Ist es normal, dass man Mathe kann oder nicht?

7 Antworten

Nur weniges hat in Deutschland einen so schlechten Ruf wie die Mathematik. Aus der Einleitung des Buches

https://www.amazon.de/Mathematik-Mathematikern-Problemen-Unendlichkeit-Verst%C3%A4ndlichkeit/dp/3528267836

„Ganz furchtbar ist es mit den Politikern. Wenn ein Landrat oder ein Minister eine Mathematiktagung eröffnet, kokettiert er richtig damit, dass er schon in der Schule in Mathematik schlecht war und von unserer Wissenschaft rein gar nichts versteht. Ein Skandal! So ein Mann würde sich doch nie trauen, bei der Eröffnung eines Anglistenkongresses zuzugeben, dass er kein Englisch kann.“

Tatsächlich ist Mathematik sicher nicht einfach, aber auch nicht schwieriger als Englisch oder Deutsch. Wichtig ist, dass sich der Schüler/die Schülerin auf eine andere, eine abstrakte Sprache einläßt und versteht dass es während er oder sie Mathematik betreibt nur erlaubt ist in dieser Sprache zu sprechen. In der Mathematik bleibt nun mal kein Raum für Interpretation, für ein "möglicherweise" oder ein "sowohl als auch".

Leider kommt diese mathematische Sprache im Unterricht zunehmend zu kurz. Sie wird auf dem Altar einer falsch verstandenen Anwendungsorientierung geopfert. Damit kommen oft interessante Konstrukte zusammen, wie z.B. die "liberale" Anwendung des "=" Zeichens. Anwendungsorientierung ist gut, wenn die Basis sitzt. Wer die Sprache verstanden hat, kann sie auch anwenden. Wer nach Schema F Anwendungsbeispiele falsch behandelt, kann logischerweise die Sprache nicht.

Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder und jede der oder die nicht gerade eine medizinische Einschränkung wie z.B. Dyskalkulie hat mindestens ein "ausreichend" oder ein "befriedigend" in Mathematik erreichen kann. Für ein "gut" erfordert es mindestens viel Lernen oder viel Spaß an der Sache, für ein "sehr gut" ein gewisses mathematisches Talent. Ich hatte übrigens für einen großen Teil meiner Schulzeit und auch in der Abschlußprüfung ein "gut" in Mathematik.

Wechselfreund  16.10.2023, 15:48

Danke! Da erübrigt sich meine Antwort!

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ZiegemitBock  16.10.2023, 16:04

Richtig. Wobei Talent auch wieder viel mit Selbstvertrauen und Ermutigung zu tun hat. Und nicht zuletzt mit Interesse und Leidenschaft.

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Denn es gibt Leute, die Mathe können und andere, die es nie begreiffen werden.

Was Du da schreibst, ist nicht nur orthographisch falsch. Niemand fällt aus der Wiege und "kann" Mathe und niemand, der nicht an einer geistigen Einschränkung leidet, wird es nie begreifen. Es ist nur so, dass die Lehrmethoden an unseren Schulen nicht allen Schülern entgegenkommen. Und gerade im Fach Mathematik kann man schnell den Anschluss verlieren und das führt dann dazu, dass sich das Defizit über Jahre hinzieht. Und außerdem verliert ein solcher Schüler die Zuversicht, was zu weiteren Hemmungen beim Lernen führt.

Ich habe erst in der Oberstufe entdecken dürfen, dass Mathe eigentlich Spaß machen kann. Und habe sehr bedauert, dass mir dieses Fach in frühen Jahren durch Lehrkräfte vermiest wurde.

bei mathe geht es meistens darum es zu verstehen selbst wenn es sehr kompex ist aber man es versteht kann man es auch anwenden. es gibt aber die die dann eine mathe schwäche haben die haben dann probleme so schwierige sachen zu verstehen und dann auch anzuwenden. bei jeden ist es aber auch immer anders wie schnell man es begreift und dann anwenden kann

Ich frage mich immer, wie das wohl in anderen Ländern, vor allem in Ostasien ist!

