Mitarbeiterführung / Krankenstände?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als disziplinarische Maßnahmen könnte man als erstes dazu greifen, dass alle ab dem ersten Tag eine AU vom Arzt vorweisen müssen. Der Weg am Montagmorgen in die völlig überfüllte Hausarztpraxis ist durchaus etwas, womit man dem langen Wochenende mit einem kurzen "Sorry, bin krank!" per Mail oder Text echt den Reiz nimmt...

Bei der Kollegin, die gerne mal an Tagen krank wird, die sie gerne frei gehabt hätte, aber nicht frei bekommen hat, kann man zudem zu dem Mittel greifen, dass man beim medizinischen Dienst der Krankenkassen um eine Überprüfung des Vorliegens einer Arbeitsunfähigkeit bittet. Können Arbeitgeber tun und gerade in solchen Fällen, wo wiederholt rund um freie Tage oder zu "Wunsch-Frei-Tagen" Mitarbeitende krank werden, ist das auch ausreichend Anlass für Zweifel!

Disziplinarische Maßnahmen sind aber natürlich nur bedingt zielführend. Mindestens genau so wichtig ist es, herauszufinden, wieso die Mitarbeitenden sich so verhalten! Einfachster Weg dahin ist eine ganz simple Frage: "Was brauchst du, was kann ich für dich tun, damit du seltener erkrankst?". Also gar nicht das tatsächliche Vorliegen einer Erkrankung (an diesem Punkt) in Zweifel ziehen, sondern der Person die Möglichkeit eröffnen, zu erzählen, was sie stört und wie es besser für sie wäre! Und je nach Antwort können sich dort wirklich gute Ansätze ergeben, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen und somit den Krankenstand zu senken.


Abbrandler 
Fragesteller
 27.06.2023, 17:56

Danke, mit dieser Antwort kann ich echt was anfangen! Nicht ohne Grund wurde die Teamleiterin vor mir gekündigt. Es herrscht dort ziemlich trübe Stimmung und Chaos - kein Wunder wenn die zuständige Leitung selbst nur "Chefin" ist und nicht selbst mitarbeitet bzw. die Mitarbeiter ihre Arbeit tun lässt und die anderen völlig gestresst sind.

Eines meiner Ziele ist es Ruhe ins Team zu bringen und Struktur in den Arbeitsablauf (derzeit herrscht hier nur Chaos) - dann geht es allen besser. Ich möchte nur von Anfang an diesen "Krankenständlern" die Richtung weisen, da ja andere dann ihre Arbeit machen müssen und auf Dauer dann das ganze Team wieder "unrund" läuft.

Das mit dem Nachweis am Montag morgen hat was :-)

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HappyMe1984  27.06.2023, 19:45
@Abbrandler

Das ist natürlich eine ziemlich explosive Situation, in die du da rein kommst! Mit so einer negativen Erfahrung im Gepäck solltest du nicht darauf bauen, dass sie dich als Chance auf einen Neuanfang offen begrüßen, sondern dir sehr skeptisch gegenübertreten! Ist leider so - wer einmal negative Erfahrungen mit Vorgesetzten gemacht hat, geht an neue Vorgesetzte mit Vorsicht und Skepsis ran...

Dass du dort etwas verändern möchtest und dazu super motiviert bist, ist total gut, keine Frage! Erhalte dir diese Motivation! Aber lass sie keinesfalls dahin kippen, dass du die Mitarbeitenden dort negativ siehst, auch nicht die, die so viel fehlt. Und stülpe ihnen nicht direkt einen Berg Veränderungen über!

Eine sinnvolle Strategie kann es sein, erst einmal zu beobachten, mitzumachen und dir ein Bild zu verschaffen. Das wirkt viel positiver, nicht wie ein Überfahren it "Okay, hier ist mein 10-Punkte-Plan!".

Nach 1-2 Wochen Beobachten und Kennenlernen wäre es dann ein guter Ansatz, wenn ihr euch zusammensetzt. Ich bin da echt Fan von Klausurtagen! Ist natürlich die Frage, ob die Möglichkeit besteht, einen Arbeitstag lang den Laden zu zu machen. Wenn kein ganzer Tag drin ist, dann schau mal, ob ihr wenigstens irgendwo mal 1-2 Stunden später öffnen, eher schließen oder über Mittag zu machen könnt für eine Teamsitzung!

