Mit MitbewohnerIn sprechen oder ausziehen?
Hallo ihr Lieben,
ich habe ein Anliegen bzgl. meines Mitbewohners. Zu Beginn haben wir uns relativ gut verstanden und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Doch er ist wirklich sehr negativ eingestellt, obwohl er beruflich mit beiden Beinen fest im Leben steht. Ich glaube allerdings, dass er durch sein Privatleben sehr unglücklich ist, will da aber gar nicht zu viel analysieren.
Nun ist es eben so, dass ich mich wie ein Parasit in der Wohnung fühle, der extrem unerwünscht ist. Mit mir hat er bisher nicht direkt gesprochen, aber ich weiß wie schlecht er immer über andere Personen spricht und fühle mich mittlerweile einfach nicht mehr wohl. Es ist kein gutes Zusammenleben mehr und ich fühle mich sehr unwillkommen. Falls er einen Konflikt mit mir hat, sagt er es mir zumindest nicht. Einen weiteren Mitbewohner haben wir nicht, wir sind nur zu zweit. Außerdem hat er auch schon diverse Ausraster gehabt, die zwar nicht gegen mich gerichtet waren, ich aber in dem Moment miterleben musste. Ich bin ein recht sensibler Mensch und mir fällt es schwer, mich von den Gefühlen anderer Leute abzugrenzen.
Nur liebe ich die Wohnung, die Lage ist ideal und preislich ist eben auch noch im Rahmen. Wenn ich ausziehe befürchte ich, dass es wo anders vielleicht nicht besser werden würde, eine eigene Wohnung kann ich mir aber nicht leisten.
Nun ist meine Frage, wie ich das Gespräch am besten suche, um die Situation eventuell zu verbessern. Ich habe schon öfter mal mit ihm gesprochen und habe das Gefühl, dass er lieber „ja, passt alles“ sagt, anstatt wirklich zu offenbaren was ihn stört. Aber sein Verhalt ist dann bisher immer unverändert geblieben.
Was würdet ihr tun?
Danke und einen schönen Feiertag euch
5 Antworten
Erstens hört es sich an, als würdest dich selbst grundlos verurteilen als die Ursache für sein böses Verhalten. Das muss nicht sein. Wenn er die Selbstbeherrschung nicht hat, seine Wutausbrüche zurückzuhalten, aber dich trotzdem nie beschuldigt, warum bildest du dir ein, dass er sich beherrscht und etwas gegen dich zurückhält? Gab es irgendwelche Begegnungen zwischen euch, wo du ihn zu Wut getrieben haben könntest? Wenn du keine richtigen Beispiele finden kannst, warum es einen Konflikt zwischen euch geben sollte, kannst du nicht annehmen dass es sowas gibt.
Zweitens ist es schwierig, andere Menschen zu verändern, wenn sie selbst dafür nicht offen sind. Wie du gesagt hast, will er die Ursachen seiner Probleme nicht analysieren bzw. diskutieren. Es ist leichter gesagt als getan, aber du musst lernen, eine Grenze zwischen deinen Gefühlen und den von anderen zu ziehen. Man muss sich nicht komplett emotional abschotten, aber man muss trotzdem praktisch sein. Wenn du etwas mit deinen Handlungen bewirken kannst, um die Gefühle anderer zu verbessern, dann lass dich dazu bewegen. Aber wenn deine Bemühungen ins Leere laufen, kannst du es auch getrost aufgeben. Du hast den Versuch gemacht, und aus Gründen, die nicht in deiner Hand sind, hat es nicht funktioniert. Es ist völlig unpraktisch, dich für die Gefühle aller Menschen zu sorgen. Beschränk dich auf nur die, die deine Hilfe und dein Mitgefühl annehmen wollen. Der Mitbewohner hat dein Mitleid wahrscheinlich nicht verdient.
Wenn er nicht ausdrücklich sagt, dass du nicht willkommen bist, mit dir kooperiert und dir nicht in den Weg kommt, sodass du dein tägliches Leben trotzdem gut führen kannst, dann lass ihn sich mit seinen Emotionen selber auseinandersetzen. Daran musst du dich nicht beteiligen. Fokussier dich auf dein Leben. Nur in dem unerträglichsten Fall lohnt es sich auszuziehen. Wenn deine Wohnsituation außerdem gut ist, behalt es so möglichst bei.
