Lgbtq radikal?
In einigen Fragen rund um das Thema lgbtq hörte ich sehr oft Dinge wie: eigentlich unterstütze ich dies und jenes, aber in lezter Zeit ist mir die „lgbtq-bewegung" zu radikal geworden.
GF ist jedoch der einzige Ort an dem ich das gehört habe. Im realen Leben habe ich so etwas noch nie wahrgenommen.
Wo kommt es denn vor das Organisation die mit lgbtq in Verbindung stehen radikal werden?
2 Antworten
Queerfeindliche Leute behaupten das, mehr ist da nicht dahinter. Wenn man fragt was gemeint ist, kommt dummes Zeug, die bösen Paraden, oder dass man Kindern davon erzählt dass Queerness existiert oder irgendwelche einzelnen Leute die scheinbar dann für alle sprechen die queer sind (ja, irgendwelche Spinner gibts immer, deswegen sind die meisten trotzdem nicht radikal).
Ist generell dummes Zeug. Und bevor jetzt wer erklärt, wie total radikal nicht alle sind: Quelle. Einfach nur behaupten kann jeder, und ist nichts weiter als Hetze.
Kommt vielleicht drauf an was man damit meint, aber unter radikal verstehe ich schon recht heftige Dinge (weswegen ich das Wort so (absichtlich) überzogen finde). Gewalttaten, langfristiges terrorisieren, Leuten auflauern und ihnen klar machen, dass sie nicht mal mehr zu Hause ihre Ruhe haben. Sowas hilft niemandem.
Radikal heißt, dass du an die Wurzel eines Problem gehst.
Z.B. die Wurzel von Homophobie, diese ist die Heteronormativität uswusf.
Radikale Queeraktivist*innen bzw. auch Queeranarchos aus meinem Umfeld wollen diese Wurzel beseitigen.
Das macht sie radikal. Find ich gut.
Das ganze als Hufeisentheorem zu vergleichen ist viel zu simplifiziert und absurd.
Die meisten Menschen, die sich selbst als radikal vertreten, darunter auch Kommunist*innen und Anarchist*innen (zu letzteren gehöre auch ich), vertreten eben die Meinung, dass man an der Wurzel der Probleme arbeiten und nicht die Pflanze ein wenig zurechtstutzen sollte.
Dazu müsste es erstmal eine tief verwurzelte Homophobie in der Gesellschaft geben und die existiert nunmal nicht. Einzelne homophobe Aspekte sind kein beleg für die Existenz einer allgemeknen Homophobie.
Und das Narrativ der "Heteronormativität" ist ohnehin viel zu vereinfacht.
Es geht dabei nicht um eine tiefer sitzende Homophobie, sondern um das, was Homophobie hervorbringen kann.
Der Gesellschaft schreibe ich keine tiefsitzende Homophobie zu, aber eben das Potential zu dieser. Und dieses Potential gilt es als radikale queere Person zu beseitigen.
Gemessen daran, dass Homosexualität mal illegal war, war Homophobie jedenfalls mal verwurzelt in unserer Gesellschaft. Die Probleme die wir heute noch mit Homophobie (und Queerfeindlichkeit generell) haben, resultieren aus dieser Zeit. Also ja, Homophobie ist Teil unserer Gesellschaft, und äußert sich auch in "harmlosen" Witzen, oder einfach der Verwendung von "schwul" und dergleichen als Schimpfwort. Das ist immer noch etwas, das Jugendliche einfach aufschnappen und machen, weil es in dem Alter so verbreitet ist.
Es heißt nicht, dass jeder homophob ist, zumindest nicht aktiv. Aber dass Homophobie (und generell Queerfeindlichkeit) unsere Gesellschaft durchzieht, und an allen möglichen Stellen zu finden ist, ist ziemlich offensichtlich. Vor allem, wenn man den Müll ständig abkriegt (fängt schon bei so Käse an wie "woher willst du wissen ob du schwul bist, wenn du noch nie was mit ner Frau hattest / wenn du doch noch so jung bist" - Heteros müssen sich sowas nie anhören.
Heteronormativität bedeutet, das Heterosexualität als das gesehen und dargestellt wird, was normal ist und sein soll. Dass das immer noch eine sehr stark vertretene Ansicht ist, kann man schon auf dieser Seite leicht beobachten.
Hört sich wie das typische Argument an, dass Menschen eh immer Verbrechen x begehen werden, deswegen machts keinen Sinn sie dafür zu bestrafen, ändert sich eh nichts.
