Kann Methanol auch entstehen, wenn man Alkohol herstellt ohne ihn zu brennen?

4 Antworten

Ethanol und Methanol entstehen in jedem Fall bereits bei der Gärung, bei der Destil­la­tion ist es eigentlich das Ziel, Ethanol anzureichern und Methanol abzuscheiden. Inkompetente Destillation verfehlt dieses Ziel; im schlimmsten Fall kann Methanol sogar angereichert werden.

Entsprechend kann Methanol auch in Wein auftreten. Je nachdem, welches Mate­ri­al man vergärt, ist die Gefahr größer oder kleiner — beide entstehen aus Kohle­hydra­ten, wobei Glucose und Sacharose Ethanol, Pektine aber auch Methanol er­ge­ben. DieMethanolengen hängen aber von den Details der Gärung ab, also mit wel­chen Mikro­orga­nis­men Du arbeitest und vor allem bei welcher Temperatur. Typi­sche Weine enthalten nur wenig Methanol (grob 0.1% bis 1% der Ethanol-Men­ge) und können daher keine Vergiftungen bewirken.

Methanolvergiftungen mit selbstgebranntem Fusel gehen normalerweise auf In­kompe­tenz in allen Einzelschritten zurück, von der Vergärung über die Filtration bis zur Destillation. Nichtdestillierte Schnapsoholika enthalten selten genug Methanol für eine Vergiftung, aber die Gefahr ist etwas höher in tropischen Ländern, wo zwangs­weise bei höherer Temperatur vergoren wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Das entsteht bei der Gärung, nicht beim Brennen. Und beim Brennen wird Methanol gegenüber Ethanol nicht angereichert. Gefährliche Konzentrationen von Methanol entstehen durch Zusatz des Stoffes in betrügerischer Absicht.

https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_37_spirituosen/ue_2012_spirituosen_methanol.htm

Woher ich das weiß:Recherche
PeterKremsner  19.08.2018, 16:42
Und beim Brennen wird Methanol gegenüber Ethanol nicht angereichert.

Doch tut er.

Methanol hat einen Siedepunkt von 65°C und Ethanol von 78°C daher konzentriert sich der Methanol im Vorlauf.

Der Vorlauf wird abdestiliert und gelangt nicht in die Flasche, das Trinken des reinen Vorlaufs kann aufgrund des hohen Methanolgehaltes tödlich sein, allerdings riecht der Vorlauf stechend und nach Kleber, weswegen man den gar nicht wirklich trinken kann.

Der von dir verlinkte Artikel beschreibt nur die Praxis, dass es Leute gibt welche den Schnapps strecken und das wird dann mit relativ reinem Methanol gemacht welcher dann den Geschmack selbst nicht stark beeinflusst. Der Vorlauf wird aber auch bei solchen Produkten nicht wirklich dem Endprodukt beigemischt, weil er wie gesagt einfach schlecht riecht und auch nicht gerade gut schmeckt.

Theoretisch könnte man den fertigen Schnapps wieder mit dem Vorlauf mischen, was dann natürlich auf die Gesamtmenge betrachtet einen ungefährlichen Methanolgehalt ergibt, allerdings schmeckt das Endprodukt dann wirklich ekelhaft.

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cg1967  20.08.2018, 05:34
@PeterKremsner

Der Vorlauf wird nicht wegen seines Methanolgehalts abgetrennt, sondern, wie du richtig schreibst, wegen seines schlechten Geruchs und Geschmacks. Beides wird nicht durch Methanol verursacht (dieses soll wie Ethanol schmecken, es riecht wie Ethanol), sondern hauptsächlich durch Acetaldehyd. Dieses ist sowohl bei der sensorischen wie auch bei der chemisch-analytischen Trennung zwischen Vor- und Hauptlauf Markerstoff. Eine Unterscheidung zwischen Vor- und Hauptlauf anhand der Kopftemperatur halte ich beim Schnapsbrennen angesichts des extrem kleinen Vorlaufanteils für aussichtslos, es sei denn, man will Neutralalkohol herstellen.

Im Übrigen ist ein Unterschied in der Siedetemperatur zwischen zwei Stoffen von 13 K für eine saubere Trennung sehr gering, vor allem da man es mit binären bzw. ternären (soweit mir bekannt) Azeotropen (mit noch geringeren Siedetemperaturdifferenzen) zu tun hat. Da sind Diagramme zur Flüssigkeit/Dampf-Zusammensetzung über die Temperatur und theoretische Böden interessanter. :-)

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PeterKremsner  20.08.2018, 13:10
@cg1967

Der Vorlauf wird zwar nicht wegen dem Methanolgehalt getrennt, allerdings ist der Vorlauf alleine giftig, der Methanolgehalt ist in diesem eben besonders hoch und auch Acetaldehyd und auch Ethylacetat sind in größeren Menge nicht gerade gesund.

Die Unterscheidung zwischen Vor und Hauptlauf wird auch nicht über die Temperatur gemacht, aber man riecht den Unterschied eindeutig heraus. Die Temperatur kann jetzt je nach Destiliertem Material unterschiedlich sein, liegt aber meistens irgendwo bei 70-80°C.

Natürlich ist auch noch Methanol im Hauptlauf enthalten, aber meines Wissens befindet sich im Vorlauf ein relativ hoher Methanolanteil, weswegen der, wenn man vom Geschmack absieht, auch nicht trinkbar ist.

Mein Onkel besitzt eine eigene Schnapsbrennerei und von daher kenne ich die einzelnen Destillationsphasen, hab da auch schon öfters mal mitgeholfen.

Erst wenn das Acetaldehyd abdestiliert ist kommt der Hauptlauf drann. Zwar enthält der Vorlauf bereits selbst sehr viel Alkohol (meist ein höherer Ethanolgehalt als der Hauptlauf), allerdings liegt das meines wissens daran, dass man auch das Acetaldehyd abdestilieren will und das hat beinahe den selben Siedepunkt wie Ethanol. Mein Onkel hat mir das so erklärt, dass der Beginn des Vorlaufs relativ neutral riecht und das das hauptsächlich Methanol sei. Die Mitte des Vorlaufs riecht dann intesiv nach Kleber (Acetaldehyd) und der Geruch nimmt dann immer weiter ab.

Die Kunst des Brennens ist jetzt diesen Zeitpunkt zu erkennen und so den Hauptlauf vom Vorlauf zu trennen, sowie die gesamte Menge richtig zu heizen, die Temperatur im Kessel darf nicht zu schnell ansteigen, weil sonst zum einen der Schnaps an Geschmack verliert und zum anderen die Übergänge, Vorlauf, Hauptlauf und Nachlauf zunehmend verschwimmen.

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Methanol entsteht immer bei der Alkoholproduktion egal ob man den Alkohol brennt oder nicht.

Der Methanolgehalt von nicht destiliertem Alkohol ist allerdings sehr gering, das Problem der Methanolvergiftung ergibt sich erst durch die Destillation weil sich der Methanol dann im Vorlauf konzentriert.

Ja, bei der natürlichen Gärung entsteht auch Methanol und andere Fuselalkohole.

Gefährlich wird es erst, wenn bei der Destillation das Methanol konzentriert wird (sog. 'Vorlauf' wegen etwas geringerem Siedepunkt von Methanol).