Jugendweihe antitheistisch?
Bezogen auf die historische Bedeutung, dessen Verwendung in der DDR aber auch die heutige gelebte Tradition: ist eine Jugendweihe eine antitheistische Veranstaltung? Kann man den Verein "Sächsischer Verband für Jugendarbeit und Jugendweihe e.V. " als Antitheistisch sehen?
Mir geht es bei der Frage explizit nicht darum, nur festzustellen, Jugendweihe wäre Atheistisch. Sondern konkret darum, ob damit eine Ablehnung theistischer Weltanschauungen einhergeht und Jugendliche, die an einer solcher Veranstaltung teilnehmen, sich dazu bekennen oder dazu angeleitet werden.
Zur Klärung des Begriffs vorab: Antitheismus ist eine Weltanschauung, die den Glauben an Gott oder Götter als unsinnig betrachtet und manchmal sogar als schädlich oder gefährlich einordnet. Ein starker Vertreter in der Literatur dazu wäre Richard Dawkins.
7 Antworten
Wie der Theologe Thorsten Dietz erst letztens meinte, war die Jugendweihe der FDJ insbesondere dafür gedacht Konfirmation und Firmung zu ersetzen. Demzufolge wäre es richtiger sie antikirchlich zu nennen.
Aus Wiki:
"Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) hebt hervor, dass die Jugendweihe im humanistischen Umfeld nicht lediglich als Alternative zu kirchlichen Ritualen verstanden werde, sondern gezielt gegen das Christentum als solches gerichtet sei. In diesem Sinne werde sie – trotz aller weltanschaulichen Toleranzbeteuerungen – dazu instrumentalisiert, die Jugendlichen hin zu einem atheistischen Weltbild zu erziehen.
Des Weiteren wirft dieselbe Zentralstelle allen Jugendweiheanbietern einen verharmlosenden Umgang mit der Jugendweihetradition in der früheren DDR vor."
Nein.
Die Jugendweihe ist eine Veranstaltung, die einen feierlichen Rahmen bietet für einen Schritt ins Erwachsenenalter. Mit Gott hat das nichts zu tun - gegen Gott auch nicht.
Und ja, ich hatte Jugendweihe. In der DDR. Gott fand dort keinerlei Erwähnung. Mithin ist meine Antwort also ein klares NEIN.
Atheistisch - ja, antitheistisch - nein.
Indirekt antitheistisch und antikirchlich, denn indem man ein "Kontrastprogramm" anbietet, das nicht die Voraussetzungen von Firmung und Konfirmation verlangt (die gibt es nicht einfach so, sondern denen geht Wochen von Vorbereitung in den Religionsstunden der Schulen voraus), wirkt man automatisch gegen den Glauben, selbst wenn man "Gott" oder "Glauben" nie in den Mund nimmt - es reicht schon klarzumachen, daß die letztlich überflüssig sind. Den Kids ist es egal, von wem oder weswegen sie eine Feier spendiert kriegen - in jeder Fassung geht es mehr um die Feier und die Geschenke als um irgendwelche Inhalte - aber bei den religiösen ist halt immer der Pferdefuß verankert, daß die Jugendlichen dann bitte auch weiterhin in dieser Kirche bleiben und die jeweiligen Glaubensinhalte weiter glauben sollen. Während die Jugendweihe bedingungslos ist.
Nein.
Die Jugendweihe hat man nicht nur in der ehemaligen DDR gefeiert. Die Tradition ist viel älter, es gibt sie bereits seit 1852.
Außerdem ist sie nicht gegen irgendetwas, sondern für diejenigen eine gute Alternative, die nicht religiös sind. Sie ist nicht gegen Religion, sondern hat einfach nichts mit irgendeiner Religion zu tun, sondern stellt eine Alternative dar.
Für die Kirchen ist jede "Alternative" die keine Kirche (mehr) braucht, automatisch ein Feindbild. Vor ungefähr 30 Jahren wurde bei uns der erste humanistische Kindergarten aufgemacht, von der Reaktion der örtlichen Kirche hätte man meinen können, das Abendland geht unter, weil "Nichtreligiöse" die Erlaubnis bekommen, armen kleinen Kindern den Glauben vorzuenthalten! Heute kräht kein Hahn mehr danach, den KiGa gibt es immer noch und inzwischen sind weitere dazugekommen.
Es geht um den Übergang vom Kind in das Erwachsenenalter
Die Jugendweihe wurde ausdrücklich als Gegenstück zur christlichen Firmung/Konfimation etabliert und von Kommunisten, "Sozialisten" und Nationalsozialisten praktiziert.
Natürlich gibt es auch in anderen Völkern Riten zum Eintritt in das Erwachsenenalter, welche sich historisch gestaltetet haben. Die Jugendweihe hat solche Tradition nicht.
Da Kinder mit 14 religionsmündig sind, können sie auf diese Idee kommen. Eine Firma die großzügige Werbegeschenke anbietet, ist automatisch "beliebter" als eine, die keine im Angebot hat, nicht wahr? Der Pferdefuß - Abokosten, in diesem Fall Kirchensteuer - folgt erst viel später.
Jugend ist die Zeit der spontanen Schwärmereien, und für ein Kind das ohne Religion (der Eltern) aufgewachsen ist, könnte die Idee irgendwo beizutreten, schon eine gewisse Verlockung sein. Weihnachten, Krippenspiele, Geschenke - alles Dinge die speziell Kinder beeinflussen sollen. Und ein Neidgefühl bei denen erzeugen, die "außen vor bleiben müssen", weil sie nicht getauft sind, keine Mitglieder im Verein sind. Das sind so subtile Manipulationen, in denen die Kirchen seit altersher Meister sind. Effektiv vor allem da, wo die meisten Kinder tatsächlich noch in irgendeiner Kirche sind, aber wo die meisten ebenfalls keiner Glaubensgemeinschaft mehr angehören, verpufft dieser Effekt.
Ja, die Kleriker sind Meister der Manipulation - da stimme ich dir zu - und sie sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, die Gläubigen auszunehmen. Das beste Beispiel sind die Ablassbriefe. Eigentlich heißt es: „Zuerst die Ware, dann das Geld.“ Doch die Kirche schafft es, Geld zu nehmen für eine Ware bzw. Leistung, die man angeblich posthum bekommt. Eine tolle Geschäftsidee.
Aber was Weihnachten angeht, ist es schon lange für sehr viele ein Familienfest ohne religiösen Bezug. Geschenke bekommen auch nicht christliche Kinder. Dasselbe gilt für Ostern. Beide Feste haben ohnehin einen „heidnischen“ Ursprung und die Christen haben sie einfach für sich vereinnahmt.
Es gibt jede Menge Dinge, die nichts mit Kirche und Religion zu tun haben. Z.B. der Mathematikunterricht oder ein Fahrradgeschäft oder eine Urlaubsreise.
Aber das ist natürlich keinerlei Grund, so etwas nicht zu machen.
Also, wer das Bedürfnis nach so einem "Jugendfest" hat, der soll ruhig teilnehmen.
Allerdings, seit Verschwinden der SED macht das Fest so viel oder wenig Sinn wie ein Rock-Konzert. D.h. man könnte gut darauf verzichten.
Für was brauchte man eine "Weihe" als Alternative ?