Lebten unter der Islamischen Expansion in Spanien noch Christen oder sind sie alle geflüchtet?

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Spanien war durch die germanische Völkerwanderung geschwächt. Die westgotischen Könige zerstritten. Als die spanische Armee dann im äußersten Norden konzentriert wurde, fielen die Islamisten von Süden zu Tausenden ein, überrannten Spanien. Die spanischen Truppen konnten sich nur im äußersten Norden und Nordosten in die Berge retten.

Es soll das erste Jahr noch ein Zusammenleben stattgefunden haben. Danach war aber Schluss mit Lustig. Die Scharia wurde durchgesetzt, Christen galten als Menschen 4. Klasse (Juden waren 5. Klasse), mussten Schutzgeld bezahlen.

Dann begann die Rückeroberung von Norden aus.

Zunächst konnten die christlichen Truppen bis zum Río Duero ziemlich unbedrängt Land zurückerobern und es wurden viele Christen befreit. Relativ rasch ging es dann noch bis Toledo, was aber insgesamt 300 Jahre dauerte. Dort fand eine Mischung zwischen den Spaniern und befreiten Christen und begnadigten Moslems statt.

Je länger die islamistische Besetzung dauerte und je weiter die Spanier Gebiete im Süden zurückeroberten, desto härter wurden die Kämpfe. Die Moslems ergaben sich nicht mehr und es wurde bis auf den letzten Mann gekämpft.

Als am Ende das Gebiet des heutigen Andalusiens befreit wurde, gab es dort keine Christen mehr. Die Muslime ergaben sich entweder und konnten mit bereitgestellten Schiffen nach Afrika übersetzen oder wurden getötet. Die Städte Andalusiens wurden komplett neu aus Nordspanien besiedelt.

Als es in der Folgezeit jedoch immer wieder zu islamistischen Überfällen (man würde heute Attentate sagen) kam, wurden schließlich die Muslime komplett aus Spanien verbannt.


Gulf98 
Beitragsersteller
 03.06.2025, 22:28

Und wer hat die zweiten und dritten Platz besetzt bei der Menschlichen Klasse? Waren es andere Mauren oder vielleicht Atheisten? Oder gab es vielleicht noch Heiden die das Römische Zeitalter überlebt haben die ebenfalls von den Mauren als ungut für die dortige Besatzung empfunden wurden?

GFernando  03.06.2025, 22:40
@Gulf98

An erster Stelle waren Araber und Syrier, an zweiter die Berber, an dritter die Muladies (kenne den deutschen Begriff nicht, es sind zum Islam konvertierte Christen gemeint), dann Christen und Juden, dahinter Sklaven.

Gulf98 
Beitragsersteller
 03.06.2025, 22:48
@GFernando

Es scheint wirklich eine sehr interessante Zeit im Mittelalter in Spanien gewesen zu sein.

Muslime lebten mit Juden und Christen zusammen, die "Leute der Schrift" wurden zu Dhimmis:

Nichtmuslime zählten zum ahl al Dhimma (Schutzbefohlene). Sie hatten dementsprechend die Dschizya zu zahlen. Die keiner Schriftreligion angehörende („heidnische“) Bevölkerung von al-Andalus zählte als Madschūs.[12] Die Behandlung der religiösen Minderheiten unter dem Kalifat wird in der Forschung und in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Auch über die Sinnhaftigkeit der Verwendung moderner Begriffe wie Toleranz und Gleichheit in Bezug auf die andalusische Gesellschaft besteht keine Einigkeit. Über das tatsächliche Ausmaß der muslimischen Duldung der Juden und Christen bestehen in der Forschung Meinungsverschiedenheiten.
Der Historiker und Literaturwissenschaftler Darío Fernández-Morera sieht in seinem Essay The Myth of the Andalusian Paradise die Annahme eines toleranten, pluralistischen und multikulturellen al-Andalus als modernen Mythos, der sich heute bereits im akademischen Mainstream eingenistet habe, aber in keiner Weise der historischen Realität entspreche. Seine Thesen, die er in seinem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 2016 vertieft hat, sind aber auch vielfach auf Widerspruch gestoßen. (...)
Bernard Lewis weist dagegen darauf hin, dass in al-Andalus ebenso wie in anderen Teilen der islamischen Welt von einer Gleichberechtigung Andersgläubiger keine Rede sein konnte, da dies im islamischen Recht nicht vorgesehen sei.[14] Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der spanische Mediävist Francisco García Fitz, der „die Toleranz im islamischen Spanien“ als einen „multikulturellen Mythos“ bezeichnet: „Unbestreitbar hat es kulturelle Anleihen und Einflüsse und friedliche wirtschaftliche Beziehungen gegeben, aber keine Beziehungen auf der Basis von Gleichheit und voller Akzeptanz der Unterschiede.“[15] Der spanische Literaturwissenschaftler Darío Fernández-Morera kommt in seinem Essay The Myth of the Andalusian Paradise zu dem Schluss, dass die Beziehung zwischen den drei Religionsgruppen durch religiöse, politische und Rassenkonflikte geprägt gewesen sei, die in den besten Zeiten nur durch die tyrannische Durchsetzungskraft der Herrscher unter Kontrolle gebracht werden konnten.[16] Katholiken hätten unter repressiven Maßnahmen wie hoher Besteuerung, Konfiszierung ihrer Güter und Versklavung sowie religiöser Verfolgung zu leiden gehabt.[17] Muhammad I. (823–886) ordnete die Zerstörung aller seit der Eroberung Spaniens 711 neugebauten Kirchen an,[17] (siehe auch Märtyrer von Córdoba 851–859) und seine Nachfolger bewilligten nur selten den Bau neuer oder die Reparatur bestehender Kirchen.[18] Der muslimische Jurist Ibn Abdun sprach sich für die Segregation der Muslime von den christlichen und jüdischen dhimmis aus.[19] Auch die Beziehungen zwischen den christlichen und jüdischen Untertanen waren durch gegenseitige Ressentiments geprägt.[18]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Andalus#Gesellschaft

Da die gewaltsamen Eroberer wie anderswo während der islamischen Expansion zu wenige waren, um die gesamte einheimische Bevölkerung gegen sich aufzubringen, wenn diese geschlossen rebelliert hätte, konnten Christen ihren Glauben behalten, wurden aber wie anderswo auch als Menschen zweiter Klasse mit weniger Rechten behandelt.

Es haben Christen und Juden unter islamischer Herrschaft zusammen gelebt. Sie mussten nur eine Schutzsteuer (Jizyah) zahlen, damit sie im Ausnahmezustand ebenso Schutz genießen.

Woher ich das weiß:Recherche