Mehrere Tonartwechsel in einem Lied: In welcher Tonart steht nun das Stück?
Angenommen die Strophen des Stückes stehen in A-moll - der Refr. aber steht in Fdur. (nur ein Beispiel) und der Zwischenteil (Solo) steht in G-Dur.
Wie lautet nun die korrekte Antwort auf die Frage „In welcher Tonart steht das Stück?“
Wird dann einfach die erste Tonart genannt?
Stück steht in A-moll.
Oder gibt es „Prioritäten“?
Refr. entscheidender als Strophe… oder so?
Stück steht in F-Dur
Oder: Weder noch.
Stück steht in mehreren Tonarten.
Oder gibts da gar keine Regel?
Ich tendiere für ersteres.
Stück steht in der Tonart in der es beginnt.
2 Antworten
Stück steht in der Tonart in der es beginnt.
Eher ist es ja genau umgekehrt. Die sicherste Form der Tonartbestimmung ist eigentlich der letzte Ton (bzw. Akkord) des Stückes, der in Verbindung mit den Vorzeichen des Stückes, dann die Tonart eindeutig festlegt, sofern er der Grundton des Stückes ist. Dies ist jedoch auch nicht zwangsläufig der Fall (da zum Beispiel der Grundton nicht unbedingt der letzte Ton des Stückes sein muss). Ein konkretes Beispiel würde hier Klarheit schaffen, um etwaige Wenns und Abers aus der Welt zu schaffen.
lg up
In dem Fall ist es ja so, dass die Verschiebung nach D-Dur (ergo: um einen Ganzton nach oben) eher ein typisch schlagareskes Stilmittel ist, welches zum Mitsingen anregen soll. Ich würde in dem Fall sagen, dass das Stück in C-Dur steht. Nun muss man jedoch bedenken, dass dies keine "seriöse" Verwendung kompositorischer Mittel ist, insofern eine harmonische Analyse generell ein eher haarsträubendes Unterfangen sein dürfte. Inwieweit das jedoch Auslegungssache ist, entzieht sich dann meiner Kenntnis.
Naja, so eine Rückung nach oben gegen Schluss gibts ja auch bei „seriösen“ Pop- und Rockstücken.
Ich frage anders:
In welcher Tonart steht Elton Johns „Im Still Standing“?
In welcher Tonart steht TalkTalks „It‘s My Life“?
Keine Ahnung, ich habe weder Einblick in die Noten, noch ein absolutes Gehör.
Ich würde upbrunce und Grobbeldropp bei allem zustimmen.
Wenn nur der letzte Refrain einen Ton höher gerückt ist, ist es nicht möglich, eine einzige Tonart zu bestimmen, das Ende des Stückes ist zu wichtig, um bei der Frage ignoriert zu werden.
Wenn es ähnliche Strukturen gibt wie in der Klassik, wie z.B. bei "Griechischer Wein" (Strophe c-moll, Refrain Es-Dur aber mit Rückleitung nach c-moll, Schluss in c-moll), kann man schon sagen, dass das Lied in c-moll steht.
Aber nicht immer ist die Tonart am Anfang die wichtigste, bei "Don't speak" von No Doubt beispielsweise ist die Strophe in c-moll und der Refrain sowie auch der Schluss in f-moll. Wenn, dann wäre f-moll die Haupttonart, oder man vermeidet eine eindeutige Festlegung.
I'm still standing.
Das Stück changiert zwischen Bb Dur und Bb Moll, aber Anfang, Ende, Refrain und Bridge und das "Grundgefühl des Songs" sind "mollig".
(Dur ist eher als Abwechslung im Einsatz, für die melodisch weniger charakteristische Strophe und das Gitarrensolo)
Man kann auf jeden Fall sagen es steht in Bb Moll. Ebenfalls richtig ist die Antwort dass es mit dem Grundton Bb zwischen Bb Moll und Bb Dur changiert.
It's my life enthält mehrere Rückungen und auch Sachen die keine Rückungen unbedingt sind aber jedenfalls grobe Tonartwechsel. Auf die Frage worin das Stück steht gibt es nur eine lange und keine kurze Antwort anders als bei Elton John eben.
Vielen Dank. Hier hat es wirklich interessante Aspekte die man als Denkanstoss nutzen kann.
Machen wir mal drei anschauliche Beispiele
:
Beispiel 1
Strophe: A-moll (Thema: Krankheit)
Refrain: C-dur (Thema: Heilung)
Ich würde das Thema Heilung als „übergeordnetes“ Element bezeichnen. Song steht somit in C-dur
————————————-
Beispiel 2
Strophe: G-dur (Thema: früher verliebt)
Refrain: D-moll (Thema: heute zerbrochene Liebe)
Ich würde den Ist-Zustand als Hauptthema benennen und darum sagen:
Der Song ist in D-moll
——————————————
Beispiel 3 (unüblich, aber denkbar)
Strophe: F-dur (Thema: Lösung)
Refrain: E-moll (Thema: Problem)
Ich würde hier die Lösung als Hauptelement bezeichnen, obwohl der Refr. auf dem Problem herumreitet.
Könnte man also auch sagen, es kommt darauf an was für eine „Absicht“ ein Lied transportieren will?
Ja das kann schon sein aber mir scheinen solche Songs konkret selten zu sein. Ein riesengroßer Unterschied aber besteht zwischen den oben von dir konkret genannten Songs, I'm sill standing hat einen äußerst stabilen Grundton, der andere Song ist wild. Etwas wo es genau dazwischen ist und quasi 2 Tonarten gibt ist nicht sooo häufig.
Angenommen die Strophen des Stückes stehen in A-moll - der Refr. aber steht in Fdur. (nur ein Beispiel) und der Zwischenteil (Solo) steht in G-Dur.
Das ist durchaus möglich und musikalisch, aber nicht sehr häufig. Wenn es solche Songstrukturen gibt dann kann man nicht sagen "das Stück steht in X Tonart", da es stilistisch (wahrscheinlich) von so etwas wie "tonartnahen Rückungen oder Fast-Rückungen, die man auch irgendwie anders sehen könnte" Gebrauch macht.
Wie lautet nun die korrekte Antwort auf die Frage „In welcher Tonart steht das Stück?“
Wenn so wie im Beispiel: Antwort nicht möglich, mehrere Tonarten nennen.
Wird dann einfach die erste Tonart genannt?
Nein.
Oder gibt es „Prioritäten“?
In manchen Situationen ja, da gibt es Prioritäten. Die sind aber kompliziert auszuformulieren. Es spielt eine Rolle in welcher Tonalität das Stück endet, mit einigen besonderen Kadenzen als Ausnahmen, und in welcher Tonalität es die meiste " Zeit verbringt ". Da ein Refrain öfter am Schluss stdht und dazu irgendwie höhersteht hat er ggf. einen größeren Einfluss, aber wenn zwischen Refrain und Strophe nur leicht ungewöhnliche harmonische Verhältnisse herrschen dann ist das dahin.
Insgesamt: Wenn das Stück nicht in einer Tonart steht dann ist das halt so, dann steht es auch nicht in 2, sondern dann muss man antworten: Es steht nicht in einer Tonart, die Struktur ist so und so.
Nehmen wir mal an ein Schlager steht in C-Dur.. Gegen Ende des Stückes rückt die 3.Wiederholung des Refr. nach oben nach D-Dur. Sagt man dann wirklich: „Das Stück steht in D-Dur?“