Kind an den Glauben heranführen?

17 Antworten

Einen Einfluss auf dein Kind wirst du immer haben, egal ob du ihm von deinem Glauben erzählst, es mit in die Kirche nimmst, mit ihm betest - oder all das gerade nicht tust. Wichtig ist, damit es keine Indoktrination wird, dass du deinem Kind, sobald es das verstehen kann, immer vermittelst: Wenn es irgendetwas anders glaubt oder nicht mitmachen möchte, dann ist das ok, jeder Mensch darf das für sich selber entscheiden. Und dass du deinem Kind einfach insgesamt vermittelt, dass es seine eigene Meinung haben und selbstständig denken darf.

(Dass man ein Kind vielleicht trotzdem mal mit in die Kirche nimmt, obwohl es das langweilig findet, ist, finde ich ok. Auf dieselbe Art, auf die es auch ok ist, das Kind auch mal mit zum Kaffeetrinken mit deinen Freunden zu nehmen, selbst wenn es das langweilig findet. Man sollte das nur nicht ideologisch unterfüttern. Also einfach ganz ehrlich sagen: Ich möchte da jetzt gerne hin, und ich möchte nicht, dass du alleine zuhause bist. Vielleicht ja auch als Kompromiss: Erst gehen wir zusammen in die Kirche, weil ich mir das wünsche, und dann darfst du dir wünschen, was wir danach machen wollen. Hauptsache, die Begründung ist nicht: "Wir gehen in die Kirche, weil Gott das will/man das so macht/..."

Und die meisten Kinder, gerade wenn man sie nicht autoritär erzieht, sondern sie von Anfang an die Erfahrung machen, dass auf sie und ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen wird, nehmen durchaus auch Rücksicht und kooperieren. Wenn dein Kind weiß, du möchtest gerne in die Kirche, dann wird es dir sicherlich auch ab und an den Gefallen tun, mitzugehen, wenn es anders nicht geht. Weil es ja auch die Erfahrung macht, dass du auch manchmal mit auf den Spielplatz gehst, obwohl du da eigentlich gerade keine Lust drauf hast... Wäre jedenfalls meine Erfahrung mit Kindern, die ich allerdings bisher eher beruflich oder als Tante und nicht als Mama hatte.

Und wenn das Kind alt genug ist, um alleine zuhause zu bleiben, dann gibt es keinen Grund, warum ein Kind in der Kirche sein sollte, wenn es das nicht will. Aber das ist bei dir ja noch lange hin...)

Und wenn dein Kind andere Leute kennen lernt, die Atheisten, Agnostiker, Muslime, Buddhisten, Juden, ... sind, dann wird es selbst sehen, dass es viele verschiedene Perspektiven und Meinungen gibt. Es gibt auch schöne Kinderbücher, zum Beispiel von Wieso? Weshalb? Warum?, zum Thema Religionen, die man angucken kann, damit Kinder die Chance haben, verschiedenes kennen zu lernen.

Am Ende ist die Wahrscheinlichkeit natürlich immer hoch, dass Kinder die Überzeugungen ihrer Eltern übernehmen. Aber ich finde, das ist nichts schlimmes, solange sie immer wissen, dass es andere Möglichkeiten geben würde und dass sie das selber entscheiden dürfen und es für die Eltern auch ok wäre, wenn sie irgendwann anders entscheiden.

Ach, und wegen der Taufe: Da du dein KInd noch nicht taufen möchtest, kannst du, wenn du trotzdem ein schönes Fest haben möchtest, entweder mal in der Pfarrei nachfragen, manche Pfarreien bieten auch Segnungsfeiern für Babys an, damit wäre dein Kind in keine Kirche eingetreten, sondern eben bloß gesegnet. Oder es gibt auch freie Ritualanbieter, die so eine Art "Begrüßungsfeier" für ein Baby organisieren ... Kann man sonst ja vielleicht auch selber machen, wenn man sowas mag und dann freut sich die Verwandtschaft, dass trotzdem ein Fest stattfindet.

Kleiner Nachtrag noch: Wenn du deinem Kind irgendwie Glauben vermitteln möchtest, aber ohne es damit zu überrumpeln, kann es eine schöne Sache sein, wenn eine Kinderbibel - unbedingt vorher durchlesen, in manchen stehen manipulative Dinge drin, man muss die also gut aussuchen - im Bücherregal steht. Dann wirst du ja selber sehen, ob das das Lieblingsbuch wird, das immer wieder angesehen und vorgelesen wird, oder ob dein Kind es nach dem ersten Anschauen nie wieder aus dem Regal rausholt. Und später wird das KInd dann die Entscheidung treffen können, ob das einfach ein aufregendes und spannendes Vorlesebuch war oder ob es auch noch auf einer anderen Ebene etwas mit diesen Geschichten anfangen kann.

