Kapitalismus Gegenteil?

7 Antworten

Ich würde sagen, von "Gegenteil" kann man in dieser Frage nicht sprechen.

Ganz systematisch: Jeder -ismus ist der Begriff für eine Form der Herrschaft bzw. Macht. Im Kapitalismus herrscht demnach das Kapital, im Feudalismus der Adel, im Sozialismus die ganze Gesellschaft, im Kommunismus die Kommune etc. - Es geht also nicht in erster Linie darum, wer das Geld hat - sondern wer die Macht bzw. die allgemeingültigen Regeln bestimmt. Wenn Du jetzt sagst, die mit dem Geld haben doch auch die Macht, dann ist das zwar oft richtig - aber eben nicht unbedingt. 

Grade im Sozialismus oder weitergehend im Kommunismus geht es ja darum, dass das Geld bzw. das Kapital (Produktionsmittel wie Fabriken, Unternehmen, Land, Rohstoffe etc.) eigentlich allen gehören. Es hat also niemand mehr Geld als andere, sondern den Menschen gehören die wichtigsten Sachen gemeinsam. Das heißt übrigens nicht, dass es gar keinen Privatbesitz gibt (ein weitverbreiteter Irrtum), aber "die Produktionsmittel" (siehe weiter oben) sind Gemeinschaftseigentum.

Was Traveller schreibt, ist auch gut. Anderer Punkt... Und die Behauptung von Saatgut, das wäre "gedankenlos" spricht von weitgehender Kenntnisfreiheit bei Saatgut. Tja...

alashatt  03.05.2015, 13:32

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Saatgut auf dem Gebiet weit mehr Ahnung hat als du. Allein schon, dass du behauptest Kommunismus wäre eine Herrschaftsform, in welcher Geld allen gehört, beweist dein Mangel an Wissen.

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borriquito  23.05.2015, 18:12
@alashatt

Also, erstmal habe ich von "Kapital" geschrieben - das ist nicht gleich Geld, es ist viel mehr - nämlich "geronnener Mehrwert", d.h. die zu Maschinen/Fabriken, Patenten etc. gewordene Arbeitsleistung der Arbeiter, die diese aber nicht vergütet bekommen haben, sondern die sich derjenige, der sie für ihre Arbeitskraft bezahlt, angeeignet hat. (Ich kann Dir nicht verübeln, wenn Dir das jetzt spontan doch etwas zu kompliziert ist - aber so ist es korrekt).

Und: Tatsächlich ist der Anspruch des Kommunismus/Sozialismus nach Karl Marx, dass das Privateigentum an Produktionsmitteln aufgehoben wird, die Produktionsmittel in Gemeinschaftseigentum übergehen, die extremen Einkommensunterschiede eingeebnet und damit die im Kapitalismus zwangsläufig bestehenden Klassengegensätze aufgehoben werden. - Wo das jetzt einen "Wissensmangel" darstellt, kanns Du mir ja gerne mal zu verklickern versuchen, lieber alashatt. :-)

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Snanifo  04.05.2015, 13:40

zu borriquito:

Mit deinem "das Kapital (Produktionsmittel wie Fabriken, Unternehmen, Land, Rohstoffe etc.) (gehören) eigentlich allen" hast du die wichtigste Funktion des Geldes im Kapitalismus, nämlich aus einer investierten Summe mehr zu machen, weggenommen. Darin allein besteht doch die Möglichkeit, die Macht auszuüben(außer natürlich Polizeit und Militär des Staates, der damit genau diese Art der Produktion durchsetzt). Und wenn dann nach deiner Vorstellung alles in "Gemeineigentum" übergeht und wieder für Gewinn gewirtschaftet wird, dann weiß ich nicht, was sich da groß ändert. Es ist doch wichtig, die Produktion anders auszurichten.

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borriquito  23.05.2015, 18:23
@Snanifo

Hmm, ich ahne, wo Du hinwillst mit Deinem Gedanken - aber Du liegst etwas daneben. Wenn alles Gemeingut ist und damit alle gleichmäßig vom Gewinn profitieren, dann üben nicht mehr wenige Menschen Macht über die Mehrheit aus, sondern dann haben wir tatsächlich die Chance auf eine echte Demokratie, vielleicht sogar eine konsensuale Gesellschaft.

