Mein Sohn ist mit 30 plötzlich schwul - kann das sein?
Mein 30jähriger Sohn ist in eine neue Wohnung eingezogen. Wieder eine WG hat er gesagt und wollte auch nicht, dass ich ihm bei der Renovierung helfe. Da ich handwerklich sehr versiert bin, habe ich ihn schließlich überzeugt, dass meine Hilfe ihm viel Geld einspart. Vor Ort habe ihn und einen sehr attraktiven, etwa gleichaltrigen Mann getroffen, den er mir als WG Mitbewohner vorgestellt hat. Später fiel mir aber auf, dass es nur ein Schlafzimmer gab und dass die beiden sehr vertraut, ja geradezu liebevoll miteinander umgingen.
Dann kam heraus, dass sie sich vor einem knappen Jahr im Urlaub kennengelernt hatten und mein Sohn gab zu, dass er jetzt schwul sei und dass die beiden auch bald heiraten wollten...
Ich bin sehr konservativ erzogen worden und war völlig schockiert. Mein Sohn hatte immer Freundinnen gehabt und jetzt trifft er im Urlaub einen hübschen Mann und ist dann schwul? Mit 30? Ich konnte sogar dann nichtmals mehr das Schlafzimmer renovieren, weil ich mir vorgestellt habe, was die beiden da treiben.
Den Schock habe ich inzwischen überwunden und ich liebe meinen Sohn nicht weniger, als vorher. Ich finde auch den potentiellen Schwiegersohn sehr nett. Aber ist es denn wirklich möglich in dem Alter so plötzlich schwul zu werden? Von einem Tag auf den anderen? Geht das wirklich? Ist das nicht nur eine Phase, ein kurzfristiges etwas anderes Abenteuer mit einem Mann?
Ich mache mir große Sorgen und bin völlig überfordert damit und wüsste gerne, wie ihr damit umgehen würdet.
23 Antworten
Vermutlich war er schon immer homosexuell.
Weil er sich dessen schämte oder Angst hatte von z. B. dir ausgegrenzt zu werden, hat er es verheimlicht oder verdrängt.
Dabei ist daran doch gar nichts schlimmes. Freu dich doch, dass dein Sohn sich nicht mehr verstecken muss, sondern nun er selbst sein kann und auch noch jemanden gefunden hat mit dem ein liebevoller Umgang möglich ist. Das ist doch, worauf es ankommt.
Du musst das natürlich nun erstmal verarbeiten. Frag doch dabei mal, was verändert es denn überhaupt, nun dass du weißt, dass dein Sohn mit Männer schläft und nicht mit Frauen? Warum ist das wichtig, denn bei deinen anderen Mitmenschen (Freunden, Kollegen) machst du dir doch auch nicht ständig Gedanken über ihre Sexualität oder etwas doch? Mslst du dir es etwa ständig aus, wie es die Leute miteinander treiben? Ist es für dich eine schönere Vorstellung dir deinen Sohn beim Sex mit einer Frau vorzustellen? Ich persönlich Versuche solche Vorstellungen ja generell eher zu vermeiden, wie es Leute die ich kenne miteinander tun. Aber vielleicht bist du ja anders in der Hinsicht. Ist ok.
Ganz konkret, was ändert sich deswegen? Hat er nun etwa einen anderen Charakter? Können männliche Partner nicht nett sein? Was genau ist deshalb nun anders für dich?
Vielleicht wird dir nach intensiven überlegen klar werden, dass sich eigentlich nichts verändert hat. Außer vielleicht die Aussicht Enkel zu bekommen, die genetisch von ihm abstammen (wobei selbst das nicht gänzlich ausgeschlossen ist).
Oder ist es eher die Sache, dass du enttäuscht bist, weil er es dir nicht früher erzählt hat? Das Gefühl ist erstmal völlig berechtigt bei dir. Ich wäre auch enttäuscht, wenn mein Kind mir etwas sehr wichtiges für sein Leben bewusst vorenthält, da ich bisher der Meinung bin, dass ich mein Kind dazu einladen mir jederzeit alles erzählen zu können. Es wäre eine Art Vertrauensbruch.
Aber du sagst ja selbst, du bist sehr konservativ erzogen worden und hast deinen Sohn daher auch eher so erzogen. Er hatte durchaus starken Grund anzunehmen, dass eure Beziehung leidet, wenn er das von sich offen legt. Versuche hier Verständis aufzubringen.
Und dann setze dich doch mal mit ihm zusammen um zu reden und sage dabei doch ganz direkt:
"Ich musste das erstmal verdauen, aber ich liebe dich nicht weniger.
Aber ich mache mir auch große Sorgen und bin völlig überfordert damit und wüsste gerne, wie ich damit umgehen soll. Was meinst du?"