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Ich finden Deine Frage widersprüchlich.

Kind an den Glauben heranführen?

und

Das möchte ich für mein Kind auf keinen Fall, da sie sich später selbst aussuchen soll,

Das widerspricht sich. Einerseit willst offensichtlich, dass Dein Kind irgendwann glaubt, andererseits soll es dann selbst entscheiden?

Sorry, das ist wie gleichzeitig in zwei Richtungen losfahren wollen.

Wenn Du willst, dass Dein Kind glaubt, dann erzähle ihm das Ding.

Wenn Du willst, dass Dein Kind frei einscheidet, völlig frei, dann tue es erst viele Jahre nicht und später wertfrei und neutral.

Ich finde die Indoktrination von Kindern schlimm und bin mir dessen bewusst, dass mir genau dies passiert ist als Kind.

Ja, dann lass es einfach bei Deinem Kind. Auch mir wurde das bewusst, dass genau das mit mir gemacht wurde und ich habs bei meinem Kind einfach gelassen. Im Gegenteil, bei Thema dem Kind erstmal beigebracht, wie man kritisch hinterfragt, und zwar gerade am Beispiel dieser Inhalte.

Das Endergebnis ist dann natürlich ein anderes als Deine Intention in Deiner Überschrift, an den Glauben herangeführt wurde dabei niemand.

Also, ich sehe das so, entweder, oder.

Ich haderte auch erst mit der Überschrift, aber hoffte, dass sich das im Laufe des Textes dann aufklärt. Ich bekam schon einige super Antworten in alle Richtungen, dass sich die Kinder zb dann ebenfalls für den Glauben entschieden haben, aber auch dass sie selbst Atheisten geworden sind. Ich würde es tatsächlich eher begrüßen, wenn mein Kind frei von den "Einschränkungen" des Glaubens bleibt, aber es gibt leider kein Christentum im light-Format, das in den Kirchen in meiner Umgebung gelehrt wird. Deshalb denke ich, dass ich zwar fragen offen beantworten werde, aber die Kritik auch frei zulassen werde. Kritisches Denken ist mir sogar recht wichtig. Vielleicht erkennt man es an meiner Frage schon, aber ich selbst habe ebenfalls so meine Zweifel am Konstrukt Christentum und Religion im Allgemeinen.

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Kind an den Glauben heranführen?

Ich würde es sein lassen. Meine Eltern haben es bei mir auch so gemacht, sind mir immer ein gutes Beispiel gewesen (und dies auch immer noch) und ich habe, auch ohne dass sie mich in Glaubensdingen beeinflusst hätten, von allein zum Glauben gefunden. Die eigenen Kinder dahingehend beeinflussen zu wollen erscheint mir so, als ob man den eigenen Kindern nicht zutraut, von sich aus zum Glauben zu finden, oder der betreffenden Religion trotz des eigenen Glaubens nicht zutraut, wirklich die richtige zu sein.

Danke für deine Erfahrungen! Finde es schön, was du da schreibst. Ich denke, dass ich mich sehr daran orientieren werde. Und du hast recht, deine Eltern scheinen da einen sehr tollen Weg gegangen zu sein. Vielen Dank nochmal :)

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Glaube ist genau das: Etwas nicht wissen. Damit ist es grundsätzlich falsch, den Glauben als Tatsache zu lehren und das jemand aufzudrücken. Es wird dem Kind wohl nicht schaden im christlichen Glauben aufzuwachsen, wenn er nicht streng dogmatisch gelebt wird.

Aber es bekommt eine Prägung, die es vielleicht später mal stark in Zweifel ziehen könnte und dann viel Zeit mit einer Lösung eines Problems verbringt.

Also meine Mutter hat das so gemacht, wir sind an Weihnachten immer in die Kirche, damit wir (meine Schwester und ich) Kirche am wahrscheinlich schönsten Tag kennenlernen. SOnst sind wir nicht in die Kirche, haben nicht gebetet, oder sonst etwas christliches getan.

Uns wurde alles erklärt, wenn wir eine Frage zu Religion hatten. Mit 14 wurde dann gefragt, ob wir uns taufen und konformieren lassen wollten.

Wir wurden generell sehr offen und frei für alles erzogen, und ich denke im Nachhinein färbt das dann auch auf die religiöse Erziehung ab

Danke für deine Erfahrungen und dass du sie geteilt hast! Das klingt auch sehr vernünftig und genau um diese Freiheit geht es mir ja, habe jetzt schon mehrere Antworten wie diese bekommen und das klingt sehr gut.

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