Karikatur?

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Von Experte Neugier4711 bestätigt

Die Karikatur ,,Der Mann mit den zwei Gesichtern" (französisch: ,,L'home au double visage") ist 1933 in der in Paris erscheinenden französischen Tageszeitung „Le Rempart" veröffentlicht worden. Diese unabhängige Zeitung („Quotidien du matin. Indépendant du pouvoir et de tous les pouvoirs, tel est ce libre journal“) hatte Paul Levy 1933 als Antwort auf Hitlers Machtergreifung gegründet (https://www.autorenlexikon.lu/page/author/134/1346/DEU/index.html ; https://fr.wikipedia.org/wiki/Paul_L%C3%A9vy_(journaliste)).

Autor/Karikaturist: kein Name genannt, Künstlersignatur „e-s“, inhaltlich kann ein Ausdrücken einer Überzeugung des Zeitungsgründers Paul Levy angenommen werden

Adressat: Leser(innen) der Zeitung, darüber hinausgehend die Öffentlichkeit, vor allem die französische Bevölkerung

Ort: Paris

Zeit: 1933, kein genaues Datum angegeben

Bildart: Karikatur

Quellenart: zu einer Untersuchung über die Rezeption nationalsozialistischer Außenpolitik und Propaganda primäres Material

Thema: nationalsozialistischer Außenpolitik und Propaganda

Beschreibung

Die Karikatur ist in den Farben Schwarz und Weiß.

In Seitenansicht sind zwei Männerköpfe und zwei dazugehörige Rumpfhälften mit jeweils einem Bein zu sehen. Die Hälften sind ungefähr in der Bildmitte mit dem Rücken aneinander. Sie gegen zum Teil ineinander über.

An Gesicht, Haar und schmalem Schnurbart auf der Oberlippe unter der Nase ist der Mann in beiden Fällen als Adolf Hitler zu erkennen.

Links (für die Betrachtung) trägt er formelle Zivilkleidung mit einem eleganten schwarzen Anzug. Er wirkt gepflegt und steht ruhig da. Seine Augen sind geöffnet und gerade nach vorn gerichtet. Sein rechter Arm ist halb ausgestreckt. Auf der geöffneten Handfläche sitzt eine Taube.

Rechts sind Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Kleidung und getragene Dinge entgegengesetzt. Seine gerade nach vorn gerichteten Augen sind zusammengekniffen, sein Mund weit aufgerissen, als ob er brüllt/schreit, der Gesichtsausdruck wirkt verzert und aggressiv. Hitler trägt militärische Bekleidung. Auf dem Kopf hat er einen Stahlhelm, auf dem Jackenärmel des ausgestreckten Arms ist eine Hakenkreuzbinde angebracht. In der Hand hält er ein Gewehr. Er hat einen totenkopfähnlich aussehenden Gegenstand umgehängt, wohl eine Gasmaske. An einem Riemem baumelt eine Klingenwaffe (Säbel oder Degen) herab. Sein Bein ist wie zum Marschieren weit hochgehoben, in Art eines Stechschrittes von Soldaten, der einen Ursprung bei der preußischen Armee hat. Der Gesamteindruck ist kämpferisch, hart, angrifflustig und kriegslüstern.

Deutung

Die Karikatur will eine Doppelgesichtigkeit Hitlers hervorheben, wie schon der Titel ,,Der Mann mit den zwei Gesichtern" zeigt. Die Absicht ist die einer Entlarvung eines friedlichen Anscheins.

Die eine Seite Hitlers ist ein Aufttreten als zivilierter, seriöser Politiker mit friedlichen Absichten. Die Taube steht als Friedenstaube symbolisch für Frieden. Der ausgestreckte Arm erscheint wie ein Friedensangebot. Es hat eine Rede Adolf Hitlers (sogenannte Friedensrede) im Reichstag am 17. Mai 1933 und das Vorlegen einer „Friedensresolution“, die vom Reichstag Zustimmung bekam, gegeben.

Diesem Auftreten ist in scharfem Gegensatz die andere Seite entgegengestellt. Hitler ist als aggressiver Mann mit militärischer Kleidung und Ausrüstung dargestellt. Die Waffen (wobei die Gasmaske an Einsatz chemischer Kampfstoffe im Ersten Weltkrieg erinnert und eine Vorstellung von Tod und Verderben entstehen kann) und das Marschieren weisen auf gewalttätige Absichten und Pläne hin, eine Bedrohung durch einen Kriegstreiber.

Der Umstand, dass es sich um denselben Mann handelt und die beiden Teile fest miteinander verbunden sind, legt die Schlussfolgerung nahe, dass der Friedensgeste nicht getraut werden darf.

Eine Befürchtung einer aggressiven nationalsozialistischen Außenpolitik kommt zum Ausdruck. Die Karikatur will auf gefährliche Absichten aufmerksam machen, die nicht aufgrund eines Auftretens Hitler mit Bekundung friedlicher Absichten nach außen gegenüber einer allgemeinen Öffentlichkeit übersehen und vergessen werden sollen. Hitler will den Eindruck vermitteln, Frieden zu wollen und ein verlässlicher Partner für Verhandlungen und Verträge zu sein. Die aus Reden und Schriften bekannte nationalsozialistische Weltanschauuung und die tatsächlichen Maßmahmen stimmen aber nicht damit überein. Dies erweckt Zweifel an der Ehrlichkeit einer angeblichen Friedensbereitschaft.

Im Rückblick kann bei der Doppelgesichtigkeit eine Verschleierung aggressiver Ziele aus taktischen Gründen festgestellt werden. In der nationalsozialistischen Außenpolitik hat es von 1933 bis 1938/1939 eine Doppelstrategie darin gegeben, einerseits aggressive Ziele (wie Aufrüstung, Vorbereitung auf Krieg, Ausdehnung, Eroberung, Unterwerfung, »Lebensraum im Osten«, Vorherrschaft in der Welt) zu verfolgen, sich mit Schaffung vollendeter Tatsachen über den Friedensvertrag von Versailles hinwegzusetzen und in internen Kreisen Anweisungen für Aufrüstung und Kriegsvorbereitung zu geben, andererseits mit Reden, Erklärungen an die intenationale Öffentlichkeit und diplomatischen Maßmahmen Friedensliebe und Friedensbereitschaft zu bekunden, um andere Staaten von einem militärischen Einschreiten gegen Machterweiterung, einen Bruch des Friedensvertrages von Versailles und Expansionsschritte abzuhalten.

Nicht sehr orginelle Karikatur: H. als selbsternannter Friedensstifter und als kriegslüsterner Soldat.

Sachma: DAS (!) erkennst du nicht ?!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung