema Tod abgefunden?.oder liegt hier möglicherweise wirklich eine Störung vor?
9 Antworten
Jeder hat eine andere Art mit Tod und Verlust umzugehen. Ich würde deinen Umgang nicht als Störung bezeichnen. Wieso auch? Du geht damit eben sehr rational um. Der Tod ist meiner Meinung nach auch nicht immer traurig, sondern für so manchen auch eine Erleichterung.
Trauer ist ein Prozess, der auch nicht immer gleichförmig verläuft. Es kann gut sein, dass dich irgendwann der Tod deines Großvater noch einmal so richtig aus den Socken haut - in Wochen oder Monaten. Oder es passiert gar nichts und du kannst es einfach so hinnehmen und verarbeiten.
Jeder verarbeitet den Verlust geliebter Menschen auf eine völlig andere Art und Weise. Es gibt da keine Pflicht-Emotionen oder Soll-Tränen beid er Beisetzung.
Emotionen kann man nicht erzwingen und nicht herauspressen.
Und ganz ehrlich? Wenn ich Deinen Text lese, kann ich da keine Anzeichen von "nicht trauern können" finden. Du hast Dich wie ein Mensch verhalten. Das alleine ist etwas, was heutzutage nicht mehr besonders viele Menschen können.
Nein, Du bist nicht gestört und Du musst Dich auch absolut nicht schämen! Es gibt keine Vorgaben, wie man richtig zu trauern hat, das ist bei jedem anders und absolut zu respektieren. Lasse Dir da bitte nichts einreden und auch kein schlechtes Gewissen machen!Bitte habe auch keine Angst auf andere "nicht traurig genug zu wirken". Das haben andere gar nicht zu beurteilen bzw. zu verurteilen. Bei manchen ist es vielleicht auch eine Art Schutz, dass sie nicht weinen. Alles Gute Dir und vor allem viel Kraft für die nächste Zeit!
Geht mir genauso, kann auch nicht trauern. Für mich ist der Tod ein Teil des Lebens, wüsste nicht was es da zu trauern gibt. Und, ob das Trauern der anderen, immer so echt ist, wie sie es zeigen? Ich hab da eher meine Bedenken.
Ich weiss nicht, ob es eine Art Störung ist. Aber wenn Deine Eltern oder Deine Ehefrau oder Kind sterben würden, dann würdest Du auf jeden Fall trauern.
kommt ganz darauf an, wie das Verhältnis war. Man kann sich auch erleichtert fühlen
Ich denke du hast Recht. Ich verarbeite oft Dinge nicht emotional sondern meist rational und wissenschaftlich. Ich erarbeite Themen dann eher psychologisch oder logisch auf.