Für die wäre mein Vorschlag, dass du dort auch erst mal fragst - sowohl nach Problemen, Sorgen und Nöten, als auch nach konkreten Verbesserungsvorschlägen. Letztere nimmst du auf, ohne sie direkt abzuschmettern oder zu bewerten. Und dann bringst du deine eigenen Vorschläge als eben solche vor und hörst dir auch dazu offen ihre Meinung an!

Bei so einem Vorgehen kristallisiert sich eigentlich ziemlich schnell wirklich ein konstruktiver Plan heraus, der auch Dank des Erfahrungsschatzes der Mitarbeitenden, den man so "anzapft", sehr gute Chancen auf Erfolg hat. Und die Mitarbeitenden fühlen sich gut, weil du ihnen auf diesem Weg gezeigt hast, dass du sie, ihre Arbeit, ihre Erfahrung und ihre Ideen ernst nimmst und wertschätzt. Wenn alles gut läuft, hast du damit dann dein Team hinter dir und eine gute Basis für Veränderungen zum Positiven geschaffen. Und sind wir mal ehrlich, es ist auch für dich einfacher, die "Knackpunkte" und "Hebel" zu finden, wenn du dir diesen Input von denen holtst, die genau diesen Laden, die Kunden, die Gegend und die bestehenden Haken kennen, oder ;)?

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Abbrandler 
Fragesteller
 29.06.2023, 21:34
@HappyMe1984

ganz genau. Ich habe mich heute kurz vorgestellt und jedem der anwesend war die Hand geschüttelt. Den Arbeitsplan meiner Vorgängerin nehme ich jetzt mal so an, damit das Team wenigstens da keine Veränderungen hat. An 1-2 Wochen Mitarbeit hätte ich sowieso gedacht, damit ich da die Arbeitsabläufe sehen kann, danach ist eine Mitarbeiterbesprechung samt dem zuständigen Gebietsmanager geplant, wo dann die nötigen Veränderungen mitgeteilt und besprochen werden. Am besten ist es - meiner Meinung nach - sowieso mit gutem Beispiel voran zu gehen, mit zu arbeiten und was falsch läuft einmal richtig vor zu zeigen, damit die Leute sehen wie es aussehen soll (ich denke die Leute sind z.T. nicht richtig eingeschult worden und da macht das arbeiten auch keinen Spaß, wenn Du nicht mal weißt WARUM soll ich das jetzt machen.

Nach meinen ersten Eindrücken wissen die Mitarbeiter einfach nicht viel und die abgesetzte Leitung hat es sich gerichtet, wie es ihr gepasst hat. = Mo - Do nur Frühschicht, Fr, Sa immer frei (wir arbeiten auch am Samstag) - und die Mitarbeiter hatten immer Spätschicht und Samstag.... geht gar nicht ALLE müssen mal ran :-)

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Sowas ist oft auch ein Ausdruck von Unzufriedenheit. Evtl müssten Prozesse oder Zuständigkeiten überarbeitet werden, vielleicht brauchen die Leute mehr Anleitung (Überforderung) oder werden übermäßig kontrolliert (Resignation). Hier helfen ggf. Einzel- und Abteilungsgespräche (wenn du dort neu startest kannst du das super umsetzen).


Abbrandler 
Fragesteller
 27.06.2023, 18:00

Es ist hier in der Tat auch Ausdruck von Unzufriedenheit. Da meine Vorgängerin die Mitarbeiter ihre Arbeit tun hat lassen, sind alle gestresst und die "Krankenständler" geben dann den Rest dazu.

Einzelgespräche hab ich mir schon vorgenommen, alleine dass ich die Mitarbeiter - und deren Bedürfnisse - kennen lernen kann. Ich selbst komme aus einem Team, wo alles passt und somit weiß ich, wie wertvoll und schön das sein kann :-)

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Ich habe mal gehört, dass Vorgesetzte ihre Krankenstände mitnehmen. Weiß nicht, ob das stimmt.


Abbrandler 
Fragesteller
 27.06.2023, 18:02

Da das in meinem jetzigen Team kein Thema ist, WENN die krank sind, dann sind sie wirklich krank - wir haben pro Jahr höchstens 10-15 Krankentage dann kann es ja nur besser werden :-)

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