Viel Erfolg dabei.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast für die ausführliche Antwort.
Es gibt Menschen, die können nicht dankbar glücklich sein.
So lange er nicht dich meint, dich nicht angreift, zieh dir doch nicht seine Schuhe an.
Versuchs mal mit mehr Humor und nimm damit die Schwere raus aus seinem.

Es hört sich für mich so an, daß er mit Dir zufrieden ist. Frag ihn direkt und konkret. Wenn die Wohnung schön ist und Du einen Weg findest, Dich ein wenig anzupassen, dann hast Du eine gute Chance für Dein Leben zu lernen. Davon völlig unabhängig, solltest Du für Dein inneres Kind sorgen und Doppelgleisig fahren, zB innerhalb eines Jahres finde ich eine Alternative …
Wenn dir die Wohnung gefällt, sie praktisch gelegen und Preiswert ist, dann würde ich mich da nicht vergraulen lassen.
Sage ihm, dass du dich täuschen könntest, aber du hast das Gefühl, dass er nicht ganz zufrieden ist auch mit der Situation in eurer WG und du froh wärst, zu wissen , um was es geht.
Da du eben eher der Mensch bist, der dann das Gefühl bekommt, du würdest der Auslöser sein, allerdings nicht weisst, was es sein könnte.
Es dir eben sonst hier gefallen würde, wenn nicht so ein schwülstiges Klima in der Luft hängen würde. So dass du dir gar Gedanken gemacht hast, dass du wohl besser ausziehen solltest.
Das ist nicht mehr oder weniger als der ehrliche aktuelle Stand der Dinge. Denn es mag sein, dass er aus allen Wolken fliegt, einfach weil es ihm nicht bewusst war, dass dir seine Launenhaftigkeit oder negative Einstellung aufs eigene Gemüt schlägt.
Dieses Gespräch wird die Entscheidung leichter machen, je nach Reaktion von ihm, weisst du dann, was wirklich angesagt ist.
Das Idealste wäre natürlich, wenn er darauf eingeht und dir erklärt, dass du wirklich nichts persönlich nehmen sollst, da es in keiner Art und Weise etwas mit dir zu tun hat, wenn er knurrt, sondern er dich eher als Blitzableiter gesehen hat.
So hoffe ich, dass ihr wieder zu den Anfangszeiten zurück findet, wo du dich ja wohl gefühlt hast.
In dem Sinne, viel Glück bei dem nötigen Gespräch, das er nicht wirklich ignorieren kann. Denn immerhin müsste er dann vermutlich auch wieder jemanden suchen, der an Stelle deiner einzieht.
Bei dir weiss er, was er hat und von daher muss er über die Bücher gehen und kann es nicht einfach ignorieren, wenn du bereits an einen Umzug denkst.
Das ist natürlich schwierig und doch würde ich ein ernsthaftes Gespräch suchen. Eben, dass wenn es so weiter geht, du dir etwas anderes suchen wirst.
Ich würde, als erstes mit ihm darüber sprechen, dass du dich unwohl fühlst. Vielleicht kanns du ihm auch helfen irgendwie glücklicher zu werden. Das könnte natürlich länger dauern, aber das würde dir dann auch helfen. Erst wenn du dir ziemlich sicher bist wegen ihm, reden nichts gebracht hat und du das Gefühl hast, keine Fortschritte zu machen, würde ich übers Ausziehen nachdenken.
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja… seine Launen sind leider extrem wechselhaft. Dass jeder mal einen schlechten Tag hat, das ist eben so, aber ich möchte nicht immer herhalten müssen. Ich habe mich die letzten Wochen schon distanziert, aber durch unser anfänglich gutes Verhältnis läd er immer viel Ballast bei mir ab. Ich möchte ihn nicht zurückweisen, aber ich habe gelernt es nicht zu mir durchdringen zu lassen, da es mich sonst selbst belastet.
Er ist ein wechselhafter Mensch. Heute so, morgen so. Damit will ich nicht umgehen müssen. Es lässt sich der Kontakt innerhalb der WG aber nicht vermeiden