Lehramt - Praktikum reines Chaos?
Hallo Leute,
ich studiere Deutsch und Geographie auf Lehramt. Aktuell absolviere ich mein Schulpraktikum (Pflichtpraktikum) an einem angesehenen, großen Gymnasium. Das Gymnasium hat einen sehr guten Ruf, ich habe bisher an 4 Tagen mit anderen Kommilitonen hospitiert und muss sagen, dass mein Eindruck von der Schülerschaft tatsächlich sehr positiv ist. Es sind viele motivierte Schüler, bei denen man merkt, dass sie sich wirklich Mühe geben und den Unterricht wertschätzen. Die Unterrichtsbesuche finden meist in Anwesenheit mehrerer Kommilitonen/Studenten statt. Die meisten kenne ich tatsächlich aus meiner Uni, was ich ganz cool finde, da wir alle am ersten Tag nicht damit gerechnet hatten.
Jetzt fällt mir aber zunehmend auf, dass die Betreuung der Studenten ziemlich mangelhaft ist und man sehr auf sich allein gestellt ist. Es ist alles ziemlich unorganisiert. Uns wurde nur von den Fachbereichsleitern ein Unterrichtsplan der jeweiligen Lehrkräfte in die Hand gedrückt. Der Fachbereichsleiter hat uns noch nicht einmal die vollen Namen der Lehrkräfte aufgeschrieben. Dabei wurde uns schon mehrfach gesagt, dass wir uns bei den Lehrern anmelden sollen, bevor wir in den Unterricht gehen. Das ist natürlich auch verständlich, da nicht jeder gerne spontanen Unterrichtsbesuch hat. Eine Anmeldung per Mail funktioniert aber natürlich nicht, wenn man nicht einmal die vollen Nachnamen der Lehrer kennt und erst recht nicht ihre E-Mail-Adressen. Auch den Online-Zugang für den Vertretungsplan haben wir nicht bekommen, das führte in dieser Woche bereits 3-mal dazu, dass wir wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Klassenraum standen, weil die Stunde ausgefallen ist.
Ist das normal? Welche Erfahrungen habt ihr im Schulpraktikum gemacht?
3 Antworten
Nach mehreren Praktika (und zwei davon waren von der Uni) kann ich dir sagen, dass das ziemlich normal ist.
Bei meinem ersten Praktikum (Gymnasium) war die Mentorin als Ansprechpartnerin da, aber die Organisation haben wir Praktikanten selber gemacht. Außerdem waren die Lehrer sehr kooperativ, aber man sollte sich vorher absprechen wenn man mitgehen möchte. Das fand ich sehr gut, da das auch später für das Ref wichtig sein wird. Den Zugriff für den Stundenplan und das WLAN haben wir bekommen.
An meiner zweiten Praktikumsschule (Gesamtschule) war das leider nicht so. Die Kommunikation war mangelhaft und so kam es am Ende zu einem großen Missverständnis (von deren Seite aus). Wir konnten einfach (ohne vorher zu fragen) uns in den Unterricht setzen, was ich aber ehrlich gesagt als unhöflich empfinde. Da hätte ich mir schon mehr Absprache gewünscht, weil mich das sehr verunsichert hat und die Lehrkräfte auch mal mehr oder weniger kooperativ waren. Die Organisation war grundsätzlich nicht die Beste. Den Zugriff auf den Stundenplan haben wir auch nicht bekommen.
Kommt also etwas auf die Schule an.
Vielen Dank für deine Antwort!
Ich weiß tatsächlich selbst nicht so ganz, was ich von diesen spontanen Unterrichtsbesuchen halten soll. Einerseits sind wir in der Gestaltung unseres eigenen Stundenplans natürlich relativ frei und können daher nicht immer schon am Vormittag absehen, welchen Unterricht wir am nächsten Morgen besuchen werden, andererseits will man als Lehrer wahrscheinlich auch Bescheid wissen, wenn man in seinem Unterricht Besuch bekommt. Ich habe einen Lehrer in Deutsch, der keine Ankündigung wünscht und allgemein sehr entspannt drauf ist. Andere Lehrer dagegen halten einem eine Standpauke, wenn man sie auf dem Schulhof auch nur fragt, ob man ihren Unterricht besuchen könnte.
