Neopronomem im Alltag?

Das Ergebnis basiert auf 48 Abstimmungen

Nein, sollten sie nicht 71%
Ja, sollten sie 25%
Kommt drauf an 4%
Andere Meinung 0%

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, sollten sie

Wenn es einer Person hilft, sich wohler zu fühlen, selbstverständlich.

Neopronomen im Alltag zu nutzen trägt zu deren Normalisierung bei. Dann merken die Menschen vielleicht auch Mal, dass es gar nicht so schwer ist, neue Pronomen kennenzulernen sondern nur eine Sache der Gewohnheit ist.

Grundsätzlich bin ich allen Neopronomen gegenüber offen. Solche, die von echten Nomen abgeleitet sind (häufig im Kontext Xenogender) sehe ich ein bisschen kritisch, aber ich würde sie wahrscheinlich auch benutzen, wenn ich mir sicher bin, dass es die Person ernst meint und es ihr wichtig ist.

horribiledictu  10.12.2023, 11:55
Wenn es einer Person hilft, sich wohler zu fühlen

und wenn es andren hilft, sich wohler zu fühlen, wenn sie das nicht tun?

meine Ansicht: soll sich jeder präsentieren, wie er will - aber soll nicht von mir erwarten, dass ich sein Spielchen mitspiele.

3
Findet ihr, dass Neopronomem im alltäglichen Sprachgebrauch eingebunden werden sollten? Wenn ja, wo sind die Grenzen?

Was genau bedeutet das? Wir können leider keinen Zauber wirken und plötzlich existiert ein deutsches äquivalent zu they, welches alle Deutssprachigen ganz natürlich anwenden können.
Wie gut es angenommen wird, wenn eine kleine Gruppe von Menschen und sogar inzwischen auch schon die meisten Unternehmen eine Veränderung in unsere Sprache einbringen, siehst du ja... (siehe Gendern) Umfragen zeigen schließlich, dass die meisten Menschen das Gendern ablehnen.

Aber an sich - klar, ich denke es wäre sehr sinnvoll, wenn es sowas gäbe. Schließlich erleben wir alle immer wieder, dass wir sprachlich das Geschlecht von Personen erraten müssen, obwohl wir es gar nicht kennen. Beispielsweise von anderen Autofahrern im Straßenverkehr. Auch von unbekannten Tätern und allgemein den meisten unbekannten Personen.

Dieser sprachliche Zwang, der unbekannten Person ein Geschlecht zu geben, fördert finde ich Geschlechterklischees. So wird der unbekannte Dieb gern zum Mann gemacht, und die Person die da so ewig zum Einparken braucht zur Frau.

Andererseits, wenn man mal einen Blick in die USA wirft, mit ihren gender reveal parties und unnötig gegenderten Produkten und all den Enbies die auch dort Schwierigkeiten haben ihr Pronom durchzusetzen frage ich mich, ob Sprache überhaupt so viel ausmacht...

als geschlechtsneutrales Pronomen und als Alternative zu "es", weil "es" vor allem für Gegenstände und Tiere benutzt wird.

Nächstes problem, genau wie beim Gendern: Eine Einigung, wie das neue Pronom lauten soll. Ich zb wäre durchaus dafür, "Es" zu etablieren. Dass "es" prinzipiell für Gegenstände und abwertend wäre, stimmt nämlich auch nicht. Bei Kindern und Babies wird "es" gar nicht so selten benutzt. Das funktioniert, weil Kind und Baby sächliche Artikel haben. Darum mein Vorschlag: statt über eine unbekannte Person als "der Mensch, er" oder "die Person, sie" zu sprechen, könnte man auch "das Individuum, es" sagen.

Übrigens kenne ich auch zwei Transpersonen, die "es" als Pronomen verwenden.

LunarEclipse 
Fragesteller
 10.10.2023, 21:38

Danke für die Antwort!