Ich an seiner Stelle hätte dann einfach geantwortet: "Mama/Papa. Als du noch glaubtest ich sei heterosexuell, war Sexualität kein Thema zwischen uns. Warum muss das jetzt anders sein? Ich bin immernoch der gleiche. Also lass uns doch so weitermachen wie bisher."
Ich glaube, das ist alles richtig, was du schreibst. Ich bin dabei es richtig zu verstehen und werde meinen Sohn und seinen Freund natürlich bei allem unterstützen, wenn sie es wollen.
Es kann sein, dass dein Sohn schon länger homosexuelle Gefühle hatte, diese aber aus verschiedenen Gründen nicht wahrgenommen oder zugelassen hat. Oft braucht es einen bestimmten Auslöser oder eine besondere Begegnung, um sich der eigenen Sexualität bewusst zu werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Sexualität komplex ist und sich im Laufe des Lebens entwickeln kann. Dein Sohn hat dir etwas sehr Persönliches anvertraut. Das zeigt, dass er dir vertraut und dich in sein Leben einbeziehen möchte.
Mein Rat wäre, offen und verständnisvoll mit ihm zu sprechen, ihm zuzuhören und ihn in seiner Entscheidung zu unterstützen. Deine Liebe und Akzeptanz sind jetzt besonders wichtig für ihn.
Du machst dir Sorgen? Worüber?
Ich verstehe, dass es dein Weltbild erschüttert ist und es dich gerade etwas überfordert.
Aber deinen Sohn hast du wahrscheinlich auch überfordert. Er wollte, dass du dich aus seinen Renovierungsarbeiten heraushältst. Hast du aber nicht. Du respektierst ihn nur nach deinen Vorstellungen. Nun musste er sich outen, hat vielleicht auch die Gelegenheit so angenommen. Aber nun ist es raus und er wird sicherlich sehr glücklich in seiner Beziehung.
Er kann übrigens Frauen deswegen trotzdem auch lieben, nennt sich Bisexualität, aber er hat seine Entscheidung getroffen. Findich super.
Danke. Du machst es mir mit deinem Rat leichter, das auch super zu finden...
Es ist absolut verständlich, dass diese Situation für Sie überraschend und emotional herausfordernd war. Sexualität ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, das sich bei jedem Menschen unterschiedlich entwickeln kann. Manche Menschen erkennen ihre sexuelle Orientierung erst später im Leben – sei es durch neue Erfahrungen, Selbstreflexion oder Veränderungen in ihrem Umfeld. Es ist daher durchaus möglich, dass Ihr Sohn erst jetzt seine Gefühle und Identität vollständig verstanden hat. Dieser Moment der Klarheit ist bedeutsam und verdient Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Mitgefühl.
Es ist wichtig zu verstehen, dass dies nicht zwangsläufig eine "Phase" oder ein "kurzfristiges Abenteuer" sein muss. Wenn Ihr Sohn sagt, dass er schwul ist und eine ernsthafte Beziehung führt, sollten Sie das als eine authentische und bedeutungsvolle Wahrheit seines Lebens respektieren. Sexualität ist keine bewusste Entscheidung, sondern ein grundlegender Teil unserer Identität, der sich bei jedem Menschen unterschiedlich ausdrücken kann.
Ihre Liebe und Unterstützung sind entscheidend, und es ist bemerkenswert, dass Sie trotz Ihrer konservativen Erziehung offen geblieben sind und weiterhin hinter Ihrem Sohn stehen. Das zeigt, wie stark Ihre Bindung ist. Sich mit LGBTQ+-Themen zu beschäftigen oder mit anderen Eltern auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, könnte Ihnen helfen, sich besser zurechtzufinden und die Sorgen, die Sie vielleicht haben, zu verarbeiten.
Jedoch ist es ebenso wichtig, einen Moment innezuhalten und zu reflektieren, wie Sie auf die Privatsphäre Ihres Sohnes und seines Partners reagiert haben. Die Entdeckung, dass das Schlafzimmer nur ein Raum für beide ist, und Ihre Gedanken darüber, was dort möglicherweise geschieht, können als Übergriff auf ihre Privatsphäre wahrgenommen werden. Ein Schlafzimmer ist ein äußerst intimer und privater Bereich, der die Verbindung und das Vertrauen zwischen zwei Menschen repräsentiert. Ihre Vorstellung davon, was hinter der Tür geschieht, ist nicht nur respektlos, sondern überschreitet auch die Grenze zwischen Ihrer Rolle als Elternteil und der Autonomie Ihres Sohnes als erwachsener Mensch.
Es ist verständlich, dass solche Gedanken in einer ungewohnten und emotional aufwühlenden Situation aufkommen können, besonders wenn eine neue Realität Sie herausfordert. Doch diese Reaktionen sollten Sie nicht von Ihrem zentralen Anliegen, Ihren Sohn zu unterstützen und zu respektieren, ablenken. Ihre Enttäuschung über Ihr eigenes Verhalten zeigt, dass Sie sich selbst hinterfragen und sich weiterentwickeln wollen. Das ist ein Zeichen von persönlichem Wachstum und Bereitschaft zur Veränderung – und dafür verdienen Sie Anerkennung.
