Leiblichen Vater kontaktieren oder nicht?
Hey Leute,
und zwar haben sich meine Eltern nach meiner Geburt geschieden und ich kenne meinen Vater nicht, da er nicht in Deutschland lebt. Er hatte damals sehr schlimme Dinge getan. Drogen usw., zudem hatte er meine Mutter schlecht behandelt und geschlagen. Hat immer wieder die Wohnung verlassen und sein Ding gemacht, bis er im Knast war und abgeschoben wurde.
Er hatte mich als ich 14 war auf Facebook kontaktiert, woraufhin ich ihn blockiert habe und meinte, dass ich nur meine Mutter liebe.
Mittlerweile bin ich irgendwie der Ansicht, dass ich ihm mal fett meine Meinung sagen sollte. Da ist nämlich so ein Gefühl in mir, es loswerden zu wollen und mal seine Reaktion zu sehen. Ich möchte eine Antwort darauf finden, weshalb man sich 18 Jahre nicht ein einziges Mal darum gesorgt hat, wie es dem eigenen Kind geht. Nicht mal meine Oma oder mein Opa haben nach mir gefragt, hätten sie es gewollt, hätten sie mich finden können, da sie auch wissen wo wir wohnen und alles.
Nun ist meine Frage, ob das eine gute oder schlechte Idee Eurer Meinung nach wäre?
8 Antworten
Schlechte Idee. Du hast deine Meinung von Geschichten deiner Mutter. Er hat dich mit 14 kontaktiert, du hast deinem Alter entsprechend reagiert. Jedoch ging es nie darum, dass du ihn lieben sollst...
Und mit 18 solltest du, wenn du das machen willst, irgendwie nicht so mit Vorurteilen rein. Hör dir an, was er zu sagen hat und denke drüber nach. Und versuche zu verstehen, dass du vielleicht 18 Jahre lang gar keine Ahnung hattest, wer dein Vater ist, wieso er was wie gemacht hat und was er heute darüber denkt.
Das heißt ich kann ihn kontaktieren, aber ohne Vorurteile?
Wenn du das kannst und bereit bist: Ja. Es wäre dumm und würde dir auch keine Ruhe geben, wenn du ihm all deine aufgestauten Gefühle um die Ohren knallst. Wenn es dich wirklich interessiert, was los war, musst du dir auch anhören, was los war. Und er hat mit 14 bereits versucht den Kontakt aufzunehmen, du hast da eben pubertär (verständlich!) reagiert und hast ihn direkt abgeschmettert mit deinen Gefühlen. Und jetzt 5 Jahre später treibt es dich ja noch immer um. Wenn du dir jetzt seine Seite nicht anhörst und auch bereit bist das erstmal in Ruhe anzuhören, wird es dich nicht los lassen.
Und du musst auch immer überlegen, dass jeder sein Paket im Leben zu tragen hat. Du weißt nichts von ihm, du weißt nicht, was ihn damals vielleicht dazu gezwungen hat. Drogen kommen auch nicht von einer super Kindheit und einem tollen Leben. Er war drogensüchtig, er hat Scheiße gebaut, er bereut es vielleicht. Versetz dich auch mal in ihn. Du bist jetzt erwachsen. Wenn du es jetzt nicht kannst, dann warte lieber noch bis du emotional reif genug für das Ganze bist. Das wird nicht unbedingt das Einfachste sein..
eigentlich fühle ich mich bereit und reif dazu, um mir seine Seite anzuhören und ich möchte es irgendwie auch, nur leider möchte meine Mutter nicht, dass ich Kontakt zu ihm aufnehme, sie sagt sie hat mich großgezogen und es wäre halt ungerecht ihr gegenüber, ich kann sie sehr gut verstehen, aber ich fühle mich halt einfach mit einem Fragezeichen im Kopf stehen gelassen
Deine Mutter hat damit nichts zu tun, du solltest aber mit offenen Karten spielen, dass du den Kontakt aufnehmen willst.
Du musst dir überlegen, welche Fragezeichen hast du und warum. Er wird dir vielleicht keine - für dich - gute Gründe nennen. Das "Warum" ist immer schwierig, gerade wenn man so emotional involviert ist. Frag dich, was du genau erwartest. Deinen Frieden damit schließen? Brauchst du ihn wirklich dafür? Willst du ihm einfach deine Gefühle sagen? Was bringt dir das?
Und auch, dass du zwischen den Stühlen sitzt und es auch verstehen kannst, dass es "ungerecht" wäre gegenüber deiner Mutter zeigt eigentlich schon, dass du nicht 100% reif dafür bist. Es geht doch nicht darum jemandem "Schuld" zu geben oder um "Gerechtigkeit".
Für mich ist da unklar, was du dir da genau von erwartest.
Mein Freund hat seinen Vater, der ihn bzw. die Mutter nach der Geburt desKindes verlassen hatte, mal als Erwachsener aufgesucht. Als er Ca 30 war ( nach vorheriger Kontaktaufnahme per Brief / Mail und gegenseitigen Ermutigungen zu dem Treffen)
Aber das Treffen war von beiden Seiten mit Erwartungen überfrachtet. ( Vater soll sich entschuldigen und voall der Reue sein, Sohn soll trotzdem ein erfolgreicher Mensch geworden sein) was beide nicht erfüllen konnten
seitdem herrscht mehr oder weniger Funkstille.
der Sohn fühlt sich ein zweites Mal abgelehnt
Einziger Vorteil war, dass er von zwei halbschwestern erfahren Hat und zu einer hat er jetzt Kontakt (Gelegentlich)
Das ist so gut beschrieben und so läuft es leider viel zu oft. Die Erwartungen sind sehr sehr hoch.
Wenn es dich so sehr beschäftigt und nicht los lässt, nehme Kontakt zu deinem Vater auf, aber erwarte nicht zu viel. Höre seine Version an und bilde dir selbst dein Urteil. Wenn es dir gut tut, sage ihm deine Meinung.
Du kennst ihn nicht, du musst das glauben, was man dir erzählt und jeder kann schön oder schlecht erzählen, aber ob du die Wahrheit wirklich erfahren wirst, ist fraglich.
Schlechte Idee.. du musst damit rechnen, dass du eine heftige Gegenwehr erhältst .. beleidigende Sachen, verletzend, Dinge die dich vielleicht traurig machen, Sachen in denen deine Mutter vielleicht schlecht wegkommt (man weiß nicht was noch so alles vorgefallen ist) .. es könnte sehr traumatisierend sein.
Wenn der Mann deiner Mutter nicht gut tat und sich nie um dich gekümmert hat oder irgendwie Interesse an dir hatte, dann halte ich es für besser, wenn du ihn nicht kennst. Was würde es ändern, wenn du ihn kennen würdest? Was würde es dir geben? Glaub mir, du würdest dich nicht wirklich besser fühlen, weil du seine Sicht der Dinge nicht kennst.
Ich würde es ruhen lassen und ihn aus meinem Leben streichen.
Bin übrigens 19, aber die haben sich so ca. paar Monate nach meiner Geburt getrennt.