Meinung: Wie viel Selbstverliebtheit gehört dazu?
Info: Wer Interesse hat kann sich gerne hier austauschen ansonsten bitte ich um Verständnis, dass ich Kommentare bezüglich Hass, vehementen Widerspruch und Streit ignorieren werde. Nette und freundliche User sind immer willkommen, genauso wie tiefgründige und verständliche Kommentare, danke!
Guten Morgen erstmal,
ich habe eine intensive Phase von Enttäuschung und Liebeskummer durchgemacht, meine Gefühle gleichen einer Achterbahn (auf meinem Profil findet ihr unter meinen zwei aktuellsten Beiträgen heraus, warum das so ist). Jedenfalls möchte ich heute über das Thema "Selbstliebe, Selbstwertgefühl und Narzissmus" sprechen.
Während meines Studiums durfte ich bereits viel darüber lernen. Wir hatten damals Emilia Galotti, Effi Briest und Promessi Sposi gelesen, wo natürlich auch solche Themen eine Rolle gespielt haben. In jedem Werk ging es auch so ein bisschen ums "Aufopfern". Ich möchte hier nicht faktisch oder wissenschaftlich etwas anreißen, sondern schreiben, wie es mir mit diesen Begriffen geht. Da ich im Kontext: Liebe zwischen zwei Menschen übelste Erfahrungen gemacht habe, habe ich gelernt, immer stärker daraus hervorzugehen. "Sich selbst zu lieben ist eigentlich Grundvoraussetzung, um überhaupt andere zu lieben. Wer sich nicht selbst liebt, kann auch andere nicht richtig lieben." Diese Worte stammen nicht von mir, sondern von anderen Menschen, ich zitiere sie lediglich.
Es spielen so viele Dinge eine Rolle, jedenfalls für mich:
- Ein Partner kann einen verändern oder auch zerstören.
- Auch ohne Partner kann Selbstliebe verlernt bleiben.
- Selbstliebe ist nicht durchgängig – meiner Meinung nach. Manchmal haben wir zu viel (z. B. bei absoluter Euphorie) oder auch zu wenig (Herzschmerz, Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit).
Diese Dinge versuche ich bei dem Thema zu berücksichtigen, weil sie zumindest bei mir immer zu einem anderen Verständnis von Selbstliebe beigetragen haben. Ich kann in meinem Fall zum Beispiel nicht sagen: "Ich liebe mich." Ich denke, bei mir ist es vielmehr "Selbstachtung". Ich habe einfach wahnsinnig großen Respekt vor mir selbst, für das, was ich bisher in meinem Leben erreicht habe = ich unterrichte Schüler, ich produziere Content und ich schreibe gerne aus freien Stücken heraus. Das gibt mir Kraft und bestätigt meinen Selbstwert.
Doch um nochmal zum Thema zurückzukommen: Was ist Selbstverliebtheit eigentlich, und wo ist der krasse Gegensatz zum Narzissmus? Für mich ist narzisstisch einfach jemand, der ständig in hohen Tönen von sich spricht und meint, er sei perfekt. Da ich aber vorhin meinte, dass Selbstliebe nicht durchgängig ist, denke ich, dass das bei mir nicht der Fall ist. Ich bin zum Beispiel auch jemand, der, wenn er einen starken Kommentar liest, das auch anerkennt und wertschätzt. Ich gehe nicht davon aus, dass ausschließlich das, was ich schreibe, das einzig Wahre ist. Meiner Meinung nach würde ein Narzisst das tun, weil er sich für was Besseres hält und denkt, seine Meinung sei "unanfechtbar".
Ich mache mir gerade sehr viele Gedanken darum, weil ich manchmal das Gefühl und die Sorge mit mir rumtrage, dass ich mich nicht genug liebe und deswegen auch zwischenmenschlich bei mir viel falsch läuft. Wäre ich mit mir selbst im Reinen, dann hätte ich vielleicht tausend Freunde und eine riesen Community hinter mir? Macht das Sinn?
Deswegen meine Frage – und ich freue mich jetzt schon auf Kommentare, die etwas Licht ins Dunkeln bringen.
2 Antworten
Erstmal: Interessanter Beitrag.
Früher habe ich selbst viel über das Thema Selbstliebe nachgedacht. Heute sehe ich es deutlich komplexer und vielschichtiger. Für mich ist Selbstliebe ein lebenslanger Prozess etwas, das niemals endet. Sie ist keine Aufgabe, die man irgendwann abhaken kann, sondern ein innerer Weg, der ständig weiterführt.
