Tonleitern mit mikrotonaler Beimischung; gescheite Idee?

5 Antworten

Es gibt mehrere Überbegriffe. Je nach System spricht man zum Beispiel von Mikrotonalität, Vierteltonmusik (oder auch Drittelton-, Sechstelton- etc.) oder auch von Ekmelik/ekmelischer Musik:

  • Mikrotonalität bezeichnet generell das Vorhandensein von Tonstufen in Musik, die kleiner sind als ein Halbtonschritt.
  • Vierteltonmusik meint eher Musik, deren kleinste Tonstufen einen tatsächlichen Abstand von Vierteltönen betragen (diese müssen aber nicht zwingend gleichschwebend temperiert sein). Nicht immer, aber meist, hat Vierteltonmusik mehr als 12 verschiedene Tonhöhen.
  • Ekmelische Musik ist eher eine reintonale Musik unter Verwendung ganzzahliger Proportionen, in denen auch Primzahlen/Primfaktoren höheren Wertes (mindestens 7, meist aber zweistellige Primzahlen/Primfaktoren) enthalten sind.

Während Mikrotonalität keineswegs "verstimmt" oder "schief" klingen muss, ist Ekmelik für das Ohr stets eine Herausforderung, jedoch muss ekmelische Musik nicht notwendig mikrotonal sein. Es gibt auch nicht mikrotonale und halbtonlose Ekmelik, beispielsweise, wenn sie pentatonisch ist.

Als Sonderfall könnte man noch eine "X-Ton Musik" anführen, wobei X für die Zahl der verwendeten Töne innerhalb eines Oktavraumes steht. Da es Pentatonik ("5-Ton-Musik"), Heptatonik/Diatonik ("siebentönige Musik") und unser zwölftöniges Tonsystem gibt, haben Musiktheoretiker schon vor Jahrhunderten Überlegungen angestellt, ob nicht auch noch stärker gegliederte Tonsysteme denkbar wären, etwa solche, in denen die Oktave in 19, 31 etc. (teils sogar gleichschwebend temperierte) Töne eingeteilt sind - oder auch in ganz andere Stufenzahlen. Hierauf bauten auch Überlegungen zu Viertelton- oder Sechsteltonmusik auf.

Chromatische oder mikrotonale "Umfärbungen" von einzelnen Tonstufen einer ansonsten herkömmlichen Skala hatte bereits die antike griechische Musiktheorie. Diese Veränderungen sind die drei griechischen "Tongeschlechter" (diese haben mit unserem heutigen Verständnis von Tongeschlecht, bzw. Dur und Moll, nichts zu tun), nämlich diatonisch, chromatisch und enharmonisch (auch diese Begriffe bezeichnen in der griechischen Musiktheorie etwas anderes als wir es in der modernen Musiklehre verstehen). Dabei wurde im enharmonischen Geschlecht ein Ton im Tetrachord derart stark alteriert, dass sich zum angenäherten Nachbarton ein mikrotonaler Schritt ergab.

In Deinem Beispiel wird im Übrigen keine mikrotonale Skala etabliert. Denn Du verstimmst lediglich den Ganztonschritt C-D um einen Viertelton enger. Dadurch beträgt der Abstand C-D eineinhalb Halbtöne, hingegen umfasst die Sekunde D-E einen Abstand von zweieinhalb Halbtonschritten. Die Verwendung des Begriffs Vierteltönige Musik wäre im Fall Deiner vorgeschlagenen Skala also unrichtig. Anders wäre es, wenn z.B. der Ton H um 50 Cent höher (statt tiefer) wäre. Dann wäre der Abstand zum C (VIII) tatsächlich ein Viertelton.

Hi

Das Besondere wäre ja, dass man nicht nur Ganztöne und Halbtöne hätte, sondern auch Vierteltöne und Dreivierteltöne, aber trotzdem nur ca. 7 Noten pro Oktave.

Echte Vierteltonsysteme sind alle selten, westlich und im 20. Jahrhundert entstanden.

Die Skalen die man von westlicher Warte aus irgendwie, etwa im Musikunterricht, mit "Vierteltönen" in Verbindung bringt- wie Maqam und Rag verwenden durchgehend immer relativ wenige Skalentöne also genau so wie in deinem Beispiel. Es gibt keine "gewachsenen"/ "ethnischen" Musiksysteme die frei zwischen etwa ungefähr 20 30 oder mehr Intervallen per Oktave wechseln. Auch gibt es anders als man es oft missversteht keine Musiksysteme, die generell auf "genauere" Intonation geeicht sind als das westliche diatonisch-chromatische System.

Da liegt also ein Missverständnis vor- solche Skalen wie du sie im Sinn hast sind selbstverständlich hochgradig nützlich und kommen in vielen Musiksystemen vor, sogar in alten westlichen (wenn auch da fast immer extrem gut kompatibel mit 12 equal temperament).

Bloß sind die Abweichungen nicht unbedingt 50 Cent.

PS uneindeutige/ tiefe Leittöne und gemischte 4. Stufen (bei dir f/fis) sind z.B. bei mancher Volksmusik, Naturtrompetenmusik sowie auch mancher Banjomusik/ old time music im Gebrauch- so weit zu dass es das westlich auch gibt. Satter 1/4 Komma Mittelton - eine von 1500 bis 1700 übliche Klavierstimmung (Orgel, Cembalo, Clavichord) ist ebenfalls merklich verstimmt und tendiert in Richtung uneindeutigen Leitton.

..oder denk an Blues und die verschiedenen Weisen wie blue notes auf verschiedenen westlichen Instrumenten tatsächlich gespielt oder (Klavier !) gefaked werden.

Wenn das E und das H um einen Viertelton erniedrigt wären, wäre es der Maqam Rast (arabische Tonleiter).
Man müsste mal alle Maqams durchsuchen, ob deine Skala irgendwo dabei ist, oder vielleicht auch die indischen "Sargams".
Im westlichen Raum gibt es meines Wissens keine konkreten Namen für einzelne Skalen aus 7 Tönen.
Wohl aber für Tonsysteme wie zum Beispiel "31edo" (Teilung der Oktave in 31 gleiche Teile).

Das nennt man allgemein Mikrotonalität oder spezifischer Vierteltonalität. Mit letzterer muss nämlich nicht unbedingt gemeint sein, dass dann 24 Töne Leitermaterial rauskommen, sondern nur dass man zum Beschreiben überhaupt auf die (Drei)Viertelton-Ebene gehen muss.

In dem Fall, bei immer noch 7 verschiedenen Leitertönen, könntest Du heptatonische Vierteltonalität sagen oder vierteltönige Heptatonik. ODER vierteltönig heptatonische Skala. Der Begriff der Chromatik liegt von seiner Herkunft her auch nahe, würde aber zu Verwirrung führen.


Weisskuchen 
Beitragsersteller
 20.10.2024, 23:05

@MainSenfdazu

Okay, danke erstmal. Gibt es auch eine konkretere Bezeichnung für das Modifizieren einer Tonleiter durch gezieltes fine tuning oder Verstimmen einzelner Noten dieser oder das Hinzufügen von 'Zwischennoten' aus einer andersstufigen Stimmung generell?

Ich meine, ich kann ja nicht der Erste sein, der auf diese Idee kommt.