Nationalstolz unnötig?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Ja! 60%
Nein! 40%
Bin mir nicht sicher. 0%

11 Antworten

Das habe ich mir letztens auch überlegt. Es kommt wohl auf die Definition von Stolz an. Wenn man es definiert als das Zufriedenheitsgefühl durch etwas, das man selbst erreicht hat, wie etwa eine Promotion, dann kann man nicht stolz auf seine Nationalität sein, da man nichts dafür getan hat. Man kann höchstens froh sein, diese Nationalität zu haben.

latricolore, UserMod Light  22.06.2018, 00:22

Wie könnte denn eine andere Definition lauten?

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Eromzak  22.06.2018, 00:45
@latricolore, UserMod Light

Man nimmt einfach die Offizielle:

Stolz [von mnd.stolt = prächtig, stattlich] ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst ODER ANDEREN, einer Hochachtung seiner selbst – sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hoch geachteten bzw. verehrten „Ganzen“.

Und beendet die Diskussion. :)

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pheneutria  22.06.2018, 09:04

@Eromzak Wenn du schon aus Wikipedia kopierst, dann bitte auch ein paar Zeilen mehr. Da heisst es nämlich:
„Der Stolz ist die Freude, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben. Dabei kann der Maßstab, aus dem sich diese Gewissheit ableitet, sowohl innerhalb eines eigenen differenzierten Wertehorizonts herausgebildet als auch gesellschaftlich tradiert sein. Im ersten Fall fühlt man sich selbst bestätigt und in seiner Weltanschauung bestärkt („Ich bin stolz auf mich“), im anderen Fall sonnt man sich in der gesellschaftlichen Anerkennung („Ich bin stolz, etwas für meine Stadt geleistet zu haben“).“

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Ja!

Wenn ich Nationalstolz für die geschichtlichen und gegenwärtigen Leistungen meines Heimatlandes (z.B. Erfindungen, große Denker, historische Bauwerke etc.) empfände, müsste ich mit der selben Logik auch Scham für die dunklen Seiten unserer Geschichte empfinden (z.B. Hexenverfolgung, Kolonialisierung, NS- Verbrechen etc.). Mit beidem habe ich aber nichts zu tun. Ich empfinde daher weder Stolz noch Schuld. Dennoch identifiziere ich mich natürlich mit diesem Land. Ich bin ein Teil davon und in gewisser Weise durch seine Geschichte mitgeprägt. Ich spreche die Sprache deutsch als Muttersprache, habe (hoffentlich) die Werte des Grundgesetzes verinnerlicht und bin als deutscher Staatsangehöriger teil einer großen Gemeinschaft. Ich würde daher den Begriff "Nationalbewusstsein" für mich nicht ablehnen.

Eromzak  22.06.2018, 00:58

Interessant, geht aber nicht Hand in Hand. Ich kann stolz auf etwas sein, muss mich aber nicht schämen für etwas was ich nicht getan habe.

Stolz hat im Prinzip schon seinen gegenwert - nämlich die abwesenheit von Stolz.

Ich könnte entfernt vll auch Scham oder Entäuschung sagen. Ich würde z.b. wenn ich allgemeinhin Stolz auf mein Land wäre bei eben deinen Beispielen sagen das ich an diesen Punkten der Geschichte entäuscht wäre. Weil ich ja hier STOLZ in jemand anderen setze, dann bin ich doch vom Gefühl her eher entäuscht wenn dieser etwas schlimmes tut.

Weil Scham ist, obwohl gerne als gegenteil zu Stolz gesehen (wegen der verbindung zur Peinlichkeit), ein Begriff der schon per definition auf das selbst bezogen ist, also nicht auf jemand anderen. Dafür gäbe es das neudeutsche Wort ''fremdscham''. Aber du würdest ''fremschämen'' wohl kaum so verwenden, oder? I

Wenn ich sage: ''Ich schäme mich für die NS-Verbrechen fremd?'' Das ist irgendwie nicht richtig und hat auch nicht die nötige schwere die hier angebracht wäre. WEnn ich dagegen sagen würde ''Ich bin stolz auf die NS-Verbrechen!'' dann hat das eine gewisse schwere. Ich finde daher ''Ich bin tief(ums zu verdeutlichen) entäuscht über die NS-Verbrechen'' oder ähnliches viel besser. Das triffts irgendwie viel besser. Wenn ich allerdings selbst dabei gewesen wäre und diese Verbrechen mitzuverantworten hätte dann passt ''Ich schäme mich für meine Taten'' z.b. sehr gut. Hier ist es ähnlich gebraucht wie das wort Stolz.

Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus möchte.

Grüße

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Gungrasshopper  22.06.2018, 01:14
@Eromzak

Sorry, aber ich kann Deinem Gedankengang nicht folgen. Warum sollte Scham per Definition auf sich selbst bezogen sein und Stolz nicht? Wo steht das? Der Duden definiert beide Begriffe in meinem Sinne.

Stolz: Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine eigene Leistung

Scham: durch das Bewusstsein, besonders in moralischer Hinsicht versagt zu haben, durch das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben, ausgelöste quälende Empfindung

Die Formulierung " ''Ich bin tief enttäuscht über die NS-Verbrechen'' empfinde ich, und dies ist noch zurückhaltend ausgedrückt, als makaber!