Was die Ausrichtigung der Produktion angeht: In der Vergesellschaftung der Produktionsmittel liegt ja bereits eine neue Ausrichtung der Produktion. :-)

Das Prinzip etwas zu investieren (z.B. Arbeit), um im Anschluss an die Investitionsphase mehr zu haben als vorher, ist ja nicht per se schlecht. Wenn Du z.B. ein Haus baust oder ein cooles Projekt für die Schule/Uni etc. vorbereitest, dann musst Du ja auch erst arbeiten und investieren (in Material z.B.), bevor Du die Früchte Deiner Arbeit ernten kannst.

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Kapitalismus und Kommunismus sind paradoxerweise keine Gegensätze, denn auch der Kommunismus agiert kapitalistisch. Kommunismus ist letztendlich nur eine Form des Staatskapitalismus. Auch im Kommunismus muss Kapital gebildet werden, investiert werden und auch der Kommunismus muss wirtschaftlich handeln und Ressourcen so wirtschaftlich wie möglich einsetzen. Der Gegensatz zum Kommunismus ist im eigentlichen Sinne der Individualismus, das wird in der Literatur ab und an ausgeführt.

Der Gegensatz zum Kapitalismus wäre eine Stammesorientierte Jäger- und Sammlergesellschaft ohne Aufbau von Besitz oder Kapital, aber das ist meine eigene Einschätzung.

Saatgut  03.05.2015, 12:53

ziemlich gedankenlos, was du da schreibst

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borriquito  03.05.2015, 13:14
@Saatgut

Gedankenlos? Wie kommst Du darauf? Kann nicht so schwer sein zu bemerken, dass da jede Menge Gedanken hinterstecken... Unglaublich!

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alashatt  03.05.2015, 13:16
@borriquito

Was du da beschreibst, ist kein Kommunismus, sondern der real existierende "Sozialismus", der tatsächlich Staatskapitalismus war. Aber daraus jetzt abzuleiten, dass es Kommunismus wäre, ist sehr gewagt.

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Traveller24  03.05.2015, 14:23
@alashatt

Auch der Kommunismus würde letztenendes in wirtschaftlicher Hinsicht ähnliche Ausprägungen zeigen wie der "real existierende Sozialismus". Eine echte Abkehr vom Kapitalismus gäbe es nur bei bei einer Rückkehr zur einer vorindustriellen Wirtschaftsordnung.

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Snanifo  03.05.2015, 14:41
@Traveller24

Woher weißt du das denn so genau? Du weißt wohl noch nicht mal so richtig, was Kapitalismus ist. Sonst könntest du deinen letzten Satz nicht schreiben. Kapitalismus als Wirtschaftsordnung ist darauf ausgerichtet, aus Geld mehr Geld zu machen, auch in der Produktion. Im Kommunismus, denke ich, müsste die Produktion darauf ausgerichtet sein, die Bedürfnisse der Leute als Maßstab zu haben, nicht nur die zahlungsfähigen Bedürfnisse.

So viel ich gegen den "real existierenden Sozialismus (Kommunismus) sowjetischer Prägung habe, hat dieser doch mit untauglichen Mitteln versucht, dieses umzusetzen. Als Denkanstoß soll nur ein Beispiel dienen: Die Lebenserwartung der der Sowjetunion agehörigen Völker hat sich nach dem Systemwechsel zu Kapitalismus sowohl für Frauen als auch für Männer um mindestens 10 Jahre verringert, so Falin, ehemals Berater von Gorbatschow bei den Gesprächen mit Kohl.

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Traveller24  03.05.2015, 15:05
@Snanifo

Kapitalismus als Wirtschaftsordnung ist darauf ausgerichtet, aus Geld mehr Geld zu machen, auch in der Produktion. Im Kommunismus, denke ich, müsste die Produktion darauf ausgerichtet sein, die Bedürfnisse der Leute als Maßstab zu haben, nicht nur die zahlungsfähigen Bedürfnisse <

Die Ziele sind tatsächlich unterschiedlich, allerdings nicht die Auswirkungen.

Auch eine Kommunistische Wirtschaft benötigt einen Kapitalstock, der aufgebaut und instandgehalten werden muss und möglichst nutzbringend eingesetzt werden muss. Fabrikgebäude sprießen auch im Kommunismus nicht per Zauberkraft aus dem Boden. Gleiches gilt für die möglichst effektive Nutzung von Ressourcen. Wirtschaftliches Handeln ist kein Resultat der Marktwirtschaft sondern der Begrenztheit von Ressourcen, Zeit und Arbeitskraft.

