Meinung zu Leuten die sich selbst diagnostizieren?


15.07.2024, 07:39

gibt leute die es wirklich haben, meiner meinung sollte man wenn man denkt man hat depressionen zum arzt gehen und es herausfinden.

10 Antworten

Hi,

ich selbst habe eine diagnostizierte Angst- und Panikstörung und kann deine Ansicht total verstehen. Das Problem ist, dass es das Leiden der Betroffenen relativieren kann. Nach dem Motto: „ich bin auch mal nervös, wenn ich ein Referat halten muss, stell dich nicht so an“.

Selbstdiagnosen sind oft ein Weg, Antworten zu finden auf Fragen, die sich einem stellen. Gerade im Bereich Neurodivergenz (dort vor allem ADHS und Autismus) beobachtet man dieses Phänomen oft. Der Unterschied: Diese Leute beschäftigen sich tiefergehend mit dem klinischen Bild und der Symptomatik, sammeln alles. Dahingegen sagen Leute oft, sie seien depressiv, weil sie mal eine Woche trauriger sind als sonst.

Ja, es ist schwierig, an Therapien oder dergleichen zu kommen. Und Selbstdiagnosen sehe ich bedingt kritisch. Das herumzuposaunen, als läge eine Diagnose vor, finde ich problematisch. Auch wenn der Verdacht durchaus begründet sein kann, sollte man auch klarstellen, dass man lediglich einen Verdacht hat. Ich bin damals mit dem Verdacht auf eine Angst- und Panikstörung zur Hausärztin gegangen. Bei mir war der Fall zwar glasklar, allerdings habe ich auch immer gesagt „ich vermute, dass“. Ich will niemandem absprechen, krank zu sein, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Und wenn Personen einen im Erleben verstehen können, dann können sie das auch ohne Fachdiagnose.

Also: „Selbdtdiagnosen“ können einen wahren Hintergrund haben, allerdings sollte man sich trotzdem darum bemühen, eine richtige Diagnostik zu durchlaufen, wenn der Leidensdruck gegeben ist. Es ist nicht cool, psychisch krank zu sein. Ich wäre lieber gesund und würde gern mein Leben in vollen Zügen genießen können. Psychische Krankheiten können einem so viel Lebensqualität rauben. Wenn einem dann jemand sagt, er hätte z. B. auch eine Angststörung, obwohl die Person klar nicht betroffen ist, dann ist es invalidierend und zieht das ein bisschen ins Lächerliche. Wenn eine Person aber die Vermutung äußert, an Diagnose XY zu leiden, dann teile ich gern mein Erleben und unterstütze die Person. Denn eine helfende Hand und ein offenes Ohr ist das, was sich die Menschen meist wünschen – egal ob diagnostiziert oder nicht.

LG

Es ist nunmal leichter gesagt als getan, sich in Therapie zu begeben und von Experten diagnostizieren zu lassen. Erstens haben manche Leute eine Hemmschwelle, anderen davon zu erzählen wenn die ersten Anzeichen auftauchen (Jugendliche bspw. ihren Eltern). Zweitens wartet man Monate, wenn nicht ein Jahr lang auf einen Therapieplatz. Teilweise wird nach Krankheitsbild und Schweregrad aussortiert, ob man überhaupt "krank genug" ist, um eine Therapie machen zu dürfen.

Es ist deutlich bequemer, nach möglichen Erklärungen für sein Unwohlsein zu googeln. Soll man natürlich nicht machen, aber mal ehrlich, fast jeder hat es schon mal getan. Ich sehe hier ständig Fragen von Leuten, die wissen wollen, ob sie depressiv sind oder ob das nur eine Phase ist, die nicht richtig essen können oder wollen, die irgendwas anderes haben und nicht wissen was es sein könnte. Der Algorithmus schlägt einem oft auch passende Videos von anderen Betroffenen vor, man erkennt sich im Krankheitsbild wieder, und schwupps hat man sich selbst eine Diagnose gestellt.

Meiner Meinung nach sollte man diese auch immer ernst nehmen, wenn sie nicht vollkommen unplausibel klingt. Ja, viele tun es auch nur für Aufmerksamkeit oder übertreiben. Viele romantisieren Krankheiten auf Social Media. Aber wir leben auch in einer Zeit, in der Glücklichsein immer schwieriger wird und jeder zweite inzwischen irgendwelche psychischen Probleme mit sich herumschleppt. Bei den Jugendlichen ist es am schlimmsten, da sie chronisch online sind und viel eher von diesen Dingen mitbekommen als die Generationen vor ihnen. Ich hätte mit 12, 13 nicht mal gewusst was bipolar bedeutet, ich hatte da nicht mal ein Handy mit Internetzugang.

Es ist definitiv ein gesellschaftliches Problem und ich verurteile niemanden dafür, sich selbst zu diagnostizieren. Man sollte mit seinem Verdacht nur dann auch zu einem Facharzt gehen und sich richtig behandeln lassen, falls nötig.

Ich glaube selber, dass ich bipolar bin (ich habe schon einen Termin bei einer Psychologin), aber ich habe mich lange damit beschäftigt und es passt perfekt auf alles. Ich sage auch immer dazu, dass ich das glaube und ich finde man sollte definitiv versuchen, dass verifizieren zu lassen, aber es ist schwierig einen Termin zu bekommen und wenn halt alle Symptome perfekt dazu passen, finde ich kann man schon davon ausgehen auch wenn man immer vorsichtig sein sollte.

Ist für mich absolut typisch Pubertäre Jugendliche. Einerseits will man was besonderes sein und andererseits sortiert man sich in eine Gruppe ein und will dort dazugehören, selbst wenn das die Gruppe der „kranken“ ist. Ein bisschen Mitleid und Aufmerksamkeit möchte man sicher auch. Alles Dinge die im Alter verschwinden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Vor der Diagnose, kommt die Selbsterkenntnis. Oftmals merkt man etwas, etwas stimmt nicht, doch weiß man nicht was. Dann gibt es Leute, die lesen etwas und glauben sie haben.

Mir ist es lieber das Leute die Selbstdiagnosen erstellen und mit ihren "Problem" leben können das überall erzählen und einfach weiter leben. So bleibt Kapazitäten für die Leute frei, die Hilfe brauchen.