Kulturschock Deutschland

11 Antworten

Es kommt vielleicht auch darauf an wo du wohnst. Ich lebe in einer Stadt mit 23000 Einwohnern. Hier kennt man sich und ist freundlich zueinander. Früher wohnte ich in einer Großstadt. Anonym und unpersönlich gingen die Menschen miteinander um. Vielleicht gibt es auch Unterschiede weil die Latinos ein ganz anderes Temperament haben.

MichaelSelm  25.06.2011, 14:28

Du hast vollkommen Recht. Es kommt darauf an wo man wohnt.

Ich wohne auch in einer 28000 Einwohner Stadt. Und hier ist es nicht so nett wie bei dir. Hier ist Anonymität im Vordergrund.

Schade drum. Kann ich zu dir ziehen? :-)

Nein. Lass mal. brauchst nicht nach einer Wohnung für mich suchen.

Ich bleibe hier und versuche meinen Ort besser zu machen und mehr Leute dafür zu gewinnen.

Schönes Wochenende.

Gruß Michael

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In Lateinamerika gibt es einen sog. "positiven Rassismus". Das bedeutet, Menschen mit weißer Hautfarbe (blonden Haaren und blauen Augen) werden deutlich positiver wahrgenommen als andere. "Weiß zu sein" entspricht einfach dem Schönheitsideal der meisten Latinos. Zudem stehen Europa und Nordamerika für einen gehobenen Lebensstil. Beides (Aussehen und Status Quo) sind in lateinamerikanischem Denken oft untrennbar miteinander verbunden.

Daher ist es so einfach in Lateinamerika, Freunde zu finden und sich zu verlieben. Die Menschen begegnen einem als Deutschen viel interessierter. Sieht jemand dagegen wie ein "Indio" aus, wird er schnell wie der letzte Dreck behandelt. Dasselbe gilt auch, wenn man als Schwarzer von einer Karibikinsel kommt. Dann ist von der vielgepriesenen lateinamerikanischer Freundlichkeit und Gastfreundschaft nichts zu spüren.

Latinos sind nämlich deutlich berechnender als Deutsche bei der Auswahl ihrer Freunde. "Sage mir, mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist" und "Kleider machen Leute" gilt in Lateinamerika viel mehr als in Deutschland. Deutsche kennen das meistens gar nicht und beurteilen einen Menschen mehr nach Sympathie und Persönlichkeit. Das wird von Latinos im Gegenzug dann schnell als Gleichgültigkeit empfunden. Auch in Deutschland sind die Klassengegensätze größer geworden, aber so ein ausgesprochenes Klassendenken gibt es weniger. In Lateinamerika ist Klassizismus eine Selbstverständlichkeit.

Ich vermute stark, dass deine Mutter einen Deutschen geheiratet hat? ^^

Deutsche Männer sind in der Beziehung oftmals ein wenig blauäugig und in gewisser Weise "unschuldig".

Das ganze Thema ist ein weites Feld und klischeebeladen. ;-)

Ich bin Deutsche, habe aber 2 Jahre im Ausland gelebt. Ich finde auch, dass es schwierig ist in BRD Freundschaften oder überhaupt erstmal Bekanntschaften (!) zu knüpfen. Zieht man in eine neue Stadt, komme ich mir oft so vor, als sei ich erst einmal "Eindringling", wenn ich bei Leuten anfrage, ob wir nicht mal was gemeinsam unternehmen wollen. D.h.: viele freuen sich dann schon darüber, wir unternehmen was, alle sind froh und es war schön. Nur: dass dann was von den Personen zurückkommt, sie dir zeigen, dass sie auch daran interessiert sind dich weiter kennenzulernen, und das nächste Mal vielleicht dich fragen, ob du Lust hast was zu unternehmen, das passiert traurigerweise sehr selten. Zieht man häufig um, kommt man sich dann schnell so wie ein Dauer-Bittsteller vor, der stets geben, sich interessiert und offen zeigen muss, aber trotzdem niemals soviel zurückbekommt wie er möchte. Viele hier scheinen meiner Ansicht nach seit langem ihre "Gruppen" zu haben, in denen sie sich sicher fühlen und die sie soz. "saturieren". No need to get to know new people, to be open, und schon gar nicht dazu, neue Personen, die offensichtlich keine Kontakte haben, in ihre Gruppe aufzunehmen! Das ist traurig, aber ja, man muss versuchen damit klarzukommen. Ich empfehle "Couchsurfing" als Anlaufstelle. Offene Menschen, interessiert, freundlich und locker in der Mehrheit.

Es stimmt, dass der Deutsche an sich etwas zurückhaltend ist. Aber wenn man auf Leute zugeht, offenkundiges Interesse für sie zeigt und auch mehr mit ihnen zu tun haben möchte, ist das überhaupt keine Schwierigkeit. Mich wundert, dass du angeblich noch nie richtige Freundschaften hier hattest, das ist sehr, sehr ungewöhnlich und kann nicht ausschließlich an der deutschen Mentalität liegen.

queso 
Fragesteller
 25.06.2011, 18:53

nene. Auf jeden Fall habe ich hier Freunde in Deutschland. Ich habe nicht behauptet das jeder in Deutschland so abwesend, unfruendlich und kaltblütig ist. Ich kenne sogar Deutsche, die benehmen sich wie " Mexikaner". Völlig Offen und freundlich eben. Aber eben der Deutsche Durchschnitt ist noch lange nicht so offen und freundlich wie in Lateinamerika.

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Ja, das geht vielen Menschen so, die mal eine Zeit im Ausland lebten, also lebten(!). Deutschland ist eine Leistungsgesellschaft (Arbeit, Auto, Haus oder ersatzweise Alkoholkonsum als Leistungsmerkmal), völlig individualisiert und gesellschaftlich unterkühlt bis tiefgefroren.

Woanders wird nicht abendelang über ein Thema diskuttiert, man fragt Fremde nicht zuerst, was sie arbeten oder studieren etc.