Homosexualität und WissenschaftHomosexualität ist ein natürlicher und angeborener Teil der menschlichen Vielfalt. Wissenschaftliche Studien und Forschungen haben klar gezeigt, dass sexuelle Orientierung nicht durch äußere Einflüsse oder bewusste Entscheidungen entsteht, sondern tief in der Biologie und Entwicklung eines Menschen verwurzelt ist.
Es gibt zahlreiche Studien, die darauf hinweisen, dass genetische, hormonelle und neurologische Faktoren eine Rolle bei der sexuellen Orientierung spielen. Eine groß angelegte Zwillingsstudie zeigte beispielsweise, dass eine genetische Komponente existiert. Eineiige Zwillinge, die identische Gene teilen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dieselbe sexuelle Orientierung zu teilen, verglichen mit zweieiigen Zwillingen oder Geschwistern.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass die pränatale Umgebung, einschließlich der Hormonspiegel im Mutterleib, die Entwicklung des Gehirns beeinflussen kann. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Gehirnstrukturen bei homosexuellen Menschen Ähnlichkeiten mit denen des anderen Geschlechts aufweisen können. Dies deutet darauf hin, dass es biologische Unterschiede gibt, die mit der sexuellen Orientierung zusammenhängen.
Persönliche ErfahrungIch kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich selbst schwul bin und von meinen Eltern und Freunden durchweg positive Reaktionen erhalten habe. Ihre Akzeptanz und Unterstützung haben mir geholfen, meine Identität mit Stolz und Zuversicht zu leben. Es hat mir unglaublich viel bedeutet, zu erfahren, dass mein Umfeld mich so annimmt, wie ich bin – ohne Vorbehalte oder Bedingungen. Dieses Vertrauen und diese Bestätigung waren entscheidend für mein persönliches Wohlbefinden und meine Freiheit, mich selbst auszudrücken.
Ihre Bereitschaft, diese neue Realität zu akzeptieren und Ihren Sohn zu unterstützen, ist ebenfalls ein entscheidender Schritt. Wie meine eigene Geschichte zeigt, können Liebe und Verständnis Barrieren überwinden und Beziehungen stärken. Sie sind auf einem guten Weg, Ihrem Sohn zu zeigen, dass er genauso angenommen wird, wie er ist.
Warum Akzeptanz wichtig istDie Erkenntnis, dass Homosexualität angeboren ist und nicht beeinflusst werden kann, ist entscheidend, um Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. Niemand „entscheidet“ sich, schwul, lesbisch oder bisexuell zu sein – genauso wenig wie jemand entscheidet, heterosexuell zu sein. Es ist ein natürlicher Teil dessen, wer wir sind, und sollte genauso respektiert und gefeiert werden wie jede andere Facette der menschlichen Identität.
Ihre Geschichte und Ihre Reflexion zeigen, dass Sie sich bemühen, die Situation zu verstehen und Ihre Haltung weiterzuentwickeln. Das ist ein großartiger Beweis dafür, wie stark Ihre Liebe und Unterstützung für Ihren Sohn ist – und wie wichtig es Ihnen ist, diese Bindung zu bewahren und zu stärken.
Keine Ahnung worüber du dir Sorgen machst und warum man sich überhaupt Vorstellungen darüber machen muss, wie das Kind Sex hat aber das bleibt bestimmt dein Geheimnis.
Ich sehe auch nicht, das er jetzt erst schwul geworden sein könnte sondern vermute eher, das er schon immer bisexuell (oder schwul) war und er schon entsprechende Erfahrungen vor seinem jetzigen Partner hatte.
Wenn er wirklich schwul ist wären die hetero Beziehungen evtl der Versuch, nicht schwul sein zu müssen da er es ablehnte, schwul zu sein. Vielleicht auch wegen deiner konservativen Ansichten? Wer weiß?
Gut finde ich, das deine Gefühle für deinen Sohn positiv sind und du wirst bestimmt auch deinen Frieden damit finden.
Glückwunsch an deinen Sohn zu seinem coming out.
Es fällt mir nicht ganz leicht es zuzugeben, aber ja - meine konservativen Vorurteile könnten da ursächlich sein. Ich bin ganz froh hier meine Frage gestellt zu haben. Die Antworten sind alle sehr hilfreich.
Ich verstehe schon, dass mein Sohn sich in diesen Mann verliebt hat, der Junge hat schon etwas Besonderes. Wahrscheinlich war dies auch der Auslöser, die eigene Sexualität zu erkennen. Und ich sehe ein, dass ich meine Vorurteile überwinden und die beiden vorbehaltlos unterstützen muss. Danke für deinen Ratschlag.