Ist schlicht Unsinn. Vielleicht kriegt mans nie ganz weg (was aber durchaus möglich ist, egal wie sehr Leute es verneinen, Dinge können sich ändern), aber man kanns definitiv verbessern. Wesentlich besser, als einfach (unbegründet) zu behaupten, dass man eh nichts machen kann, und einfach Ungerechtigkeiten weiter passieren lässt.
Durch die Geschichte hindurch sieht man immer wieder, dass man sehr wohl etwas ändern und verbessern kann. Funktioniert nicht immer, und nie perfekt, aber Verbesserungen sind definitiv möglich. Wenn mans halt probiert.
Eben nicht. Das Potential der Homophobie liegt eben in der binären Geschlechtsordnung, bzw. ihrer Verankerung in den verschiedenen Kulturmaschinen die uns prägen. Auch wenn der Versuch eventuell nicht gelingt, heißt das nicht, dass man dies nicht anstreben kann. Man kann für eine solche Transformation der Gesellschaft, bzw. Individualisierung der Gesellschaft, eintreten.
dass Homosexualität mal illegal war, war Homophobie jedenfalls mal verwurzelt in unserer Gesellschaft.
Da wird ein sehr wichtiges Wort verwendt, nämlich "war". Das heißt Vergangenheit. Es geht nicht um vor 30 Jahren sondern um jetzt.
äußert sich auch in "harmlosen" Witzen
Ah ok. Dann schaffen wir die Comedy am besten direkt ab. Denn Witze bedienen sich immer irgendwelcher Beobachtungen und/oder Stereotypen von Gruppen der Gesellschaft.
Die einzigen radikalen queeren Menschen, die mir hin und wieder begegnen, sind die, die andere queere Menschen ausschließen wollen. Das sind dann z.B. schwule Gruppen, die sich gegen trans Menschen aussprechen.
Wüsste halt nicht, was das mit radikalen Queeren zu tun hat.
Radikale Queere richten sich gegen die Wurzeln der Umstände, die sie eben in der Gesellschaft bedrücken, und wollen diese bekämpfen, ohne auf einen Reformismus zurückzugreifen. So zum Beispiel Heteronormativität oder das binäre Geschlechtssystem etc.
Du hast also meine Antwort nicht verstanden, okay. Es gibt queere Menschen, die andere queere Menschen wortwörtlich auslöschen wollen. Zum Beispiel gibt es homo- und bisexuelle Gruppierungen, die trans Menschen beseitigen möchten. Das ist radikal, und das ist nicht gut.
Das würde ich nicht als radikal bezeichnen, sondern transphob.
Nun, du magst Recht damit haben, dass sich die Bedeutung des Wortes "radikal" vielleicht im umgangssprachlichen Gebrauch, eventuell auch durch die leichtsinnige Nutzung des Wortes durch die Medien, um ein gewaltorientiertes Verhalten zu beschreiben, im Laufe der Zeit ändert.
Es gibt aber kein anderes Wort, um das Packen von Problemen an ihrer Wurzel durch politische Strömungen zu beschreiben. Und dann aber auch die umgangssprachliche Bedeutung auf diese Gruppen anzuwenden, halte ich schlicht für verfehlt und eventuell sogar gefährlich, weil so die Dinge viel zu simplifiziert und in eine Ecke geschoben werden können. Für Konservative und rechte Strömungen sowie den ordnungsschaffenden Staat, der diese Pauschalisierungen benötigt, um gegen sie vorzugehen, eventuell gut, aber es verfehlt einfach die Aussagen, die radikale Gruppen treffen wollen.
Transfeindlichkeit und Radikalität schließen sich nicht aus. Nicht einzusehen, dass Wörter mehr als eine enge Bedeutung haben können, zeugt nicht gerade von Bildung.
Transfeindlichkeit und Radikalität schließen sich nicht aus.
Da hast du wohl Recht.
Nicht einzusehen, dass Wörter mehr als eine enge Bedeutung haben können, zeugt nicht gerade von Bildung.
Im linken Diskurs wird radikal vor allem unter dieser Bedeutung verwendet und auch so verstanden. Natürlich gibt es noch weitere Bedeutungen, dazu habe ich aber oben schon etwas gesagt.
Weiß nicht, warum du jetzt auf mein Bildungsniveau schießt.
Habe meine Meinung übrigens geändert:
Ja, andere queere Personen "auslöschen" zu wollen ist die radikale Schlussfolgerung, die sich aus der Transphobie ergibt.
Wäre ja schön, wenn sie radikal wären.