Vor allem hat Selbstliebe für mich eine spirituelle Dimension. Der Satz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ stammt aus der Bibel und genau darin liegt ein tiefer Hinweis: Wahre Liebe beginnt im eigenen Inneren.
Ich glaube, Liebe an sich steht über dem Verstand. Sie lässt sich nicht vollständig analysieren oder logisch erfassen. Doch leider neigen wir heute dazu, alles auf eine wissenschaftlich messbare Ebene zu reduzieren. Das führt oft in eine Sackgasse denn das Wesentliche entzieht sich Zahlen, Studien und Kategorisierungen.
Wenn wir versuchen, Liebe nur emotional zu fühlen oder rein verstandesmäßig zu begreifen, stoßen wir irgendwann an Grenzen. Erst wenn wir bereit sind, den spirituellen Kern der Liebe zu erkennen, öffnet sich ein neuer Raum jenseits von Definitionen, dafür aber mit echter Tiefe.
Wir sind in einem Maß konditioniert, dass unser heutiges Bild von Beziehung in vieler Hinsicht nicht tragfähig ist. Kein Wunder also, dass so viele Menschen jahrelange Enttäuschungen erleben. Doch das liegt nicht primär an einem Mangel an “Selbstliebe”, wie es oft oberflächlich behauptet wird, sondern an einem grundlegenden Missverständnis darüber, worum es in Partnerschaften eigentlich geht.
Wenn wir glauben, eine Beziehung sei ein sicherer Hafen, in dem man sich dauerhaft ausruhen kann oder ein Ort, an dem der andere unsere Wünsche und Vorstellungen zu erfüllen hat , dann können wir uns noch so sehr „selbst lieben“ und werden doch immer wieder scheitern.
Hier liegt der eigentliche Punkt: Wer nicht erkannt hat, was Liebe wirklich ist, der wird auch Selbstliebe missverstehen.
Für mich ist Liebe nichts Romantisches, nichts, was mit dauerhafter Harmonie oder Bedürfnisbefriedigung zu tun hat. Liebe ist ein strenger Lehrer kompromisslos, ehrlich, fordernd. Sie bringt dich an deine Grenzen, nicht um dich zu zerstören, sondern um dich zu dir selbst zurückzuführen.
Wahre Liebe ist unabhängig von der Form einer Beziehung. Sie steht über den Menschen. Sie folgt höheren Gesetzen und diese heißen: Wahrheit, Transformation, Selbstermächtigung, Authentizität, Stabilität im Inneren wie im Äußeren.
Wer den Weg der Bequemlichkeit wählt den Pfad, der Selbstverleugnung und inneren Ausflucht wird von der Liebe behandelt wie von einer strengen Mutter: nicht nachsichtig, sondern fordernd, unbestechlich und zutiefst ehrlich. Damit du endlich aufwachst worum es im Leben an sich eigentlich wirklich geht .
Wer das nicht anerkennen will, wird immer wieder versuchen, Liebe auf menschliche Maßstäbe zu reduzieren und genau daran zerbricht so vieles.
Das Leben ist eine Schule für die Seele. Es spielt keine Rolle, ob wir in Partnerschaft leben oder allein, ob wir uns aus der Welt zurückziehen wie ein Eremit oder uns im Geflecht menschlicher Beziehungen bewegen der Weg der Liebe bleibt derselbe.
Liebe ist kein Zustand, sondern ein innerer Weg oft verborgen hinter Schmerz, Enttäuschung und Widerspruch.
Wahre Liebe beginnt dort, wo wir das Leben selbst lieben lernen nicht weil es leicht ist, sondern weil wir erkennen, dass jeder Schatten, jede Krise, jede Begrenzung ein Tor zur Transformation ist.
Inmitten der Brüche, Zweifel und Prüfungen des Daseins offenbart sich das, worum es wirklich geht: Eine Rückkehr zum Wesentlichen. Eine stille Einweihung in das, was jenseits des Sichtbaren trägt.
Um diesen Wall of Text mal runter zu brechen:
Ich habe einfach wahnsinnig großen Respekt vor mir selbst, für das, was ich bisher in meinem Leben erreicht habe
Also findest du dich richtig geil? Bist stolz auf deine Leistung (?)
Das ist toll für dich. Aber ich verstehe nicht was du wissen willst? Und was dein "Stolz" mit der Beziehung zu tun haben soll.
In der Beziehung gibt es kein "ich" sondern ein "wir". Natürlich musst du bis zu einem gewissen Grad auch an dich denken, aber ich lese nur "ich" und "ich bin geil".