Mein bester Freund schämt sich für seinen polnisch klingenden Nachnamen, da im Umfeld so gut wie alle deutsche Nachnamen haben - wie kann man ihn stärken?
Mein bester Freund thematisiert sehr häufig, dass er gerne seinen Nachnamen loswerden würde, da er diesen nicht wohlklingend und peinlich findet.
Er lebt in einer Gegend, wo über 90% der Bevölkerung deutsche oder nordisch klingende Nachnamen haben und sticht mit dem Nachnamen in der Wohngegend wohl heraus.
Der Nachname ist polnischen Ursprungs und klingt etwas ungewöhnlich.
Nun überlegt er, den Namen seiner Urgroßmutter anzunehmen, damit er sich mental besser fühlt.
Ich denke aber, dass dies nicht der Schlüssel zum Glück sein wird, da er allgemein ein schwaches Selbstwertgefühl hat.
Was würdet Ihr hier raten?
Ich denke immer, ein Nachname ist im bestimmten Kontext mal mehr, mal weniger ungewöhnlich oder "peinlich".
In Polen, oder z.B. im Ruhrgebiet, wo viele Polen oder auch Ausländer leben, würde kein Hahn nach einem polnischen Nachnamen krähen.
In einem kleinen Dorf in Bayern, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein fällt solch ein Name vermutlich mehr auf, da dort der Anteil an Zuwanderern geringer ist und man viele "alteingesessene Einheimische" hat.
Was würdet Ihr raten? Den Namen zu behalten oder den Weg zu gehen, den er anpeilt... den Nachnamen der Urgroßmutter anzunehmen... welcher zudem ein Name "von" ist.
23 Stimmen
7 Antworten
Das ist nur meine Ansicht, aber: Er sollte den Namen behalten und dazu stehen. Bei der Aktion, die er plant, ist nicht der Name das Problem, sondern sein geringes Selbstbewusstsein in Verbindung mit dem typischen Dorf-/Vorstadtumfeld, aus dem ich ebenfalls komme und das ich mir in dem Fall wieder mal lebhaft vorstellen kann. In diesem Milieu kann man auf die Dauer nur kaputtgehen, wenn man "mehr leben" will und nicht nach dem Motto "Hauptsache, das Essen schmeckt" lebt.
Nur eine Anekdote: Auf einem Dorf ist ein Heimatvertriebener gestorben, der da mehr als 50 Jahre gewohnt hat. Als ich da auf Kundenbesuch war und es ausläutete fragte ich den Kunden, wer gestorben sei (war ein Alteingesessener) und der meinte erst mal "ach, nur der Zugezogene", bis ich drauf kam, dass da der Herr XYZ starb, den mein Großonkel kannte und der da 50 Jahre lang lebte. Der hatte einen deutschen Namen, aber trotzdem - solche Dörfer "sind so" und ich kann mir denken, dass dein Freund darunter mehr oder weniger leidet. Manche blenden solche Ablehnung oder Gleichgültigkeit zwar irgendwie aus, aber das können nicht alle.
Aber ich denke, das eigentliche Problem hast du schon ganz gut erkannt, das sehe ich genauso. Wie gesagt...
Ich denke aber, dass dies nicht der Schlüssel zum Glück sein wird, da er allgemein ein schwaches Selbstwertgefühl hat.
...das hast du super erkannt. Ändert er den Namen, schiebt das kurzzeitig mal das Ego hoch, aber das wird nicht von Dauer sein und er wird dann wieder genauso unzufrieden sein wie zuvor.
Er müsste eigentlich weg aus diesem Umfeld, das ihn offenbar nicht annimmt, seinem ohnehin schwachen Selbstwertgefühl zusätzlich zusetzt und ihn hemmt, schwächt und entkräftet - wenn er ein Umfeld hätte, in dem er klarkommt und das ihn so nimmt, wie er ist und ihm Erfolgserlebnisse ermöglicht statt ihn wie das typische Dorf-Umfeld mit seinem ganzen urzuständlichen Gedöns und seinen archaischen Rollenbildern sowie Ansichten, rosenkranzartiger Pseudo-Christlichkeit und seiner fortlaufenden, nicht immer ausgesprochenen, jedoch immer spürbaren Ablehnung anderer am laufenden Band runter zu ziehen, würde sich die Frage nach dem Namen gar nicht stellen.
Möglicherweise bildet er sich das alles auch ein, aber andererseits ist die Wurzel dafür auch dann subtil in der Dorfgemeinschaft zu suchen, in der dein Freund offenbar nicht angekommen und vielleicht sogar offen unglücklich ist. Im Grunde genommen sollte er dieses trübsinnige, dumpfe "Ambiente" hinter sich lassen (haben wir auch gemacht und es war das Beste, was wir hätten machen können!) und dann wäre er ausgeglichener.
Da er das als Problem empfindet ist anzunehmen, dass er seine Ahnen zu wenig achtet und dass sein Selbstwertgefühl beschädigt ist.
Er sollte nicht seinen Namen, sondern seine Einstellung ändern.
Seine Ahnen geben ihm auch die Kraft, gute und nährende Wurzeln auszubilden, die für ein stabiles Selbstwertgefühl gebraucht werden. Er kann das bedauern und sich seine Ahnen, zumindest Großeltern vorstellen und ihnen innerlich sagen: "Schade, dass ich euch nie kennenlernen durfte. Bitte schaut freundlich auf mich".
Wenn er das innerlich gefasst und ernsthaft tut, wird er staunen, wieviel emotionale Kraft ihm zufällt. Zufällt, weil es Zufälle einlädt...
Das muss er ja nicht. Er sollte sich lediglich auf Einsamkeit und Verbitterung im Alter vorbereiten.
Da bist du in einer Zwickmühle. Wenn du ohne seine Bitte helfen magst, wird er diese unerbetene Hilfe ablehnen und dich als übergriffig bezeichnen. Wenn du nicht hilfst wird er dich als egoistisch ansehen. Der Ausweg besteht darin, dass du ganz klar für dich sorgst und ihm signalisiertst, dass du für ihn da bist, aber nichts tust, solange er es nicht abruft. Das kannst und solltest du durchstehen.
Nun gut, dann habe ich die Situation anders gesehe, als du. Das ist doch ok. Wie ist denn deine Meinung zu seiner Probemstellung?
Sein Selbstbewusstsein muss gestärkt werden. Was kann da noch kommen, wenn einem der Nachnamen schon peinlich ist.
Bei einer Heirat hat er die Möglichkeit den Namen seiner Frau aunzunehmen.
Man kann den Namen leicht ändern lassen, die Voraussetzungen hat er dafür ja gesagt.
Der Mädchenname meiner Mutter ist auch polnisch, damit hatte ich kein Problem, weil ich die Familiengeschichte aus Masuren kenne.
Übrigens habe ich einen Nachnamen, wo es eine zeitlang in Deutschland etwa die hälfte dieser Namensträger jüdisch waren. Niemand aus der Familie hat deshalb jemals den Namen ändern lassen.
Ich habe auch einen Polnischen Nachnahmen, der sehr komisch klingen kann und den jeder falsch schreibt oder falsch ausspricht. Dann korrigiert man freundlich aber ich würde deswegen doch nicht meinen Namen ändern, zumal so ein einzigartiger Name auch gut sein kann.
Und ich und meine Familie leben in einem dieser Orte wo viele mit deutschen Nachnahmen leben und es gab nie Zwischenfälle wo das ein Problem war.
Er kennt seine Ahnen gar nicht, bis auf einen Opa