1
Nein, sollten sie nicht

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive

Präskriptive Regeln basieren auf deskriptiven Beobachtungen. Auf Deutsch: Die uns bekannten Pronomen haben eine laaaaange sprachliche Reise hinter sich und haben sich in der Sprachgemeinschaft verselbstständigt. Durch diese Verselbstständigung sind sie ins Regelwerk aufgenommen und werden schulisch vermittelt. Die Nutzung von Neopronomen innerhalb einer geschlossenen Gemeinschaft ist neu und dazu eine diastratische Varietät; d.h. es ist ein ähnliches Phänomen wie in der Jugendsprache, in der auch nicht alle Wörter lexikalisiert sind (zB sus). Nach deiner Idee wäre es so, als ob man allen vorschreiben würde, dass sie „sus“ in ihren Sprachgebrauch aufnehmen.

Dementsprechend ist es praktisch allein fast umunsetzbar, von oben Neopronomen durchzusetzen. In die sprachliche Bildung müssten zB Schulen und Institutionen involviert werden bzw. man bräuchte eine Art deutsche „Académie française“, die früher einen sehr großen eingreifenden Einfluss auf die Sprache gehabt hat (indem sie zB Dialekte verbieten wollten).

Da der Duden primär deskriptiv arbeitet (erkennt man daran, dass der Verlag die Inhalte der Lexika an die Gesellschaft anpasst durch Löschung nicht mehr verwendeter bzw. Ergänzung neuer Wörter), müssten also sehr viele Deutschsprachige die Neopronomen nutzen, damit sie in der sprachlichen Bildung relevant werden. Dementsprechend wenn sich der Sprachgebrauch einer Gruppe sich immer weiter vergrößert und vergrößert (von 10 Leuten auf > 100.000), können Neopronomen durchaus sprachlich etabliert werden. Es steht und fällt also damit, wie viele sie benutzen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Germanistikstudium + DaF-Zertifikat
Nein, sollten sie nicht
Findet ihr, dass Neopronomem im alltäglichen Sprachgebrauch eingebunden werden sollten?

Nein - sehr viele der (durchaus erstaunlich uneinheitlichen) Neopronomen wirken bestenfalls eigenartig, schlechtensfalls einfach wie eine Verballhornung der Sprache.

Eine Verballhornung wird selten ernst genommen und steigert vermutlich noch seltener die Akzeptanz.

Wenn ja, wo sind die Grenzen?

Die finale Grenze ist das, was sich in der breiten Gesellschaft durchsetzen kann. Da sind Alternativen wie "Name statt Pronomen" und statt Herr/Frau schlicht der volle Name vermutlich durchsetzbarer.

Ansonsten empfinde ich die Diskussion als müßig - wenn man über Neopronomen diskutieren kann (oder muss), scheint es keine substanziellen Probleme mehr zu geben.

LG

Nein, sollten sie nicht

Niemals. Das passt nicht in die deutsche Sprache. Wie hört sich das denn an, wenn man statt „Er geht einkaufen“, „Dey geht einkaufen“ sagt… 💀 Das ist ja wie eine Verunstaltung der Deutschen Sprache. Gendern ist ja schon nervig, aber einfach neue Pronomen erfinden und erwarten das alle den Sprachgebrauch ändern, ist zu viel.

So ich akzeptiere alles und unterstütze auch vieles, aber das nicht. Jeder darf sein wie er will, aber wir müssen jetzt nicht die Deutsche Sprache verändern…

Auch wenn dir die Antwort nicht super gefallen wird, wünsche ich dir einen schönen Abend.
Lg, Biker0713

LunarEclipse 
Fragesteller
 10.10.2023, 21:04

Sprache wandelt sich, mehr sag ich nicht. LG und dir auch nen schönen Abend

3
Biker0713  10.10.2023, 21:05
@LunarEclipse

Ja, aber man braucht nicht sinnlos irgendwelche Sachen dazuerfinden. Irgendwann reichts auch mal wieder 😅

2