Paradoxerweise führt die Veränderung des Zieles von "Mehr Geld" zu "Stillung der Bedürfnisse des Volkes" eher noch zu einer stärkeren Ausbeutung der Ressourcen und der Arbeiter, denn das Ziel wird plötzlich ein "höheres". Im marktwirtschaftlichen Kapitalismus schieben die Arbeiter Sonderschichten damit der Profit höher wird, im Kommunismus schieben sie Sonderschichten damit die Bevölkerung besser versorgt wird. Gegen ersteres kann man mit Fug und Recht streiken, beim letzteren würde man sich als Arbeiter ja quasi gegen das Volk stellen. Die Rechtfertigung für die Ausbeutung der Arbeitnehmer ist im Kommunismus wesentlich einfacher als im Kapitalismus. Gleiches gilt für die Ausbeutung von Ressourcen. Umweltschutz ist mit Sicherheit höher anzusehen als die Profite einzelner. Aber auch höher als die Bedürfnisstillung des Volkes? Nicht umsonst lagen gegen Ende des 20. Jahrhunderts die am meisten verschmutzten Orte der Welt in ehemalig kommunistisch/sozialistischen Ländern.

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Snanifo  04.05.2015, 13:17
@Traveller24

Du tust in deinem ersten Abschnitt so, als ob es dasselbe wäre, für Privateigentum in Geld zu produzieren und auf der anderen Seite die Produktion am Bedarf auszurichten. Wo besteht denn das Interesse einer planmäßig durchgeführten Wirtschaft, die Umwelt zu versauen? Im Kapitalismus eigentlich auch nicht, aber da gibt es 2 verschiedene Akteure, die dies im eigenen Interesse versuchen zu tun. Zum ersten die Unternehmer, für die Vorschriften für die Umwelt in der Regel Kosten bedeuten, die wegen der Konkurrenz zu minimieren sind. Zum zweiten der Staat, der von Privatwirtschaft lebt, die er ermöglicht und fördert. Von beiden geht das Interesse aus, die Beschränkungen möglichst klein zu Halten, und die Kosten damit auch.

Mir scheint, du bist für den Streik der GDL. Das finde ich ja schon mal gut. Und wenn du im Kommunismus streiken musst, dann werden das die entsprechenden Arbeitenden auch tun. Allerdings denke ich, dann ist an dieser Art des Kommunismus was faul.

In dieser Hinsicht finde ich auch die Trennung der Leute z.B. in Deutschland in einerseits Arbeiter und andererseits Volk recht eigenartig. Gehören die Arbeiter eigentlich nicht zum "Volk"? Und ist das Bedürfnis der Leute, und zwar aller, nicht eine saubere Umwelt? Den letzten Satz hast du dir übrigens erschwindelt. 1. ohne Beleg, 2. hätte ich an so einem "Kommunismus" wahrscheinlich das Gleiche auszusetzen. Zum Streiken habe ich oben schon was gesagt. Ich habe ja nicht behauptet, dass es in einem wie auch immer gearteten Kommunismus keine Probleme gibt. Der Unterschied liegt doch darin, dass die "Probleme" der kapitalistischen Gesellschaft in dieser nicht nur angelegt, sondern notwendige Folgen der Ausrichtung aufs Privateigentum sind. 

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im kapitalismus gibt es umbegrenzten Reichtum, weil das meiste Geld "nur eine zalh auf papier ist" also, z.b. auf dem bankkonto, denn soviel gedrucktes geld, wie insgesamt auf allen bänken ist, gibt es nciht, also sprich: es ist virtuelles Geld

Beim sozialismus arbeitet jeder für jeden, möchtest du also zum beispiel das neue Galaxy s6, dann nur wenn alle anderen auch ein neues galaxy s6 bekommen

also ja, ich denke schon das sozialismus das gegenteil von kapitalismus ist

borriquito  03.05.2015, 13:00

Mmm, die gute Absicht ist erkennbar. :-) Aber ich empfehle tiefergehende ökonomische Lektüre...