Denn 'Mathe kann man, oder nicht' ist wohl ein Satz, den man vor allem in D sagt, oder hört, aber NICHT in der ganzen Welt! Nur hier ist (soll es?) üblich (sein), dass erfolgreiche, teilweise sogar gebildete Menschen damit 'kokettieren', dass sie 'Mathe nie verstanden haben'!

In Ostasien gelten Leute, die gut in Mathe sind, nicht als 'talentiert', sondern als 'fleißig', weshalb niemand freiwillig herausposaunen würde, dass er von Mathe keine Ahnung hat, weil man sich ja damit als 'faul' outen würde!

Wenn jemand schlecht in Mathe ist, sollte er es mMn sich erstmal von jemandem richtig erklären lassen und dann etwas Zeit zum Üben aufwenden! Super gut wird man dadurch vllt nicht, aber son paar Grundfertigkeiten sollte jeder hinbekommen!

ZiegemitBock  16.10.2023, 16:00

Deutschland ist ja auch das Land, in dem man "singen kann" oder nicht, "malen kann" oder nicht, "tanzen kann" oder nicht. Denn in Deutschland gilt es nicht als erstrebenswert, etwas zu lernen, man muss es einfach (durch göttliche Eingebung?) können, fertig! Dass sich Fertigkeiten, auch die künstlerischer Art, erlernen lassen, ist den immer noch tief im mythisch-mystischen verhafteten Deutschen nur schwer begreiflich zu machen.

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Spikeman197  16.10.2023, 16:12
@ZiegemitBock

hmm, mag sein, finde ich aber trotzdem nicht vergleichbar.

Wir haben teilweise ein antiquiertes BildungsIdeal, bei dem hoch angesehen ist, wenn man Goethe oder Shakepeare zitieren kann, es aber überhaupt kein Problem ist mit Bruch/ProzentRechnung oder ÄquivalenzUmformungen auf dem Kriegsfuß zu stehen! Dabei fußt unser gesamter wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Erfolg auf Leuten, die genausowas aus dem Ärmel schütteln!

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ZiegemitBock  16.10.2023, 16:19
@Spikeman197

Naja, ich kann zwar Goethe und Shakespeare zitieren, aber kaum jemand erkennt die Zitate wieder... so weit ist es mit unserer bürgerlichen Bildung auch nicht her.

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Das kommt ganz darauf an. Es ist sicher von Natur aus gegeben, dass man ein Talent hat oder nicht. Ob man das dann ausschöpft, ist die andere Frage. Das heisst aber nicht, dass Leute, die die Veranlagung vielleicht nicht haben, nicht auch gut in Mathe werden können. Es gibt Menschen, denen es leicht fällt, logisch zu denken, andere haben ein super Vorstellungsvermögen oder können gut Sprachen lernen. Ein gewisses Talent wird in jedem Bereich mitgegeben, man kann aber auch viel von Aussen beeinflussen

ZiegemitBock  16.10.2023, 16:02

So sicher ist das mit dem Talent auch wieder nicht. Frühkindliche Einflüsse spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ich sage immer: Wenn Ihr wollt, dass Euer Kind in einer bestimmten Sparte gut ist, lobt es! Mit der Zuversicht wächst das Vertrauen in sich selbst und damit auch die Fähigkeiten. Talentlosigkeit ist in den allermeisten Fällen einfach nur Mutlosigkeit.

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Toffifee06  16.10.2023, 16:55
@ZiegemitBock

ich habe ja geschrieben, dass viel von Aussen beeinflusst wird. Und doch, oftmals ist es so, dass jemand der z.B. beide Eltern als Mathematiker hat (Somit habe die Eltern schon einen sehr guten Umgang mit Zahlen) auch gut mit Zahlen umgehen KÖNNTE, wenn er das will

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