Ich habe selbst Lehramt studiert und betreue jetzt als Lehrerin selbst Praktikantin.
Die Organisation ist sehr unterschiedlich. Mal wird man mehr unterstützt, mal weniger. Jedoch solltet Ihr selbst viel aktiver werden.
Jedoch sind die Lehrer nicht dazu da. sich nur noch um Euch zu kümmern. Ihr seid doch an der Schule. Fragt dort nach. Fragt im Lehrerzimmer die Kollegen direkt, bei denen Ihr hospitieren wollt. Da muss man keine Mail schreiben.
In der Schule findet man auch einen Vetretungsplan, wo man nachschauen kann, ob und wo die Stunde stattfindet. Und wenn man eben Ausfall hat, fragt man bei einem anderen Kollegen, ob man mal hospitieren kann.
Ich organisiere Stühle auch erst spontan, je nachdem, wie viele gebraucht werden.
Ihr sollt nicht vor dem Lehrerzimmer stehen, sondern hineingehen und dann dort fragen.
Bei Ausfall könnt Ihr genauso dort nachfragen, ob Ihr spontan hospitieren könnt. Klar werden manche ablehnen, aber es werden auch andere zustimmen.
Wenn Ihr den Zugang der Schüler wollt, dann fragt doch sie danach.
Aber das fällt mir seit dem einigen Jahren auf: der Wunsch nach vollständiger Betreuung und immer weniger Selbstinitiative.
Aber das fällt mir seit dem einigen Jahren auf: der Wunsch nach vollständiger Betreuung und immer weniger Selbstinitiative.
Es wünscht sich niemand eine vollständige Betreuung. Aber es wäre eben ganz schön, wenn man auch an die Praktikanten denkt und zumindest die vollen Namen der Lehrkräfte hat. Oder halt einfach das Passwort für den Online-Zugang aufschreibt. Das ist kein Hexenwerk und auch nicht zu viel verlangt. So ist leider alles sehr chaotisch und keiner (weder die Praktikanten noch die Lehrer) weiß so recht, wann er welchen Unterricht besuchen soll. Auch mit Selbstinitiative werde ich nicht aus den 3 Buchstaben im Vertretungsplan einen ganzen Nachnamen erraten können.
Doch, indem man zubringen anderen Lehrer hingeht und fragt.
Was die Kürzel bedeuten, wer die Kollegen sind und dann, ob man bei ihnen hospitieren kann. Ist das so schwierig?
Ich kenne solche Situationen nicht. Mein Schulleiter bestimmte die Betreuungslehrer, und die mussten ihre Aufgaben ordentlich erfüllen.
Ich erinnere mich an einen Kollegen, der diese Aufgabe nicht übernehmen wollte und fragte, warum ausgerechnet ER nun Betreuungslehrer sein sollte. Dazu der Schulleiter: "Da habe ich mir schon etwas bei gedacht." - Die Diskussion war damit beendet.
Die Studenten sollten sich an die Schulleitung wenden. Immerhin muss ein Student/eine Studentin im Praktikum herausfinden, ob die Schule überhaupt der richtige Arbeitsplatz für ihn/sie ist.
Inwiefern sollen wir denn viel aktiver werden? Mehr als uns anzukündigen, können wir ja nicht tun. Oft ist es trotzdem so, dass die Lehrer nicht einmal einen freien Stuhl für einen organisieren - auch wenn man sich den Tag davor angekündigt hat.
Die Lehrer haben wir bereits gefragt.
Das ist ein nett gemeinter Vorschlag, aber in der Praxis leider nicht wirklich brauchbar. Nicht jeder Lehrer ist zu jeder Zeit im Lehrerzimmer, wir sollen ja schließlich auch nicht den Wachmann vor dem Lehrerzimmer spielen.
Dass man den Vertretungsplan auch in der Schule findet, ist mir bewusst. Es ist aber trotzdem ärgerlich, wenn alle Schüler einen Online-Zugang haben und schon im Voraus wissen, welche Stunden ausfallen und die Praktikanten nicht.
Gerade das sollen wir eigentlich nicht machen - das unangekündigte und spontane Auftauchen ist nicht gerne gesehen.