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Kommunismus. Laut des Gesetzes der Negation der Negation von Marx wird sich jedes System irgendwann auflösen und schlussendlich lief dies dann auf den Kommunismus hinaus. Denn: Kommunismus = keine Regierung, alle Menschen sind gleich, Gesamteigentum an Produktionsmitteln usw.

liquorcabinet  03.05.2015, 11:59

Keine Regierung fällt unter den Kommunismus? Ich dachte das betrifft Anarchismus?

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borriquito  03.05.2015, 12:57
@liquorcabinet

Der Versuch, Anarchisten mit Kommunisten theoretisch zu versöhnen (nachdem Marx dem Anarchismus sehr fundiert aber mit einer gehörigen Portion Arroganz das theoretische Licht ausgeblasen und sie aus der 1. Internationale gejagt hat) ist derzeit groß in Mode. :-)

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alashatt  03.05.2015, 13:19
@borriquito

Was heißt derzeit? AnarchistInnen und KomunistInnen hatten schon immer das gleiche Ziel. Sie streiten sich höchstens über den Weg dahin, wie auch bei der Ersten Internationale. Marx hat die Pariser Kommune als Diktatur des Proletariats bezeichnet, so eine sollten sowohl AnarchistInnen als auch MarxistInnen anstreben. Hör besser auf hier antikommunistischen Unsinn zu verbreiten.

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Snanifo  03.05.2015, 14:52
@alashatt

Ich denke, Marx hat schon seine Gründe gehabt, AnarchistInnen anzugreifen oder sogar mehr. Er hat seine Analyse der kap. Produktionsweise nicht deshalb gemacht, die Repression in dieser abzuschaffen, sondern durch die Bloßstellung der Produktionsweise, Produktion für mehr Geld, das er einen Fetisch nannte, diese für den Menschen für zerstörerisch zu kennzeichnen. Insofern streben AnarchistInnen und KommunistInnen beide die Abschaffung der kap. Produktionsweise an, allerdings die ersteren einfach das Gleiche wie bisher ohne Chefs und Staat, die Komm. die Abschaffung der Produktion für Geld.

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alashatt  03.05.2015, 15:09
@Snanifo

Der Grund war ganz einfach: Marx glaubte an eine Machtübernahme der Proletarier, Bukanin wollte den Staat sofort ablösen. Heute wissen wir, Marx hat nie eine Doktrin aufgestellt, sondern selbst die Pariser Kommune, die auch von AnarchistInnen gelobt wird, positiv angesehen. 

"Insofern streben AnarchistInnen und KommunistInnen beide die Abschaffung der kap. Produktionsweise an, allerdings die ersteren einfach das Gleiche wie bisher ohne Chefs und Staat, die Komm. die Abschaffung der Produktion für Geld."

Eine neue Produktionsweise sowie eine Gesellschaft ohne Hierarchie wollen beide. Man darf auch nicht von dem Anarchismus/Marxismus ausgehen, es gibt innerhalb des Anarchismus' zahlreiche Strömungen, die auch für die Abschaffung des Geldes sind.

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Snanifo  04.05.2015, 13:30
@alashatt

Das ist natürlich alles sehr verkürzt gesagt. Aber dass Marx eine "Gesellschaft ohne Hierarchie" wollte, denke ich eher nicht. Ich denke, das ist das Ziel der Anarchisten. Marx hatte immerhin die Proletarier nicht nur Europas dazu aufgehetzt, die Produktion in ihre eigenen Hände zu nehmen. Und zwar ausgehend davon, dass sie im Kapitalismus diejenigen sind, die die Werte produzieren, also potenziell die Macht darüber: Generalstreik, Einzelstreik wie die GDL. Welche "Hierarchien" sich nachher auftun, ist einfach eine andere Frage. Der Zweck ändert sich doch entscheidend von Privatproduktion, um aus Geld mehr Geld zu machen, zu gemeinschaftlich organisierte Produktion, für die Bedürfnisse der Produzenten, sprich in altem Jargon die Proletarier, heute die Arbeiter und Angestellten.

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Dasc Gegenteil vom Kapitalismus ist der Sozialismus, erst recht aber der Kommunismus.

Tatsächlich  ist der Sozialismus nicht die eigentliche Alternative zum Kapitalismus, denn er ist im Grunde genommen nur ein Transitstadium, sollte es zumindest sein. Die eigentliche Alternative  ist der Kommunismus, den es übrigens bis jetzt nirgendwo in der Welt gab.