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Eromzak  22.06.2018, 01:54
@Gungrasshopper

Wäre aber sinngemäß richtig - du bist ja in der Hinsicht entäuscht von jemand anderem. Das hat ja keine Wertung gegenüber der Sache selbst. Also ich kann ja die NS Verbrechen abscheulich finden (oder nimm irgend ein anderes adjektiv deiner Wahl dafür) - bin ja aber entäuscht von den Leuten weil die ja etwas abscheuliches getan haben. Du wertest in dem Satz ja nicht die NS-Verbrechen. Mal als vergleich Deutschland (oder deine Kinder), sagen wir du bist Stolz auf deine Kinder und wenn dann aber mal was nicht passt zwischendurch dann bist du entäuscht wei.

Wenn du natürlich Grundlegend nicht auf deine Kinder (oder eben Deutschland - bzw die Geschichte und vorfahren) Stolz bist - trifft die entäuschung natürlich hier auch nicht zu - weil du ja keine Erwartung hattest. Um Entäuscht zuwerden muss ich ja zuerst die Erwartungshaltung haben, habe ich die nicht, kann ich auch nicht entäuscht sein.

Was den Duden angeht, schauh dir einfach die verwendeten Beispiele an.

Scham bezieht sich immer auf dich selbst: Scham empfinden, aus Scham, vor Scham erröten, etc. - bei Stolz hingegen gibt es Beispiele die sich AUF ANDERE beziehen, z.b. : auf einen Erfolg, auf seine Kinder stolz sein. oder auf Dinge: als beschreibung stolzes Gebäude etc. - Scham bezieht sich auch laut Duden quasi immer auf dich selbst, esseiden du sagst sowas wie ''der hat kein schamgefühl'' das meint ja aber nicht das du dich FÜR den schämst - dafür gibts eben neuerdings fremdschämen.

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Irgend ein großer Deutscher sagte mal:

"Jehner arme Tropf, der nichts im Leben hat auf das er stolz sein kann, ergreift als letztes Mittel, stolz auf die Nation zu sein, der er gerade angehört, mit all ihnen Macken und Torheiten die ihr eigen sind.

Nein!

Darf man ruhig haben. Hat absolut nichts mit rechts zu tun.

Ja!

Klar kann man Stolz auf die Leistungen seiner Ahnen sein. Ich kann auch Stolz auf meinen Bruder sein wenn der etwas geleistet hat - das habe ich auch nicht geleistet - spielt doch aber keine Rolle - ich bin stolz auf die Leistungen von jemandem mit dem ich mich verbunden fühle - das ist alles. Warum oder wie ich mich mit jemandem verbunden fühle entscheide auch nur ich selbst.

Ihr definitiert stolz einfach völlig abwegig von dem wie das Wort eigentlich immer gebraucht wurde.

Stolz sein hat rein garnichts mit der eigenen Leistung oder der teilhabe zutun. Wenn du nicht Stolz auf jemand anderen sein kannst bist du quasi ein Egozentriker.

Stolz definitiert man gemeinhin so (wiki hat da nen Guten Artikel zu, Das Wörterbuch sagt das gleiche)

Ebenso wie bei ÄrgerFurchtTraurigkeitÜberraschungEkel und Freude handelt es sich beim Stolz um eine elementare Emotion, die angeboren und nicht anerzogen ist. Die Gemütsbewegung wird durch eindeutige, in allen menschlichen Kulturengleichartige Gesten und Gebärden (aufrechte Körperhaltung, zurückgelegter Kopf, Arme vom Körper gestreckt) ausgedrückt und wird daher universell erkannt.

Hier geht es also um das was man aus der Literatur kennt, z.b. der Stolze Ritter o.ä.. (bzw wenn man eben auf sich selbst Stolz ist, wie das klichee des stolzen Spaniers o.ä.)

Für unsere Frage ist aber das wichtig:

Stolz [von mnd.stolt = prächtig, stattlich] ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst ODER ANDEREN, einer Hochachtung seiner selbst – sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hoch geachteten bzw. verehrten „Ganzen“.

Also ja, man muss nicht, aber man kann Stolz auf Deutschland sein, auf die Geschichte, auf die Großeltern oder auch nur auf Teile der Geschichte - du kannst auf alles STolz sein mit dem DU dich verbunden fühlst - und niemand kann dir sagen womit DU dich verbunden fühlst, das weißt nur du.

In dem Sinne, hört auf Leuten einzureden sie sollten nicht Stolz auf etwas sein - auch wenn sie dazu nichts direkt beigetragen haben - mit diesem Standpuntk schmälert man eher Menschen die nichts erreicht haben - den wenn man nur Stolz auf die eigene Leistung sein könnte bedeutet das auch das wenn man selbst nichts geleistet hat oder leisten kann auch nichts ist. Das wäre die vollendete Leistungsgeselschaft die m.M.n. das Soziale letztendlich unter den Teppisch kehrt. Aber das ist nur meine Meinung, die Fakten stehen oben. :)